Unschuldige im Visier

Angriff auf Gaza-Kirche: Israelische Scharfschützen töten zwei Katholikinnen

Welt
Scharfschütze: Freepik; Hl.-Familie-Kirche Gaza: Dan Palraz, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; N. & S. Anton: Screenshot Twitter (Bildzitat); Komposition: Der Status.

Das vom offiziellen Israel und seinen Unterstützern forcierte Narrativ eines Verteidigungskampfes gegen islamistische Terroristen bekommt Risse. In den letzten Tagen wurden zuerst Journalisten zum Ziel eines Schussattentats, dann folgte die "versehentliche" Erschießung israelischer Geiseln durch die eigene Armee. Nun griffen israelische Streitkräfte die einzige katholische Kirche im Gazastreifen an. Dabei wurden zwei Frauen von Heckenschützen erschossen, sogar die Pressestelle des Vatikan bestätigte die Berichte bereits.

Christen in Gaza wiederholt unter Beschuss

In Gaza-Stadt gibt es insgesamt drei christliche Kirchen: Eine orthodoxe, eine protestantische und eine katholische. Diese werden auch im aktuellen Konflikt in Mitleidenschaft gezogen: Bereits im Oktober verübte Israel einen Luftangriff auf die orthodoxe St. Porphyrius-Kirche, in der sich zu diesem Zeitpunkt etwa 400-500 christliche und muslimische Palästinenser Zuflucht suchten, 18 Personen wurden dabei getötet. Am gestrigen Samstag folgte nun ein Angriff auf die Kirche zur Heiligen Familie, welche die einzig katholische Glaubensgemeinschaft im Gazastreifen ist, das Gebiet ist mit 365 Quadratkilometern etwas kleiner als Wien. 

Diese bedient die kleine katholische Gemeinde im Gazastreifen, die vor zwei Jahren 133 Gläubige zählte - schon 2021 kam es bereits zu einem israelischen Luftangriff auf die von der Glaubensgemeinde betriebene Schule. Im Zuge des Dauerbombardements im aktuellen Konflikt suchten unzählige Menschen verschiedener Glaubensrichtungen Schutz in den Gemäuern der Kirche - zu Monatsbeginn waren es etwa 600 Menschen. Bereits am Montag wurde die Kirche bei einem Luftangriff schwer beschädigt. Nun zielten israelische Scharfschützen auf das Gotteshaus, das keine Kombattanten, sondern nur Zivilisten beherbergt. 

Scharfschützen richten Mutter & Tochter hin

Dabei wurden zwei Frauen getötet. Zuerst trafen die Scharfschützen die Seniorin Nahida Anton. Als ihre Tochter Samar ihr zu Hilfe eilen wollte, töteten die Soldaten auch sie. Die vatikanische Presseagentur "Vatican News" bestätigte die Berichte und erwähnt auch, dass israelische Soldaten das Gotteshaus belagern würden. Das offizielle Israel würde den Angriff mit der unbelegten Behauptung rechtfertigen, dass sich angeblich in der Kirche "ein Raketenwerfer befindet". Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem verdammte den Anschlag: "Es gab keine Vorwarnung, nichts. Sie wurden kaltblütig am Kirchengrund erschossen, wo sich keinerlei Kombattanten befinden."

Die wichtigste Vertretung der Katholiken in der Levante sprach zudem von einem israelischen Luftangriff auf einen Schwesterkonvent am gleichen Tag. Dieser beherbergt 54 teils schwerbehinderte Personen - durch die Vertreibung aus dem Gemäuer haben sie auch keinen Zugang zu ihren Beatmungsgeräten. Auch innenpolitisch werden Christen in Israel zunehmend schikaniert: Radikal-zionistische Elemente in der Netanjahu-Regierung brachten ein sogenanntes "Anti-Verkündigungs-Gesetz" auf den Weg, das "missioniarische Tätigkeiten, vor allem von Christen" in Israel unter Strafe stellen soll. Die christliche Taufe von Juden ist in Israel bereits unter Strafe verboten. 

Auch Journalisten & sogar Geiseln getötet

Es ist bereits das dritte Mal innerhalb von drei Tagen, dass eine schockierende Meldung über offenbar mutwillige Angriffe auf zivile Ziele durch die israelische Armee bekannt wird. Zuerst traf es zwei Al-Jazeera-Journalisten, während sie gerade berichteten: Während der bekannte Reporter Wael Al-Dahdouh, der im aktuellen Konflikt bereits seine Frau und seine Kinder verlor, durch seine kugelsichere Weste vor dem Schlimmsten bewahrt wurde und trotz Verletzungen bereits wieder im Presse-Einsatz ist, erlag der Kameramann Samer Abu Daqqa einen Tag später seinen schweren Wunden

Am Samstag verbreitete sich die Kunde, dass israelische Soldaten bei ihrer unbedachten Vergeltung drei israelische Geiseln erschossen. Diese hatten sich mit einer weißen Flagge aus einem Gebäude gewagt - und wurden erschossen, ohne Fragen zu stellen, obwohl dieses Zeichen weltweit verstanden wird. Das offizielle Israel geriet in Erklärungsnot und sprach von einer "versehentlichen" Tötung, die Soldaten hätten eine hinterhältige Täuschung vermutet. Das israelische Volk will diese Erklärung nicht hinnehmen, es kam zu größeren Protesten in Tel Aviv. Nun mehren sich auch im Land die Rufe nach einer Waffenruhe, doch bei der Netanjahu-Regierung stößt dies auf taube Ohren... 

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