ÖVP-Nähe als 'Mitte der Gesellschaft'

Nehammers wirre Glaubensinitiative: In Österreich ist ja eh alles voll super...

Politik
Bild: European People's Party, CC BY 2.0, Flickr

Dieser Tage erfolgte die Vorstellung der von ÖVP-Kanzler Karl Nehammer initiierten Glaubenskampagne. "Glaube an Österreich" - mit dem Zitat von Leopold Figl will Nehammer offenbar von seinen erfolgreicheren ÖVP-Vorgängern profitieren und die Stimmung im Land heben. Doch was als Aufbruch und der Weg zu guter Stimmung gedacht war, verkam nahezu zur Kanzlersatire und interen ÖVP-Veranstaltung.

Land ruiniert, nur noch Glaube bleibt... 

Als auf Twitter/X vor einigen Tagen auf der Seite von Noch-Bundeskanzler Karl Nehammer das Leopold Figl-Zitat auftauchte, begannen viele sich wirklich Sorgen zu machen. Zwar haben ÖVP und Grüne mit ihrer Energie- und Sanktionspolitik Österreich schon ordentlich abgewirtschaftet, doch so schlimm, wie damals, als Figl auch noch erklärte: "Ich kann euch zu Weihnachten nichts geben, kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich", so schlimm sollte es doch hoffentlich trotz der Regierung nicht werden.

Österreich noch besser als "Dritte Welt"

Bald jedoch wurde klar, dass es sich dabei um eine neue "Gute-Laune-Kampagne" des Kanzlers handelt, die vermutlich nicht wenig Steuergeld kostet und mit der die Stimmung im Land gehoben werden soll - für einige Werbefirmen wird dies auch stimmen. Und so war der Kanzler auch bei der Vorstellung der Kampagne des Lobes voll. Österreich hätte viele Vorzüge, sauberes Wasser, gute Essens, Wohlstand und geringe Asyl-Zahlen.

Nun unterscheidet Österreich schon von vielen "dritte Welt-Ländern", sodass es sauberes Wasser und in der Regel genug zu essen gibt, so dass niemand hungern muss. Aber es zeigt die Realitätsferne der ÖVP und ihres Kanzlers, dass gerade die Punkte Wohlstand, Asyl und auch Lebenserhaltungskosten derzeit angesichts der Inflation die Sorgenkinder der meisten Bürger sind, wie zuletzt auch wieder in Umfragen deutlich wurde.

Andere Kanzlerrealität

Doch in der Kanzlerrealität sieht dies eben anders aus. Die Antiteuerungsmaßnahmen seien super, man stehe auf Platz zwei der EU - dass die hohe Inflation Platz eins in Westeuropa sichert, verschwieg Nehammer geflissentlich. Zudem liege man in Sachen Haushaltseinkommen weltweit auf Platz acht - darf aber auch bei Steuern und Abgaben in den vorderen Rängen mitspielen, denn im internationalen Vergleich zählt Österreich zu den absoluten Hochsteuerländern.

Dafür könne man aber auch über ein Thema, welches viele Österreicher derzeit als nachrangig betrachten, laut dem Kanzler stolz sein, und zwar den österreichischen Umgang mit dem Thema Klimawandel. Zudem, so Nehammer, der offenbar nach der Balkanroute die nächste Asylstrecke schließen will, sei es gelungen, "die Asylbremse anzuziehen". Deshalb, so der Rat des Alkohol und Psychopharmaka-Kanzlers, solle man die eigene Angst erkennen und dadurch überwinden. Und dies mache die Mehrheit, wie Beispiele aus der Mitte der Gesellschaft beweisen sollen...

Die (ÖVP-)Mitte der Gesellschaft

"Ich freue mich sehr, dass hier so viele Menschen aus der Mitte der Gesellschaft an meiner Seite sind, die viel darüber zu erzählen haben, was es bedeutet, sich zu engagieren, die Zuversicht nicht zu verlieren und anpacken, um Neues und Gutes in unserem Land zu ermöglichen", stimmte Nehammer auf den nächsten Programmpunkt ein. Die Personen, die ihre Erfahrungen zum Besten gaben waren Bettina Pauschenwein (Unternehmerin), Elisabeth Zehetner (Geschäftsführerin), Gerhard Zauner (Vertreter der Polizeigewerkschaft), Gabriela Goll (Pflegedirektorin des Hilfswerk Niederösterreich) und Michael Pfaffenbichler (Jungbauer und Käser). Doch die Mitte war schon sehr ÖVP-nahe.

Pauschenwein ist Bundesvorstandsmitglied der Jungen Wirtschaft, einer Interessenvertretung für Jungunternehmer in der Wirtschaftskammer - ÖVP-Nähe könnte gegeben sein. Genau wie bei Zehetner: Sie ist Geschäftsführerein des Vereins "Oecolution", der von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung finanziert wird. Auch bei den Teilnehmern von Polizeigewerkschaft und Hilfswerk Niederösterreich könnte eine Nähe vermutet werden. Deutlicher ist sie da bei dem niederösterreichischen Jungbauern und Käser Pfaffenbichler - dieser dürfte nämlich in seiner Heimatgemeinde für die ÖVP im Gemeinderat sitzen und wird seinem Kanzler nicht in die Suppe spucken und Kritik üben...

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