Laut eigener Audiobotschaft

Lukaschenko als Vermittler: Prigoschin dreht um & bläst Putsch offenbar ab

Welt
Lukaschenko & Putin: beide Kremlin.ru, Wikimedia Commons, CC BY 4.0; Prigoschin: Screenshot Telegram; Komposition: Der Status.

Nur einen Tag nach der Eskalation innerhalb der russischen Führungsriege, welche die Welt in Atem hielt, scheint der große Aufstand wieder vorüber zu sein. Der Oligarch und Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, kehrte laut eigenen Aussagen wieder um und begibt sich zurück an seinen Stützpunkt, um Blutvergießen zwischen Russen zu vermeiden. Als Vermittler soll der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko aufgetreten sein.

Lukaschenko brachte Söldnerchef wohl zu Umkehr

Die Transatlantiker-Blase war bereits aus dem Häuschen und spekulierte mit einem raschen Putin-Sturz. Tatsächlich fuhrt der Wagner-Konvoi innerhalb eines Tages hunderte Kilometer nach Norden und befand sich zuletzt etwa 200 Kilometer südlich der Hauptstadt. Auf der Marschroute kam es praktisch zu keinen ernsthaften Gefechten, dafür gab es ein verbales Wettrüsten, das manche Beobachter bereits über einen Bürgerkrieg innerhalb der russischen Elite spekulieren ließ. Nun scheint die Sache aber wieder vorüber, ehe sie so recht startete. 

Dies ergeht zumindest aus eine Audio-Botschaft, welche Prigoschin über Telegram lanciert haben soll. Darin sagte er: "Unsere Kolonnen drehen um und marschieren zurück in Richtung unserer Lager, so wie eigentlich der Plan war." Damit schien er zu bestätigen, worüber weißrussische Quellen schon zuvor berichteten: Nämlich dass des dem dortigen Präsident Alexander Lukaschenko gelungen sei, den Wagner-Chef davon zu überzeugen, seinen Marsch auf Moskau zu stoppen. Auch weitere Schritte zur "De-Eskalation der Spannungen" seien ausgemacht worden. 

Wollte Prigoschin nur Muskeln zeigen? 

Prigoschin selbst sprach die mutmaßliche Vermittlung durch Lukaschenko in seiner Botschaft nicht an und begründete seine Umkehr stattdessen damit, dass er kein Blutvergießen möchte. Offenbar reicht ihm sein Marsch nun aus, um zu zeigen, dass mit ihm nicht zu spaßen sei, indem er ohne Gefechte bis nahe an die Grenze des Oblast Moskau marschieren konnte. Jedenfalls sind es ganz andere Töne als noch vor Stunden, als sich Putin und Prigoschin gegenseitig des Landesverrats bezichtigt hatten.

Ist der Ankündigung zu glauben, so wird Prigoschin mit seiner Wagner-Gruppe in der Ukraine weiterkämpfen. Zuvor hatte das offizielle Russland sich noch zur Weiterführung der Anti-Terror-Alarmstufe in diversen Regionen bekannt und den Montag aus Sicherheitsgründen zum arbeitsfreien Tag in Moskau erklärt. Ob der Deal hält, steht ebenfalls in den Sternen, immerhin war es ja bereits die zweite Kehrtwende des Oligarchen und Söldner-Führers. 

Fällt Nehammer-Krisenkabinett ins Wasser?

Die mutmaßliche Kehrtwende kommt für viele Beobachter überraschend - so wohl auch für die österreichische Bundesregierung. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hatte zuvor das Krisenkabinett für Sonntag einberufen, zudem wurde eine Einberufung des "Nationalen Sicherheitsrat" in den nächsten Tagen in Aussicht gestellt. Bereits dieser Schritt ist aus der Sicht eines formell neutralen Landes beachtlich. Was im Falle einer tatsächlichen De-Eskalation in Russland nun bei den Krisensitzungen überhaupt noch besprochen wird, ist unklar. 

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