Kiew wenig kooperativ...

Aufgeklärt: In Polen eingeschlagene Rakete stammt zweifelsfrei aus Ukraine

Politik
Bild: Flaggen: Freepik (2); Selenski: Flickr, CC PDM 1.0; Komposition: Der Status.

Es war ein Ereignis im vergangenen November, welches für Aufregung sorgte und den Ukraine-Krieg noch mehr in Richtung NATO hätte eskalieren können. Der Einschlag einer Rakete im polnischen Dorf Przewodów, bei dem zwei Mensche getötet wurden. Ukraine-Machthaber Selenski und auch europäische Politiker gaben sofort Russland die Schuld - ein NATO-Bündnisfall stand sogar im Raum. Nun ist klar, die Rakete war ukrainisch und Polen beschwert sich auch über die mangelnde Kooperation Kiews bei der Aufklärung.

Kiew bezichtigte fälschlich Russland

Als am Dienstag dem 15. November 2022 eine Rakete in einem polnischen Agrarbetrieb in Przewodów einschlug und zwei Todesopfer forderte, hielt die Welt den Atmen an. Kommt es zum NATO-Bündnisfall? War es ein Angriff Russlands um Polen als Drehscheibe des Ukraine-Nachschubs zu treffen? Ukraine-Machthaber Wolodymyr Selenski preschte sofort vor und hatte auch einen Schuldigen parat: Russland.

Der Angriff sei eine "Botschaft Russlands an den G20-Gipfel", der zum Zeitpunkt des Raketeneinschlags auf Bali stattfand. "Das ist ein russischer Raketenangriff auf die kollektive Sicherheit! Dies ist eine sehr bedeutende Eskalation. Wir müssen handeln", forderte er eine Ausweitung des Konflikts und hoffte wohl auf ein direktes Eingriffen der NATO.

NATO war anderer Meinung

Die NATO zeigte sich allerdings überaus zurückhaltend und zeigte sich von Selenskis Analyse wenig überzeugt. Stattdessen Der erklärte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, dass der Vorfall "wahrscheinlich durch eine ukrainische Flugabwehrrakete verursacht" worden sei. Und auch der polnische Präsident Andrzej Duda stellte klar: "Absolut nichts deutet darauf hin, dass dies ein absichtlicher Angriff auf Polen war."

Selenski zeigte sich ob dieser Befunde enttäuscht und reagierte verschnupft: "Kann man Fakten oder irgendwelche Beweise von den Partnern erhalten?" Zudem stellte er klar, dass es seiner Meinung nach klar sei, "dass es eine russische Rakete war – gemäß dem Vertrauen, das ich zu den Berichten der Militärs habe".

Große Versprechungen

Zudem zeigte man sich an der Aufklärung des Vorfalls offiziell sehr interessiert.  Der ukrainische Botschafter in Österreich, Wassyl Chymynez, beteuerte: "Die Ukraine ist stark daran interessiert, Klarheit darüber zu schaffen, um welche Rakete es sich handelt." Und auch Selenski lenkte schließlich ein und verfocht nicht mehr penetrant die Russland-These und versprach Hilfe bei der Aufklärung:  "Solange die Untersuchung nicht abgeschlossen ist, können wir nicht mit Sicherheit sagen, welche Raketen oder deren Teile auf polnisches Hoheitsgebiet gefallen sind."

Polnische Spitze gegen Selenski

Nun gab Polen die Ergebnisse der Ermittlungen bekannt. Und es zeigt sich, dass es richtig war, den Aussagen des ukrainischen Machthabers keinen Glauben zu schenken, auch wenn dieser immer wieder bestritt, das es sich um eine ukrainische Luftabwehrraktete handelte. Denn die Vermutung der NATO, dass es eine eben solche war, wurde von bestätigt. Polens Justizminister Zbigniew Ziobro erklärte, dass eine Untersuchung polnischer Staatsanwälte zu dem "eindeutigen" Ergebnis gekommen sei, "dass es sich bei dieser Rakete um eine ukrainische Rakete handelte".

Denn bei der Untersuchung sei auch der Ort ermittelt worden, von dem aus die Rakete abgeschossen worden war. Aber auch eine Spitze an Kiew konnte er sich nicht verkneifen - das Verhältnis zwischen Polen und der Ukraine ist seit einem Streit um die Importe landwirtschaftlicher Erzeugnisse getrübt. So drückte er sein Bedauern darüber aus, dass trotz anderslautender Versicherungen die Ukraine nur mangelnde Kooperation bei den Ermittlungen gezeigt habe.

Traue keinem Selenski?

Die Ergebnisse der Ermittlungen werfen aber noch andere Fragen auf. So versicherte Selenski auch immer wieder, nichts von dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines gewusst zu haben. Mittlerweile gilt eine ukrainische Verwicklung, von der sogar die CIA Kenntnis hatte als offizielle Version - möglicherweise allerdings, um eine noch engere Verwicklung des US-Machtapparats in den Anschlag zu verschleiern. So oder so stellt sich allerdings die Frage: Kann man ihm das noch mit gutem Gewissen abnehmen?

Aber auch die Erzählungen, dass Russland das AKW Saporoschje beschießen würde oder gar verminen, dürfte mit dem Ergebnis der jetzigen Ermittlungen und im Angesicht der Selenski-Aussagen nochmals in einem anderen Licht erscheinen. Ebenso die Selenski-Erzählung, dass Russland den Kachowska-Damm gesprengt haben soll, was aufgrund der dadurch gefährdeten Trinkwasserversorgung der Krim schon zweifelhaft war, sollte noch einmal einer Analyse unterzogen werden. Im Krieg ist halt Dichtung und Wahrheit nur schwer zu unterscheiden. Und nicht immer sind diejenigen durchwegs zu 100% "die Guten", die vom Westen als solche verkauft werden. 

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