Für Plagiatsjäger unvorstellbar...

157 Plagiatsstellen, aber Föderl-Schmid darf laut Uni Doktortitel behalten

Politik
Bild: Franz Johann Morgenbesser, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.0

Dieser Tage nahm die Causa um die Plagiatsaffäre der ehemaligen "Standard-Chefredakteurin" und stellvertretenden Chefredakteurin der "Süddeutschen Zeitung", Alexandra Föderl-Schmid, wieder Fahrt auf. Die Universität Salzburg erklärte, dass sie in der Dissertation kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten feststellen konnte. Für Plagiatsjäger Stefan Weber ist das Ergebnis überraschend, in seinem Blog bezeichnete er es als “wissenschaftlich unhaltbar”.

Universitäre Reinwaschung im Eiltempo

Eigentlich, so "Plagiatsjäger" Stefan Weber, habe er das Gutachten zur 1996 verfassten Dissertation von Ex-Standard-Chefredakteurin und der stellvertretenden Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung Alexandra Föderl-Schmid erst veröffentlichen wollen, nachdem diese wieder genesen sei und in der Öffentlichkeit stehe. Doch nun veröffentlichte die Universität Salzburg das Ergebnis der Überprüfung der 291-seitigen Dissertation und konnte darin "kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten” feststellen.

"Die 'Reinwaschung' erfolgte in unglaublicher Geschwindigkeit: Nach nur drei Wochen nach Übermittlung des Gutachtens an Vizerektor Martin Weichbold von der Universität Salzburg, der zunächst über mehrere Tage hinweg nicht einmal den Eingang des Gutachtens bestätigte", so Weber auf seiner seiner Seite, der weiter schreibt: "Die Entscheidung der Universität Salzburg und der nunmehr zu erwartende zweite Shitstorm gegen meine Aufdeckungsarbeit zwingen mich heute zur Publikation."

Laut Gutachten: Plagiate an mindestens 157 Stellen

Auf seinem Blog "Plagiatsgutachten" führt Weber zu seiner Arbeit an, dass er in einem 120 Seiten umfassenden Detailgutachten in der Doktorarbeit Föderl-Schmids an mindestens 157 Stellen Plagiate nachweisen konnte: "Die Plagiatsdefinition im Gutachten folgt dabei streng dem DUDEN ('Die schriftliche Arbeit', 1985) sowie einem Lehrbuch für das Fach aus dem Jahr 1991, das am entsprechenden Institut der Universität Salzburg verbindlich war. Die Aussage der Universität Salzburg, dass 'kein relevantes wissenschaftliches Fehlverhalten' festzustellen sei, ist wissenschaftlich unhaltbar", so Weber zu dem derzeitigen Streitfall.

Er nimmt auch die Universität Salzburg in die Pflicht: "Die Universität Salzburg wird wissen, was sie hier tut: Sie erlaubt das Plagiat in allen Abschlussarbeiten im großen Stil und werkprägend. Das ist ein Bruch mit mehr als 120 Jahren Wissenschaftsgeschichte."

Schavan verlor Titel - trotz weniger "Plagiat-Anteil"

Gegenüber dem Status berichtet Weber, dass ein bekannter deutscher Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor ihm nach dem bekanntwerden des Ergebnissen des Universität Salzburg schrieb: "Für mich besteht wenig Zweifel, dass das, was Sie gefunden haben, reichen würde, um den Doktortitel abzuerkennen – und vor Gericht hätte das ohnehin bestand. Interessanter Vergleich auch zu Schavan."

Interessant ist der Vergleich mit der ehemaligen deutschen CDU-Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan auch zur Feststellung, ob hier zweierlei Maß angelegt wird. Zwar muss man auch die Qualität des Plagiats berücksichtigen, was Weber ohnehin tut - und nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich -, aber Schavan hatte auf 94 von 325 Seiten ihrer Dissertation Textstellen ohne Quellenangaben übernommen, wie das Netzwerk VroniPlag festgestellt hatte.

Und obwohl Schavans Doktorvater zu ihrer Verteidigung erklärte, dass die Arbeit dem wissenschaftlichen Standard von 1980 entspreche, wurde ihr vom Universitätsrat der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, wegen vorsätzlicher Täuschung durch Plagiat der Doktortitel 2013 entzogen. Während bei Schavan rund 325 Seiten Fließtext der Arbeit rund 30 Prozent der Seiten (94 Seiten) von Plagiaten betroffen waren, sind es laut Weber bei Förderl-Schmid bei 252 Seiten Fließtext rund 42 Prozent (105 Seiten).

Prüfung der Uni ohne externe Gutachter?

Dabei vermutet Weber hinter der Entscheidung der Universität politische Gründe: "Die Universität Salzburg wollte das sichtbar innerhalb kürzester Zeit vom Tisch bekommen. Offenbar sogar ohne externen Gutachter. Die interne Kommission hat nicht einmal einen Wissenschaftler aus dem Fachgebiet. Ich lese diese Entscheidung als politisch und taktisch. Politisch, weil der emeritierte Betreuer ein Linker ist. Taktisch, um meiner Arbeit zu schaden, die von anderer Seite als so wichtig wahrgenommen wird. Mein Anwalt prüft derzeit die Möglichkeit von zwei Anzeigen wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs im Sinne der Hochschulkorruption."

Zudem sieht er in der Entscheidung auch eine Schädigung der Reputation der Universität: "Eigentlich müsste jeder anständige Absolvent aufstehen und vor allem auch die ÖH, weil damit Doktorarbeiten an der Universität Salzburg total entwertet werden. Auch hier sehe ich juristisch eine Schädigung aller ehrlichen Absolventen. PLUS, das steht nicht mehr für Paris Lodron, sondern für Plagiate sind legal bei uns in Salzburg. Oder noch kürzer: Plagiats-Uni Salzburg."

Eine Ansicht, die auch von anderen geteilt wird. So schreibt ein österreichischer Universitätsprofessor an Weber: "Nachdem die Absonderungen der Frau Födel-Schmid Ihrer Verlautbarung nach das an der Universität Salzburg erwartete Niveau einer Dissertation repräsentieren, geniere ich mich, dass ich an selbiger Universität dissertiert habe. Es ist geradezu ehrenrührig. Es ist wirklich ein Jammer, dass ich diesen dunklen Punkt aus meinem CV nicht mehr entfernen kann."

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