Absicht oder Bildungslücke?

Kriegshändlerin als Vorbild: FDP plakatiert Strack-Zimmermann als 'Oma Courage'

Politik
Bild: Screenshot X

Der Europa-Wahlkampf geht allmählich los und die Parteien veröffentlichen erste Plakatsujets. Für die angeblichen Liberalen in Deutschland zieht dabei die derzeitige Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann als Spitzenkandidatin in den EU-Wahlkampf. Doch bei den Plakaten offenbart sich nicht nur die Kriegslüsternheit der FDP sondern auch fatale Bildungslücken. Das Resultat entbehrt nicht einer gewissen Komik, ist eine Kriegshändlerin doch nun das offizielles Vorbild der Rüstungslobbyistin...

Wenn es um den Ukraine-Krieg geht, ist der EU-Spitzenkandidatin der FDP mit dem doppelten Doppelnamen Marie-Agnes Strack-Zimmermann kein Waffensystem zu teuer und keine Lieferung zu schade, um sich nicht nach Kiew zu schicken. Egal, ob dies zu einer weiteren Eskalation des Konflikts oder gar auf dessen direkte Ausweitung auf Deutschland führen könnte. Dafür wurde sie sogar von Ukraine-Machthaber Wolodymyr Selenski mit einem Orden belohnt. Denn neben den unzähligen Forderungen nach mehr Waffenlieferungen forderte die Rüstungslobbyistin auch schon im Mai 2022 ganz im transatlantischen Sinne eine Neuausrichtung der Bundeswehr mit Russland als Feindbild.

"Eurofighterin"

Gegenüber Medien bezeichnete Strack-Zimmermann die Verleihung des ukrainischen Ordens damals als große Ehre: "Sie ist gleichzeitig Ansporn für mich, weiter unverbrüchlich an der Seite unsere tapferen Freundinnen und Freunde zu stehen" und sie sei auch Ansporn dafür, "dass die Ukraine die Unterstützung bekommt, die sie im Kampf gegen den brutalen russischen Angriff benötigt". Und dafür will die FDP-Politikerin zukünftig im EU-Parlament sorgen. Dabei ist die Plakatkampagne der Liberalen aber mehr als fragwürdig.

Als "Eurofighterin" wird darin die Politikerin, die auch nichts dagegen hätte die Reihen der Bundeswehr mit Söldnern zu füllen - man müsse da "europäischer denken" - bezeichnet. Im Volksmund wird sie aufgrund ihrer Kriegstreiberei im Sinne der Rüstungsindustrie bereits spöttisch als "Strack-Rheinmetall" bezeichnet. Und ob der in der Öffentlichkeit oft als "Pannenflieger" verschriene Abfangjäger tauglicher Pate ist, um den gelben Karren bzw. Panzer aus dem Dreck zu ziehen, weiß wohl auch nur die FDP.

"Oma Courage"

Allerdings zeigt die FDP auch bei einem anderen Sujet, dass man manche Dinge nicht verstanden hat. Man muss Bertolt Brecht ja nicht mögen, immerhin stammte er aus einem gutsituierten Elternhaus, sodass er es sich leisten konnte, Kommunist zu spielen. Aber eine gewisse Kenntnis von Brechts Œuvre dürfte man selbst von einer vermeintlich gutbürgerlichen Partei wie der FDP erwarten. Aber offenbar wollte man im Wahlkampf witzig und intellektuell wirken, ohne allerdings allzu nachzudenken. Und so marschiert Strack-Zimmermann auch als "Oma Courage" - in Anlehnung an Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" - streitbar nach Europa.

Der Krieg frisst seine Kinder

In Brechts Theaterstück ist "Mutter Courage" eine Marketenderin im 30-jährigen Krieg, die den Soldaten hinterherzieht und somit durch den Krieg Geschäfte macht und ihren Lebensunterhalt bestreitet. Ihre drei Kinder sterben im Laufe der Handlung durch den Krieg und seine Wirren und am Ende zieht sie allein weiter, um am Krieg zu verdienen. Bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Plakate erklärte Strack-Zimmermann, dass das Oma-Sujet darauf beruhe, dass ja das EU-Parlament für gewöhnlich als Abstellraum für Politiker wahrgenommen werde.

Zur "Courage", oder ob die Anlehnung an Brecht beabsichtigt oder auf Unwissenheit beruhte, schwieg man sich aus. Allerdings fragen sich viele Bürger, was die FDP und ihre Spitzenkandidatin damit für eine Botschaft transportieren wollen. Dass ihr die Menschen egal sind, solange sich mit dem Krieg noch in irgendeiner Form ein Geschäft machen lässt? Die Rüstungsindustrie dürfte diese Lesart sicher freuen. "Sagen Sie mir nicht, dass Frieden ausgebrochen ist", sagt ja bekanntlich schon Mutter Courage im Brecht-Stück.

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