Ukrainische Geheimdienst und die CIA

Krieg der Geheimdienste: Selenski ist über alle Anschläge informiert

Politik
Bild: Chairman of the Joint Chiefs of Staff, DOD Photo by Benjamin Applebaum, CC BY 2.0, Flickr

Ob es Drohnenangriffe auf Moskau sind, Autobomben auf der Krimbrücke, Überfälle auf russische Grenzdörfer durch vermeintlich putinfeindliche Russen oder Anschläge auf Personen: In den meisten Fällen wird eine Kenntnis des ukrainischen Machthabers Wolodymyr Selenski oder eine Verbindung zur Ukraine dementiert. Doch dies stimmt nicht, laut Berichten ist Selenski in alle Operationen eingeweiht, auch in Attentate.

Ukraine-Dementi bei mehreren Anschlägen

Zu Angriffen wie jenen durch Drohnen auf Moskau oder auf die Krimbrücke hat die Ukraine sich bekannt. Immerhin waren sie propagandistisch auszuschlachten. Als jedoch im August des vergangenen Jahres eine Autobombe detonierte und die Journalistin Darja Dugina - die Tochter des im Westen oft weit über seinen tatsächlichen Einfluss hinaus reißerisch als "Putin-Ideologen" bezeichneten Philosophen & Globalismuskritikers Alexander Dugin -  tötete, wies die Ukraine jede Verantwortung für das Attentat laut von sich.

Dasselbe gilt übrigens auch bei den Anschlägen auf die Nord Stream-Pipelines in der Ostsee, auf deren genaue Aufklärung die Bürger noch immer harren. Zumindest im ersteren Fall lässt die "Washington Post" mit einem Bericht aufhorchen, der ein anderes Bild auf die Ereignisse wirft. Wobei allerdings freilich unklar ist, ob es sich um eine US-Propaganda-Aktion handelt, um den Verdacht von sich selbst abzulenken. Der Aufdecker-Journalist Seymour Hersh hatte vor geraumer Zeit eine einleuchtende These vorgestellt, wonach die Sprengung der Pipelines unter US-Anleitung geschah. 

Dugina-Attentat: Russland hatte Recht

Für den Titel "Ukrainian spies with deep ties to CIA wage shadow war against Russia" (Ukrainische Spione mit engen Verbindungen zur CIA führen einen Schattenkrieg gegen Russland) führte die genannte US-Zeitung jedenfalls Interviews mit mehr als zwei Dutzend derzeitigen und ehemaligen ukrainischen, US-amerikanischen und westlichen Geheimdienst- und Sicherheitsbeamten, die aber aus Sicherheitsgründen und wegen der Sensibilität des Themas anonym bleiben wollten. Und dabei ging es auch um die Bombe die Dugina tötete. 

"Die Ukraine hat absolut nichts damit zu tun, denn wir sind kein krimineller Staat wie Russland, noch dazu ein terroristischer", erklärte damals Mychajlo Podoljak, ein Berater von Selenski. Auch, als der russische Geheimdienst eine mutmaßliche Täterin präsentierte - Natalia Vovk, die aus Estland in die Russische Föderation eingereist war und nach dem Anschlag dahin flüchtete - erklärten ukrainische Behörden, sie hätten nichts damit zu tun. Verbindungen zu ukrainischen Geheimdiensten gäbe es nicht. Vovk sei durch die Belagerung ihrer Heimatstadt Mariupol durch Russland motiviert gewesen.

In den Interviews mit der "Washington" Post erklären Beamte jedoch, dass dies Falschbehauptungen gewesen seien. Sie bestätigten, dass der Inlandsgeheimdienst SBU die Operation geplant und durchgeführt hat, und sagten, dass Dugin zwar das Hauptziel gewesen sein mag, seine Tochter - ebenfalls eine lautstarke Befürworterin der Invasion - jedoch kein unschuldiges Opfer gewesen sei. "Sie ist die Tochter des Vaters der russischen Propaganda", wird ein Sicherheitsbeamter zitiert.

Bei dem Autobombenanschlag und auch bei anderen Operationen innerhalb Russlands gehe es "um ein Narrativ", das den Feinden der Ukraine zeige, dass "die Bestrafung selbst für diejenigen unmittelbar bevorsteht, die sich für unantastbar halten". Dazu zählen neben Militärpersonen, auch Zivilisten wie angebliche Kollaborateure, sprich Beamte, Bürgermeister etc., die als pro-russisch gelten und mit Russland in den eroberten Gebieten zusammenarbeiten, aber auch sogenannte "Kriegsbefürworter".

Selenski ist in alles eingeweiht

Und auch in einem anderen Punkt werden die Quellen mehr als deutlich. So erklärten mehrere Sicherheitsbeamte der Zeitung, dass es keine größeren Operation des SBU oder der GUR (Militärgeheimdienst der Ukraine) gebe, für die nicht die - stillschweigende oder anderweitige - Genehmigung von Selenski vorliege. Auf Nachfrage um Stellungnahme wurde durch Sprecher von Selenski nicht reagiert.

Aber wenn das stimmt, dürfte die Zustimmung nicht nur bei dem misslungenem Attentat auf Dugin vorgelegen haben, sondern auch im Falle des ehemaligen russischen U-Boot-Kommandanten Stanislav Rschitski, der in Krasnodar mit vier Schüssen in Brust und Rücken liquidiert wurde, weil er Berichten zufolge als militärischer Rekrutierungsoffizier arbeitete. Erwischt worden dürfte er sein, weil er eine Lauf-App nutzte, über die seine Routen ausgelesen werden konnten.

Der GUR gab zunächst eine eher eine zurückhaltende Erklärung ab, in der es die Verantwortung von sich wies, aber genaue Einzelheiten über die Umstände von Rschitskis Tod nannte und feststellte, dass "der Park aufgrund des starken Regens menschenleer war" und es keine Zeugen gab. Offizielle Stellen in Kiew bestätigten später, dass der GUR für den Anschlag verantwortlich war.

Dabei stellt sich eigentlich auch wieder die Frage, wie es denn nun genau mit Nord Stream war. Denn sollte sich die mittlerweile in westlichen Medien verbreitete Ukraine-Version bewahrheiten, stellt sich auch die Frage: Hat vielleicht gar Selenski den Anschlag auf die Energieversorgung seines "westlichen Verbündeten" angeordnet?

CIA-Entwicklungshilfe gegen Russland

Dass bei den ukrainischen Geheimdiensten auch wieder die CIA ihre Finger im Spiel hat, verwundert kaum. Wirklich begonnen haben dürfte dies nach den Protesten 2014 und dem Putsch gegen den prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Zunächst dürfte man in Washington und Langley noch zögerlich gewesen sein, da man nicht wusste, inwieweit die ukrainischen Geheimdienste noch durch Russland infiltriert waren. Aber für den Weltpolizisten und "Demokratie- und Friedensbringer" USA fand sich eine Lösung. Um mögliche Sicherheitsrisiken zu minimieren entschied man sich zunächst für eine Zusammenarbeit mit dem SBU und hob eine neue Abteilung aus der Taufe.

Diese als "Fünfte Direktion" bezeichnete Abteilung war von anderen Abteilungen des SBU isoliert und hatte keine andere Aufgabe als sich auf so genannte "aktive Maßnahmen" gegen Russland zu konzentrieren. Ausbilder stellte der CIA, ebenso flossen seit 2015 zig Millionen US-Dollar, um die ukrainischen Sicherheitsdienste als "starke Verbündete gegen Moskau" zu fördern. Denn neben dem SBU nahm sich die CIA auch den Militärnachrichtendienst GUR vor. 

"Wir rechneten damit, dass die GUR eine kleinere und wendigere Organisation war, in der wir mehr Einfluss nehmen konnten", so ein ehemaliger US-Geheimdienstmitarbeiter, der in der Ukraine tätig war, gegenüber der Washington Post. "GUR war unser kleines Baby. Wir gaben ihnen eine ganz neue Ausrüstung und Ausbildung."

Ukraine-Geheimdienste mit Vorliebe zum Töten

In den USA und auch in der Ukraine fanden die Ausbildungen an der neuen Nachrichtentechnik und auch in Techniken statt, die es ermöglichen sollten, hinter den Frontlinien zu operieren und als verdeckte Gruppen arbeiten zu können. Dazu lieferte die USA aber nicht nur Nachrichtentechnik, sondern auch Verkleidungen und Uniformen der Separatisten, mit denen sich die Agenten leichter in die besetzten Städte schleichen konnten. Während sich die ersten Missionen in der Ostukraine noch auf die Rekrutierung von Informanten sowie auf Cyber- und elektronische Abhörmaßnahmen konzentrierten, entwickelte sich bald ein Eigenleben.

Die Ukraine-Geheimdienste begannen mit Sabotageoperationen und Einsätzen zur Festnahme von Separatistenführern und ukrainischen Kollaborateuren, von denen einige in geheime Haftanstalten gebracht wurden. Zudem, so einige Quellen der Zeitungen wurden in einem Zeitraum von drei Jahren mindestens ein halbes Dutzend russische Agenten, hochrangige Separatistenkommandeure oder Kollaborateure bei Operationen der Dienste getötet, die oft auf interne Abrechnungen zurückgeführt wurden, in Wirklichkeit aber das Werk des SBU waren.

So berichtet die Washington Post auch weiter, dass man beim CIA mittlerweile selbst skeptisch gegenüber seinen Babys ist. Denn "die Vorliebe der Ukraine für tödliche Operationen hat die Zusammenarbeit mit der CIA erschwert, was Bedenken hinsichtlich einer Komplizenschaft mit der Behörde aufkommen ließ und bei einigen Beamten in Kiew und Washington Unbehagen hervorrief."

Zudem fürchten Skeptiker, dass der Einsatz von gezielten Tötungen und Drohnenangriffen auf Moskauer Hochhäuser weder der Sache der Ukraine gegen Russland noch ihren längerfristigen Bestrebungen, der NATO und der EU beizutreten, dient. Doch diese sind eine Minderheit. In den USA legt man zudem Wert darauf zu betonen, dass "die CIA nicht an gezielten Tötungsaktionen der ukrainischen Dienste beteiligt war und dass sich ihre Arbeit darauf konzentrierte, die Fähigkeiten dieser Dienste zu stärken, Informationen über einen gefährlichen Gegner zu sammeln."

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