Der Zauber der Statistik

Zahlenspielerei statt Erfolg: Hamburg rechnet Zahl der Intensivtäter runter

Politik
Bild: Freepik

Nach offiziellen Angaben hat sich der Zahl der Intensivtäter in Hamburg in den Reihen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den vergangenen fünf Jahren halbiert. Dies soll als Erfolg der Polizei gegen schwere Straftäter verkauft werden, doch es gibt auch noch eine andere Erklärung: Statistische Zahlenspielereien, so wie sie auch bei der Staatsbürgerschaft der Täter Verwendung findet.

Als Antwort auf eine AfD-Anfrage teilt der Hamburger Senat mit, dass in der Hansestadt derzeit 260 Intensivtäter polizeilich erfasst sind. 247 davon sind männlich und 13 sind weiblich. Auf den ersten Blick wirkt dies wie ein gewaltiger Erfolg im Kampf um die Sicherheit. Denn den Zahlen zufolge ist die Zahl der Intensivtäter in den letzten Jahren stark gesunken. Waren 2018 noch 548 Personen von der Polizei als Intensivtäter ausgeschrieben, waren es Mitte  2019 nur noch 465, 2020 schließlich 449 und 2021 nurmehr 390. Jetzt, Mitte 2023 hat sich die Anzahl nochmals deutlich auf 260 reduziert.

"Deutsche" als größte Tätergruppe

Doch der Teufel steckt, wie so oft im Detail. So sind 2 Intensivtäter Kinder unter 14 Jahren, 96 gehören zur Alterskohorte der 14- bis 18-Jährigen, 99 sind zwischen 18 und 21 Jahre alt und gelten als "Heranwachsende" und 63 sind älter als 21 Jahre, werden also als Erwachsene gezählt. Bei der Staatsbürgerschaft haben zudem, so die Angaben des Senats die Deutschen mit Abstand die Nase vorn. Sie stellen 169 der Intensivstraftäter, gefolgt von Afghanen (14) und Syrern (14). Doch dabei macht schon stutzig, dass in der Tabelle nach den Herkunftsländern und nicht nach der Staatsbürgerschaft, die Zahl der deutschen Täter schon geringfügig auf 166 sinkt.

Unter dem Punkt "Hinweis" findet sich dann die Aufklärung: "Bei Vorliegen der deutschen und weiteren ausländischen Staatsangehörigkeiten wird hier ausschließlich die deutsche Staatsangehörigkeit statistisch erfasst." So kann man natürlich auch vorgehen. Interessant wären für viele Bürger wohl allerdings die aufbereiteten Zahlen, um die weiteren Staatsbürgerschaften.

Definition der Intensivtäter

Um in Hamburg als Intensivtäter zu gelten, muss man in der Regel unter 25 Jahre alt sein und im Verdacht stehen, in den vergangenen zwölf Monaten mindestens zwei schwere Straftaten begangen zu haben. Dazu gehören Raub und räuberische Erpressung, schwerer Diebstahl, besonders brutale Gewaltdelikte sowie Taten, die das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung besonders beeinträchtigen. Außerdem müssen auch Anhaltspunkte bestehen, dass weitere Taten verübt werden könnten, wobei diese Negativprognose entfällt, wenn bereits 5 Delikte in den vergangenen 12 Monaten begangen wurden. Zudem muss eine Erklärung zum Intensivtäter auch aus kriminalistischer Sicht geboten sein.

Kriminalistische Meisterleistung oder Statistikzauber

Vonseiten der Polizei kommentiert man den Rückgang der Intensivtäter damit, dass "aufgrund kriminalistischer Erfahrungswerte festzustellen" ist, dass "weniger Personen eine hohe Anzahl von schweren Straftaten begehen, die eine Ausschreibung als Intensivtäter rechtfertigen würde." Zudem würde man auch versuchen auffällige Kinder und Jugendliche aus ihrem "teils kriminelle Umfeld zu lösen", was zu einem Sinken der Zahlen führe.

Allerdings muss man auch zugeben, dass Ende vergangenen Jahres eine größere Zahl sogenannter Intensivtäterausschreibungen gelöscht worden. "Diese Löschung geht zurück auf geänderte Ausschreibekriterien", so ein Polizeisprecher. Wie diese "geänderten Ausschreibekriterien" aussehen, darauf wurde leider nicht näher eingegangen. Waren sie älter als 25 Jahre geworden? Oder wurde sonst noch etwas geändert, etwa im Bereich des Gebots aus kriminalistischer Sicht?

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