Winter, Sonne, Versorgungsposten?

Nach Abwahl: Ex-ÖVP-Landesrat gönnte sich 5 Monate Urlaub auf Steuerzahler-Kosten

Politik
Hintergrund: Freepik; Schild: Pixabay; Tratter: Klaus Maislinger, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0 (freigestellt); Komposition: Der Status.

"Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert": Dieses Sprichwort aus dem Volksmund scheint für einige Polit-Bonzen der Systemparteien ein Auftrag zu sein. Als Johannes Tratter (ÖVP) infolge der schwarzen Wahl-Klatsche in Tirol seinen Regierungssitz verlor, wechselte er zuerst als Beamter in den Landesdienst zurück - um dann noch am selben Tag für 19 Wochen in bezahlten Urlaub zu gehen. Diese dreiste Provinz-Posse beschäftigt nun auf Antrag aller Oppositionsparteien im Tiroler Landtag den dortigen Landesrechnungshof.

Volk mit Dauerurlaub verhöhnt: Extrawurst für ÖVP-Mann?

Es war ein Bild mit Seltenheitswert: Nicht nur die FPÖ und die Liste Fritz, sondern auch die NEOS und die Grünen - knapp zehn Jahre lang mit Tratter gemeinsam in der Regierung - riefen zu einer gemeinsamen Pressekonferenz. Dort legten sie nicht weniger als 33 Fragen vor, die der Landesrechnungshof schleunigst klären soll. Denn wie jemand an seinem ersten Arbeitstag als Beamter einfach den Landesbediensteten-Urlaubsanspruch von mehr als drei Jahren konsumieren kann, macht eine schiefe Optik. Jeder, der ein normales Arbeitsverhältnis habe, würde sich - egal, ob er Beamter ist oder in der freien Wirtschaft schafft - dabei "verarscht" vorkommen, so FPÖ-Chef Markus Abwerzger.

Der freiheitliche Landesobmann hat dafür kein Verständnis: "Da kommt jemand nach 13 Jahren aus der Politik zurück und geht wieder arbeiten. Man würde erwarten, dass man doch mit vollem Elan in diese alte Arbeitsstelle zurückkehrt, und was macht er? Er macht 19 Wochen Urlaub, das sind fast fünf Monate." Markus Sint von der Liste Fritz vermutet eine politische Intervention zugunsten Tratters: "Unsere Vermutung ist ganz klar, dass es für Johannes Tratter – Ex-Landesrat, ÖVP-Bezirksparteiobmann in Innsbruck-Land, früherer Bürgermeister – eine Extrawurst für einen ÖVPler gegeben hat."

Postenschacher-Rochade im sozialen Wohnbau

Im Bundesland, in dem die Volkspartei seit 1945 durchgängig den Landeshauptmann stellt, fällt man mit einem schwarzen Parteibuch offenbar ziemlich sanft: Denn erst vor wenigen Tagen wurde Tratter zum technischen Geschäftsführer der "Neuen Heimat Tirol" (NHT) bestellt. Somit bekommt der ehemalige Wohnbau-Landesrat mit der leitenden Funktion beim sozialen Wohnbauträger einen Versorgungsposten ausgerechnet im Bereich seiner ehemaligen Ressortverantwortung. Besonders absurd: Seine politische Karriere im einschlägigen Bereich wurde bei seiner Bestellung sogar noch als Qualifikation zu seinen Gunsten ausgelegt!

Damit entsteht sogar noch deutlicher der Eindruck einer politischen Günstlingswirtschaft, welche die Opposition im Landtag schon bei der Bestellung seines Vorgängers als NHT-Chef, dem früheren SPÖ-Landeshauptmann-Vize Hannes Gschwentner, bereits kritisiert hatte. Nun, wo die schwarz-rote Koalition nach zwei Legislaturperioden Pause neu aufblüht, revanchiert man sich eben: Der schwarze Ex-Wohnbau-Landesrat Tratter, der den ehemaligen roten Landeschef zum NHT-Chef machte, wird nun vom heutigen roten Landeschef & Wohnbau-Landesrat Georg Dornauer zum Chef gemacht. Dieser rechtfertigte sich kurz und bündig: "Wir haben den Besten genommen." 

Politischer Privilegienstadl

Diese Postenschacher-Optik wird nun sogar den Grünen zu bunt, deren Klubobmann Gebi Mair zeigte sich ebenfalls unzufrieden mit dem Umstand, dass Tratter von den knapp 6,5 Monaten, die er bislang als Landesbeamter und einfacher Landtagsabgeordneter zubrachte, bis auf wenige Wochen im Erholungsurlaub ist. Er ärgert sich: "Der Landtag ist ja keine Warmhalteplatte für irgendwelche anderen Jobs". NEOS-Klubchef Dominik Oberhofer zeigte sich fassungslos: Währen die Bevölkerung mit einer Inflation & Teuerung konfrontiert sei, die sie in die Verzweiflung treibe, lasse sich Tratter mit einem 19-Wochen-Urlaub und einem Versorgungsposten an der NHT-Spitze für sein politisches Scheitern belohnen. 

Wie lange der Rechnungshof nun prüfen wird, ist noch unklar. Für den Fall, dass dieser eine Verfehlung bemängelt, wünschen sich die vier Oppositionsparteien im Landtag allerdings unisono, dass Tratter seinen Posten bei der "Neuen Heimat" gar nicht erst antreten möge. Bereits bei der Bestellung hatte es kräftige Kritik gegeben. Abwerzger sprach von einer "Morgengabe der SPÖ an die ÖVP bei den Koalitionsverhandlungen" und einem "dunkelschwarzen Privilegienstadl", von einem "Schlag ins Gesicht all jener, die sich einen neuen politischen Stil in Tirol erhofft hatten" und von einem "schwarz-roten Postenschacher aus der politischen Steinzeit". 

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