Bundesliga zeigt Rapidler an

'Oaschwoam': Nach Wiener Derby wird an 'Homophobie-Skandal' gebastelt...

Soziales
Derby-Symbolbild: Steindy, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0; Screenshots: Heute.at, Sport1.de, Der Standard, ORF.at (Bildzitate); Komposition: Der Status.

Fußball sorgt für Emotionen, manchmal wird's mitunter hitzig, das gilt umso mehr für traditionsreiche Partien wie das Wiener Derby. Schmähgesänge zwischen den Fanklubs und Sticheleien zwischen den Funktionären der Vereine gehören dazu. Nach dem 3:0-Sieg von Rapid Wien gegen den Lokalrivalen Austria Wien dominieren nun angeblich "homophobe" Fan-Gesänge die Berichterstattung. Das führt so weit, dass sogar die Bundesliga eine Anzeige gegen den Verein, seine Spieler und Fans stellt.

Oaschwoam: Spieler & Fans schlagen über Stränge

Die Grün-Weißen hatten zuletzt eine Seuchen-Serie im Derby hinter sich: Seit fast fünf Jahren hatte man nicht mehr gegen die Veilchen gewonnen, bei Heimspielen datierte der letzte Sieg sogar acht Jahre zurück. Zudem bedeutete der überzeugende Sieg am Sonntag, dass die Rapid höchstwahrscheinlich für das Meister-Playoff qualifiziert ist, während die Austria ein mittleres Fußball-Wunder braucht, um noch "über dem Strich" zu landen. Während die Hütteldorfer mit Leckerbissen wie Spielen gegen Salzburg, Sturm Graz oder den LASK planen dürfen, darf man am Verteilerkreis in Favoriten sein Können wohl nur gegen Kapazunder wie Wattens oder Lustenau zeigen. 

Entsprechend überschwänglich war die Feierlaune im Rapid-Anhang - und auch Spieler und Offizielle schlossen sich an. Dabei kam es auch zu derben Aussagen und Parolen. So setzte sich Rapid-Geschäftsführer Steffen Hofmann in die Nesseln, indem er den großen Stadtrivalen als "Arschlöcher" bezeichnete. Doch die größte Empörung herrscht über im Netz kursierende Sequenzen, bei denen Co-Trainer Stefan Kulovits, der Kapitän Guido Burgstaller und sein ÖFB-Nationalteam-Kollege Marco Grüll in Fangesänge einstimmen. Darin wird entsprechend derb in Richtung der Austria skandiert: "Wir san koane oaschwoamen Veilchen!" 

Plötzlich hat Liga "Homophobie"-Skandal

Mehr brauchte es nicht - die Bundesliga hat ihren "Homophobie-Skandal". Und die Liga-Funktionäre streben scharfe Konsequenzen an: "Neben dem SK Rapid werden alle Spieler und Funktionäre, die auf den Videos zu sehen sind, beim Senat 1 angezeigt." Der ORF stellt die Möglichkeit von Sperren, Geldstrafen und sogar Punkteabzügen in den Raum. Apropos ORF: Aktueller Rapid-Präsident ist Ex-ORF-Generalsekretär Alexander Wrabetz, zudem SPÖ-Parteigänger. Das "Rote Wien" ist über die "Wien Energie" zudem Hauptsponsor des Rekordmeisters, der will nun ernste Gespräche mit dem Verein führen. Seit Jahren profitiert Grün-Weiß vom guten Draht zur Politik. 

Wrabetz war es auch, der noch am heutigen Dienstag mit einer Stellungnahme vorpreschte: "Das Präsidium des SK Rapid verurteilt die jüngsten homophoben Äußerungen rund um das sportlich so erfreuliche Wiener Derby auf das Schärfste. Die Verunglimpfung von Menschen aufgrund von verschiedenen Merkmalen oder Lebensweisen soll bei Rapid keinen Platz haben. Wie schon in unserem Leitbild verankert ist, verstehen wir gesellschaftliche Vielfalt als Bereicherung und wollen wir als grün-weiße Gemeinschaft einen Beitrag zu mehr Diversität und Inklusion leisten." Vorbei scheinen die Zeiten, als sich die Systempresse nur über "rechtsextremen Problemfans" der Austria echauffierte...  

Beim Weitem nicht alle Bürger verstehen die Aufregung - und schlagen mit einigem Augenzwinkern kreative "Buße" vor: 

Große Empörung & Distanzierung folgt

"Respekt und Wertschätzung für Vielfalt" seien Grundpfeiler des Vereins, man erwarte, dass "alle, die bei Rapid arbeiten und sich unserem Klub verbunden fühlen, sich auch zu unseren Werten bekennen." So hatte auch Kapitän Burgstaller keine Wahl, als sich zu distanzieren: "Wir können diesen Fehler leider nicht ungeschehen machen. Wir möchten uns auf diesem Wege auch klar von jeglicher Diskriminierung und Homophobie distanzieren und uns bei allen entschuldigen, die wir durch unser Verhalten direkt oder indirekt beleidigt haben. Uns ist bewusst, dass wir eine Vorbildwirkung haben, und dieser Rolle wurden wir mit der Aktion nach dem Spiel leider absolut nicht gerecht."

Auch der nationale Fußballverband stimmte ins übliche Empörium ein, ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer begrüßte das eingeleitete Verfahren durch die Bundesliga und behält sich weitere Schritte vor. Außerdem erklärte er: "Dieses Verhalten ist mit den Werten des Fußballs und des Fair Play nicht vereinbar. Die Aussagen sind trotz aller sportlicher Rivalität und Emotionen inakzeptablen und völlig unangebracht." Negative Folgen stehen auch für den aufstrebenden jungen Stürmer-Star Marco Grüll im Raum. Er soll im Sommer zu Werder Bremen wechseln. Und das ist bekanntlich ein besonders linksgerichteter Club, der einst etwa die FPÖ in sozialen Medien als "Nazis" beschimpfte

Nicht alle Fußball-Fans sehen's so eng

Derbe Fangesänge sind nicht erst seit gestern ein Diskussionsthema unter Freunden des runden Leders. Auch die "Oaschwoam"-Parole wurde bereits 2006 von Queer-Aktivisten kritisiert. Am "Austrian Soccer Board" kam vor neun Jahren eine ähnliche Diskussion auf. Eine "lächerliche Hysterie" sah dabei ein bekennend homosexueller Fußball-Fan: "Mir geht's darum, dass die Rufe nach der vollkommenen Political Correctness in Selbstdarstellung ausarten und zum Selbstzweck verkommen. [...] Oaschwoam heißt für die Leute, die das schreien, nun mal 'gschissen', ned 'homosexuell' und als Schwuler fühl ich mich davon sicher ned angesprochen."

Es handle sich ohnehin nur um ein Kunstwort, meinte der Nutzer. Ein anderer sah es ähnlich und hält solche Diskussion in der Kurve für unangebracht: "Ich würd euch zu Golf oder Tennis raten. Fußball ist ein Proletensport und das ist auch gut so." Neun Jahre später ist die Debatte aber allgegenwärtig, auch in Deutschland. Dort sanktionierte der DFB zuletzt die Fans von Clubs der drei Profi-Ligen, weil diese auf Spruchbändern die Feststellung trafen, dass es "nur zwei Geschlechter" gäbe - Der Status berichtete hier und hier. Eine Solidaritätsbekundung linksradikaler Fans in Leipzig mit der verurteilten "Hammerbande"-Linksterroristen Lina E. regte die DFB-Oberen übrigens nicht auf... 

Wiener Derby: Hitzig, derb, traditionsreich

Zurück nach Wien: Es sind beide Großklubs kein Kind von Traurigkeit bei den Fan-Gesängen. Da schallt's aus der Rapid-Kurve schon mal: "Oh Austrianer, Hurensöhne aus Wien 10, eure Mütter haben wir gef**t die ganze Nacht. Sie stöhnten schon beim Anblick unser grünen Farbenpracht." Worauf Austria-Fans nicht minder unter der Gürtellinie zu kontern vermögen: "Und jeden Montag, ihr grünen Schweine, steht ihr am Sozialamt und holt euch eure Scheine. Oh SK Rapid, ihr Hurenkinder, wir sind die Veilchen und hassen euch für immer." Über Geschmack lässt sich trefflich streiten, aber dagegen klingt der nunmehrige "Oaschwoam"-Aufreger geradezu wie ein Kinderlied.

Mit 342 Spielen gilt das Wiener Derby als besonders traditionsreich. Nur das legendäre Glasgower "Old Firm" zwischen Celtic und den Rangers wurde mit 438 Matches häufiger ausgetragen. Und im Vergleich zu diesem (katholisch gg. protestantisch), zu AS Rom/Lazio (linke gg. rechte Fanszene), AEK/Panathinaikos (ditto), Fenerbahce/Galatasary (Asien gg. Europa) oder Boca Juniors/River Plate (Armenviertel gg. Reichenviertel) ist das Wiener Derby allerdings geradezu gesittet, die Scharmützel zwischen den Anhängern halten sich trotz der verbitterten Rivalität "im Rahmen". 

Dafür geht in Wien die "Spaltung" sogar quer durch die SPÖ: Ex-Bundeskanzler Christian Kern & Ex-Bürgermeister Michael Häupl sind Austria-Fans, Ex-SPÖ-Finanzminister Rudolf Edlinger war Rapid-Präsident. Auch Ex-Sport- & Verteidigungsminister Norbert Darabos ist Rapidler. Der aktuelle Bürgermeister Michael Ludwig ist übrigens eine Ausnahme: Als Floridsdorfer hält er zum dortigen Zweitligisten FAC... 

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