Keine Lust auf Digitales

Österreicher lieben ihr Bargeld: Kaum Bezahlung mit Karte

Politik
Bild: Freepik

In Österreich ist Bargeld immer noch das Hauptzahlungsmittel. Bei bargeldlosen bzw. elektronischen Transaktionen liegt die Alpenrepublik im Vergleich mit 17 anderen europäischen Ländern im unteren Drittel. Kein Wunder also, dass auch in den Sommermonaten eine Debatte um den Erhalt des Bargelds entbrannte, die dann sogar ÖVP-Kanzler Nehammer für sich nutzen wollte.

Eliten vernadern Bargeld seit Jahren

Durchschnittlich 247 Zahlungen tätigten die Österreicher 2022 bargeldlos. Der große Rest wird nach wie vor mit Münzen und Scheinen abgewickelt. Nur Bares ist Wahres, scheint also für viele Bürger noch immer die Devise zu sein. Und dies, obwohl die Politik und auch von Seiten der EZB der Trend zu elektronischen Zahlungen und Digital-Geld massiv beworben wird. Sogar während Corona versuchte man die Gunst der Stunde zu nutzen und erklärte das Bargeld für eine Gefahr, da damit doch Viren übertragen werden könnten.

Bargeldlos zu zahlen sollte erste Bürgerpflicht sein, wollte man nicht als Gesundheitsgefährder gelten. Doch die Masche verfing nicht: Im Vergleich mit 17 anderen europäischen Ländern ist Österreich mit seinen durchschnittlich 247 elektronischen Zahlungen im unteren Drittel. Damit trifft die FPÖ-Petition, die den Schutz des Bargelds in die Verfassung schreiben will, den Nerv vieler Österreicher. Kein Wunder also, dass selbst die EU-hörige ÖVP schließlich die Kopiermaschine anwarf.

Nur Bares ist Wahres

"In Österreich ist Bargeld nach wie vor ein wichtiges Zahlungsmittel, hier ist für elektronische Transaktionen also noch viel Luft nach oben", erklärt dazu Markus Ampenberger, Zahlungsexperte der Boston Consulting Group (BCG) und Co-Autor des Global Payments Report 2023. Denn in anderen Ländern sind die Verhältnisse deutlich anders. So wurden etwa 2022 in Norwegen die meisten bargeldlosen Zahlungen – also Transaktionen mit Kreditkarte, Bankkarte oder Smartphone – mit durchschnittlich 708 pro Kopf getätigt. Gefolgt von Dänemark (610) und Luxemburg (598).

In Deutschland ist Bargeld ebenfalls noch sehr beleibt, im Ranking lag man allerdings mit 284 digitalen Zahlungen knapp vor Österreich. Ebenfalls eine große Lust auf digitalen Zahlungsverkehr hat man allerdings in Italien (186) und Malta (180), wo man deutlich hinter Österreich liegt. In Italien wurde erst vor wenigen Monaten die zuvor scharfe Bargeld-Obergrenze deutlich erhöht - unter dem Gekeife der üblichen Verdächtigen, versteht sich. 

Payment-Branche will KI-Lösungen

Zwar konnte im vergangenen Jahr die weltweite Payment-Branche ein deutliches Wachstum beim Ertrag von 8,3 Prozent auf 1,6 Billionen US-Dollar erzielen, in den kommenden Jahren erwarten die BCG-Experten allerdings, dass sich das Wachstum deutlich verlangsamt. "Gründe für den Bruch des langjährigen Aufwärtstrends ist die zu erwartende Verlagerung des Massenzahlungsverkehrs von Karten auf Konto-zu-Konto-Transaktionen", so Ampenberger. "Zudem gehen in einigen Märkten die Kartenmargen spürbar zurück."

Es wird jedoch auch erwartet, dass der Einsatz von generativer künstlicher Intelligenz (KI) die Produktivität in der Branche deutlich erhöhen könnte. Zumal einige Anbieter schon jetzt in den Bereichen Betrugsprävention, Wissensmanagement und für die Einführung neuer Services KI und neue Softwareentwicklungen testen. Ob diese dann wirklich zum Wohle der Konsumenten eingesetzt werden, oder doch eher zur Überwachung des Zahlungsverkehrs und folglich der Ausschaltung von Dissidenten, sei einmal dahingestellt... 

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