Brexit als Chance

Briten-Zeitung rechnet ab: Drittklassige Eliten richten Europa zugrunde

Politik
Bild: Pixabay

Manchmal ist es durchaus hilfreich, sich auch anzuschauen, wie Außenstehende bestimmte Entwicklungen sehen. Und da rechnet nun ein Leitartikel in der britischen Zeitung "The Telegraph" gnadenlos mit Europa, der EU und der Politik ab. Europa sei am Ende und der Untergang kaum noch aufzuhalten, da zu viele Krisen den Kontinent belasten, so die pessimistisch Analyse.

Allister Heath nimmt in seinem Artikel "Europa ist am Ende" in "The Telegraph" kein Blatt vor den Mund. Schon zu Beginn macht Heath, der durchaus ein Verfechter des Brexit ist, keinen Hehl daraus, was er von der Entwicklung in Europa hält, wenn er etwas blumig und polemisch schreibt: "Es ist an der Zeit, den Untergang des alten Europas zu beklagen. Die Fäulnis ist zu weit fortgeschritten, der Niedergang zu ausgeprägt, der Wohlfahrtsstaat, die Dekadenz, der Pazifismus und der Selbsthass zu tief verwurzelt, die Spirale des Untergangs unaufhaltsam. Europa, einst der reichste und fortschrittlichste Kontinent der Welt, ist am Ende, sein demütigender Fall ist für den Rest der Welt, wenn nicht sogar für die verblendeten Europäer, nur allzu offensichtlich."

Selbstverschuldete Probleme

Und dabei listet der Artikel eine Reihe von Problemen auf, die für Europa schwerwiegend sind, aber derzeit politisch einfach nicht gelöst werden. Dazu gehören katastrophales wirtschaftliches Versagen, ein Demokratiedefizit in der EU, das Scheitern an der Lösung der Migrationskrise, die Zerstörung erfolgreicher Industrien, um die "Welt" zu retten, ein damit einhergehende Verarmung der Bürger, die in Kauf genommen wird und auch ein Versinken in der geopolitischen Bedeutungslosigkeit.

Dieser Niedergang zeige sich schon bei der Migrationskrise. So werde die EU-Bevölkerung zwar in zwei Jahren mit 453,3 Millionen Menschen einen Höchststand erreichen, aber danach gehe es wieder abwärts. Und auch der Wohlfahrtsstaat werde an seine Grenzen kommen, wenn immer weniger Junge bei weiter zurückgehenden Geburtenraten immer mehr zahlen müssten. Und nicht nur für die Versorgung der älter werdenden Bevölkerung, wie Heath annimmt, sondern auch für die in die Sozialsysteme einwandernden Migranten, die kaum zu Netto-Zahlern werden.

"Die einzige Antwort der Euro-Eliten, noch mehr Migration, wird potenziell gefährlichen Extremisten Auftrieb geben", warnt er zudem vor den Folgen der Massenmigration und des Integrationsversagens, dass in "Frankreich, Deutschland, Belgien und anderswo" zunehmend sichtbar wird und "den Weg für eine Katastrophe" ebnet.

Wirtschaftlich ruiniert

Abgerechnet wird in dem Artikel auch an dem "Hochsteuer- und Hochregulierungsmodell" am Kontinent, welches die zu Leistungsschwäche führte. Und selbst jahrelange "Industriestrategien" und Subventionen hätten es nicht ermöglicht, eine "Tech-Industrie von Weltrang zu schaffen". Stattdessen zerstört man seine eigene Industrie - als Beispiel führt Heath die deutsche Autoindustrie an - oder plane sogar die Landwirtschaft in Teilen stillzulegen um einen Netto-Null-Ziel hinterher zu hecheln und lieber chinesische Elektroautos zu importieren. 

"Die Kluft im Lebensstandard zwischen Amerika und Europa wird immer größer", stellt er fest, "Im letzten Quartal 2023 wuchs das US-BIP um annualisierte 3,3 Prozent, die Eurozone wuchs um null Prozent und die deutsche Wirtschaft schrumpfte erneut". Daher sollten "junge, ehrgeizige Europäer" eher ihr Glück im Ausland, wie den USA suchen.

"Sie werden weniger Steuern zahlen. Sie werden ein besseres, glücklicheres und freieres Leben führen. Sie werden mit geringerer Wahrscheinlichkeit einem totalen Krieg ausgesetzt sein. Ihr Lebensstandard wird drastisch höher sein", schreibt er. Denn auch die USA hätten Probleme, hätten sich jedoch trotz eigenen sozialen Verfalls und des Aufstiegs der "Woke"-Ideologie genug kapitalistischen Geist, Dynamik, Unternehmertum, Liebe zur Wissenschaft und zur Leistungsgesellschaft erhalten, um auch diese Probleme zu lösen.

Drittklassige Eliten in Europa

In Europa und der EU seien hingegen die Probleme mittlerweile zu komplex und zu entmutigend, dass eine Lösung durch "Europas drittklassige Eliten" nicht mehr möglich sei. "Vor allem für die selbstsüchtigen, demagogischen Politiker, die mit solcher Unbekümmertheit über den sozialen Zerfall, das 'Wachstum', die potemkinschen Militärs und die erschreckende Demografie gewacht haben. Deutschland, Frankreich, die Niederlande und andere Länder stehen am Rande einer sozialen Explosion", ist sich Heath sicher.

Er verweist zudem darauf, dass "selbst der Brexit, das ultimative Warnsignal" daran nichts geändert hätte. Vielmehr habe "die herrschende Klasse Europas" dies als Irrweg abgetan und "als Eigentor selbstschädigender britischer Exzentriker, und hielt an ihrer gescheiterten Politik fest".

Brexit als Chance

Für den Brexit-Befürworter ist daher der Ausstieg des Insel-Königreichs vielmehr eine Chance, statt ein Problem. "Fast alle Labour-Abgeordneten glauben insgeheim, dass die Lösung für unser eigenes mangelndes Wachstum darin besteht, dem Binnenmarkt oder der Zollunion wieder beizutreten, obwohl diese die europäischen Volkswirtschaften nicht gerettet haben. Wie kann eine weitere Verflechtung mit einem Kontinent mit Nullwachstum oder einer schrumpfenden deutschen Wirtschaft etwas für Großbritannien bewirken?", stellt er in den Raum und sieht vielmehr auch eine politische Fehlentwicklung in Großbritannien als Ursache für die derzeitigen Probleme im Königreich.

Denn das politische Establishment habe sich geweigert, "den Brexit zu nutzen, um mit der Brüsseler Regulierungsphilosophie zu brechen und unsere Wirtschaft weg von den stagnierenden EU-Märkten neu auszurichten." Daher würde Großbritannien momentan auch unter ähnlichen Sympthomen wie Europa leiden. Dies sei jedoch für ihn keinesfalls ein "Argument für mehr EU, sondern für noch weniger und für radikale Veränderungen im eigenen Land".

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