Plötzliche Eingebung im Wahljahr

Angst vor Wahl-Fiasko? Nehammer sagt Binnen-I halbseiden den Kampf an

Politik
Gendersprache: Magda Ehlers, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; Nehammer: European People's Party, Flickr, CC BY 2.0; Komposition: Der Status.

Seit Jahren fördern Umfragen immer dasselbe zu Tage: Die Gender-Sprache ist beim Volk unbeliebt. Dies hielt die polit-medialen Eliten nicht davon ab, die Bürger mit teilweise höchst absurden Konstruktionen zu nerven. Die Grünen feierten sich sogar dafür ab, ganze Gesetzestexte gendern zu lassen. Wenige Monate vor der Wahl entdeckt plötzlich ÖVP-Kanzler Karl Nehammer das Thema für sich, wohl in der Hoffnung, es laufen ihr nicht noch mehr Wähler in Richtung FPÖ davon...

Plötzlicher Einsatz gegen Gendern

Seit 37 Jahren ist die ÖVP durchgehend in Regierungsverantwortung. Es ist ungefähr das exakte Zeitfenster, in dem Genderlinguistik vom Orchideeninteresse einiger Linguistinnen zur Staatsräson gemacht wurde. Aber für den Fall einer Wahl will sie endlich alles verändern, was vergangene Regierungen im Land so falsch machten: Denn der Flex-"McKanzler" will die Verwaltung geradezu revolutionieren, in dem er nach den sprichwörtlichen Gender-Sternen greift. In einem Zeitfenster von sieben Jahren will er die Mammutaufgabe bewältigen, das Binnen-I in der Verwaltung abzuschaffen. 

Dann soll es sich auf Behörden mit "Binnen-I, Sternchen und Doppelpunkt" ausgegeistert haben. Auch an Universitäten soll Gendern nicht mehr prüfungsrelevant und in wissenschaftlichen Arbeiten nicht mehr verpflichtend sein. So richtig ernst scheint es Nehammer nicht zu meinen: Denn bereits vorab betont er, dass er es für "sehr sinnvoll" erachte, etwa die männliche und weibliche Form beide auszuschreiben. Und eines jener Felder, wo es die Menschen am meisten stört - den Medienbereich - lässt er offenbar weg. Der ORF darf sich also weiter auch sprachlich über die Zwangssteuer seiner (Nicht-) "Seher*innen und Hörenden" freuen. Vergelt's Gott_x!

Wieder einmal Kopiermaschine angeworfen

Demonstrativ erklärt Nehammer, dass er sich die Maßnahme aus dem benachbarten Bayern abschaue. Etwa um die Lorbeeren alleine einzuheimsen? Denn normalerweise wäre es ja naheliegender wenn man auf das schwarze Kernbundesland Niederösterreich verweisen würde. Doch dann müsste Nehammer auch zugeben, dass der Impuls in der dortigen Landesregierung von der FPÖ kam. Und das wäre eine schlechte Optik für den Kanzler. Zeigte sich doch von der Migration bis zum Bargeld-Schutz: Wann auch immer die ÖVP die Kopiermaschine anwirft und freiheitliche Ideen abkupfert - meist ist die Ankündigung nur heiße Luft.

Folgerichtig kritisierte FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl, dass Nehammer mit seiner Forderung "auf halbem Weg" stehen bleibe. Neben der Abschaffung der leidigen Gender-Sprache in der Verwaltung brauche es dies in letzter Konsequenz im Staatsfunk, sowie in allen Bereichen des Bildungssystem, bis hin zu den Pflichtschulen: "Jeder fünfte Schüler in den österreichischen Pflichtschulen kann heute nicht sinnerfassend lesen, aber die Kinder werden mit völlig sinnentleerten Genderpflichtübungen gequält." Außerdem hinterfragte er die Motivation des Kanzlers, da die Volkspartei in den letzten Monaten mehrere freiheitliche Anträge zum Gender-Aus niederstimmte. 

Kein Gender-Verbot unter Schwarz-Rot-Grün

Dies tat die Kanzlerpartei freilich auch in artigem Kadavergehorsam gegenüber dem grünen Juniorpartner. Deren Frauensprecherin Meri Disoski reagierte bereits spöttisch und zeigte, dass ihre Partei meilenweit von den Sorgen der Menschen entfernt ist: "Mit dieser Themensetzung konzentriert sich der Bundeskanzler auf Probleme, die es gar nicht gibt, um nicht über das Zukunftsthema Nummer eins reden zu müssen: das Überleben unseres Planeten." Sie warf Nehammer zudem vor, sich Methoden von "Rechtskonservativen wie Trump und Söder" abzuschauen.

Es ist das übliche Geplänkel in der schwarz-grünen Regierung, um dem schwindenden Wählerstamm zu vermitteln, seine Anliegen zu vertreten. Außerdem wollen die Grünen den großen Koalitionspartner weiter am Nasenring durch die Manege ziehen. Damit dies nach der Wahl umso besser geht, kokettieren grüne Minister mit einer schwarz-rot-grünen Horror-Koalition. Die ÖVP spielt ein doppelt falsches Spiel: Man kopiert freiheitliche Themen ohne jede Ernsthaftigkeit und will zugleich einen Keil in die FPÖ treiben. Ganz nach dem Prinzip: Weil die FPÖ "leider" nicht ihren erfolgreichen Parteichef Kickl opfern wollte, habe er keine andere Wahl als die unselige Kenia-Koalition... 

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