Schulterklopfen im Blätterwald

Alle Jahre wieder: Systempresse überhäuft sich selbst mit Preisen

Meinung
Symbolbilder (3): Freepik; Komposition: Der Status

Das Vertrauen in die Einheitspresse leidet seit Jahren aus völlig unerfindlichen Gründen. Böse Schwurbler behaupten, die Systemmedien wollten gar nicht aufklären, sondern die Menschen nur zur "richtigen" Gesinnung erziehen. Aber das ist natürlich nur eine bitterböse Verschwörungstheorie! Denn wer so viele Preise von Seinesgleichen einheimst, dass man mit den notwendigen Aufträgen für Pokalvitrinen praktisch im Alleingang die heimische Industrie sanieren könnte, muss doch die Wahrheit sagen, oder etwa nicht?

Geschenksreigen für die Systempresse

Hach, wie unvoreingenommen uns die Systemmedien doch informieren! Ob Asylkrise, Corona, Ukraine oder Klima: Immer versorgen sie uns vortrefflich mit allen Informationen. Ausgewogen, immer beide Seiten einer Debatte bedenkend. Haltung, kann man das essen? Und was ist eigentlich Propaganda? Die gibt's doch nur in Schurkenstaaten. Wenn ein Dutzend Blätter dieselbe Agentur-Meldung kopiert, dann doch gewiss nur, weil es die Wahrheit ist. Und immerhin ist's ja auch ein Arbeitsschritt, aus drei Aussendungen von Regierungsvertretern das größte Blabla zusammen zu schustern. Das kann nicht jeder, das muss man schon honorieren...!

Und so hat das Christkind alle Jahre wieder den Preis zur "Journalist:in des Jahres" im Gepäck: Dass hier wieder ORF-Mitarbeiter abräumen, hat ganz gewiss nichts mit Medienklüngeln zu tun, sondern einfach damit, dass dort der beste Journalismus (TM) fabriziert wird. Bloß ist das undankbare Volk einfach zu dumm das zu kapieren, wenn es gegen die glorreiche neue ORF-Steuer opponiert. Wer, wenn nicht ORF-Wetterfrosch Marcus Wadsak soll schon zum dritten Mal der beste Wissenschaftsjournalist sein? Immerhin erzählt er uns doch so schön, wieso Mess-Stationen an Vulkanen den Weltuntergang verkünden und wieso Schnee & Kälte ein Zeichen der Erderwärmung sind. 

Wie gut, dass sie uns die Welt erklären... 

Auch in anderen Kategorien sind die Prämierten sicherlich über jeden Zweifel erhaben. Wenn ZIB2-Moderator Martin Thür wiederholt den Innenpolitik-Preis einheimst, zeigt das einfach, wie supertoll seine allabendliche Berichterstattung ist, wenn er nicht gerade das "Goldene Brett vorm Kopf" moderiert. Und ORF-Israel-Korrespondent Tim Cupal darf sich neben dem Außenpolitik-Preis auch über den Hauptpreis für den "Journalisten des Jahres" freuen. Er tritt damit das Erbe solcher Kapazunder wie Armin Wolf, Florian Klenk oder Corinna Milborn an. Die PULS4-Infochefin wiederum heimste bereits zum vierten Mal den Preis für die "Chefredakteurin des Jahres" ein.

Ich meine, sich mit schwarz-grünen Ministern in einen Raum zu setzen und vollmundig zu erklären, dass die globalistische UN-"Agenda 2030" die Richtschnur der Berichterstattung beim eigenen Sender ist, braucht verdammt viel Mut und journalistisches Ethos. Ganz besonders toll ist natürlich auch "Profil"-Erklärbärin Ingrid Brodnig, als Mehrfach-Preisträgerin diesmal "Kolumnistin des Jahres". Ohne ihre vor Weisheit strotzenden Elaborate wüsste ich nämlich nicht, wie wichtig die Zensur all jener Dinge ist, die sie für "Fake News" hält. Und auch nicht, wie groß die Bedrohung durch "Rechtsextreme", "Corona-Leugner" oder "Verschwörungstheoretiker" ist. Danke!

Preis-Abo und Wanderpokale

Überhaupt scheinen gewisse Leute ein Abo auf den ach so renommierten Journalisten-Preis zu haben. Ich meine, in der Sport-Kategorie wechseln sich dieselben beiden ORF-Damen seit Jahren ab. Sind halt die Besten! Gibt gewiss keine anderen, die ihnen das Wasser reichen. Und die "Tagespresse" ist halt einfach so witzig, dass ihr Chefredakteur bereits seinen vierten Preis kriegt. Wie viele es wohl sein könnten, wenn die Gewinner des Vorjahres nicht für ihre übliche Kategorie gesperrt wären? Ich meine, sehr vorausschauend vom Branchen-Magazin. Immerhin will man ja auch anderen Journalisten eine faire Chance ermöglichen.

Da darf sich Presse-Redakteur Köksal Baltaci besonders freuen: Er schreibt zwar weiterhin am Liebsten über Corona, aber nach seinem Wissenschafts-Sieg im Vorjahr ist's diesmal halt der Chronik-Preis, der an ihn geht. Angesichts der Gesetzmäßigkeit lässt sich freilich auch schon in die Glaskugel blicken: Im kommenden Jahr könnte seine Kollegin Anneliese Rohrer nach ihren Siegen 2018, 2020 und 2022 wieder einmal die "Kolumnistin des Jahres" sein. Brodnig könnte dann wieder in die "Medien"-Kategorie wechseln und im "Chronik"-Ressort könnte es zum vierten Mal Lisa Gadenstätter für den ORF werden. Wetten werden angenommen, aber die Quoten lassen wohl zu wünschen übrig.

Adabei-Medaille für die Journaille

Wer nicht das Glück hat, zur kleinen Clique zu gehören, die sich bei dieser Preisverleihung abwechselt, braucht nicht zu verzagen: Journalisten haben so viele Preise, dass Generäle und Spitzensportler vor Neid erblassen könnten. Alleine im deutschsprachigen Raum gibt es hunderte. Die meisten unbedeutend, aber wohlklingend. Ist ja auch egal: Wir haben uns als Kinder auch über unnütze Weihnachtsgeschenke gefreut. Und über die Goldmedaille, die alle beim Skikurs-Rennen bekamen - egal ob sie 1. oder 57. waren. Immerhin hatten wir es geschafft, zwölf Tore auf einem Baby-Hang zu bewältigen, ohne Beine oder Ski zu zerbrechen. Nimm das, Marco Schwarz!

Dass Vertreter alternativer Medien bei solchen Preisen keine Chance haben, braucht man nicht gesondert zu erwähnen. Immerhin schreiben wir viel "Fake News". Wir sind mit unserer Desinformation so perfide, dass wir damit nicht nur das Volk einlullen. Denn die "Kollegen" in der Systempresse - weil sie einfach um Welten bessere Journalisten sind! - wussten etwa bei Corona zumindest den richtigen Zeitpunkt, dem einfältigen Volk einen winzigen Tropfen jenes reinen Wein einzuschenken, den man bei uns schon Monate zuvor lesen konnte. Aber natürlich nur ganz behutsam: Zu viele nackte Kaiser könnte man nämlich glatt für einen Porno halten.

Vögel, Hühner, Körner und Würmer

Für uns vergeht also ein weiteres Jahr, ohne eine gerahmte Urkunde vom Branchen-Magazin überreicht zu bekommen. Es ist uns aber egal: Sollen sich blinde Hühner freuen, wenn sie einmal ein Korn finden und dafür anerkennendes Gegacker vom ganzen Hühnerstall erhalten. Sollen sie sich um die Aufmerksamkeit des Hahnes balgen. Der frühe Vogel hingegen braucht keine Bestätigung dafür, dass er den Wurm gefangen hat. Und falls alle Stricke reißen, gibt's ja immer noch das "Goldene Brett vorm Kopf". Die diesjährigen Nominierungen und Preisträger lassen zumindest anklingen, dass dort die klügeren und mutigeren Aufdecker zu finden sind. Viel Feind, viel Ehr...

Auch meine "Der Status"-Kollegin Bernadette Conrads bekam eine Nominierung für ihren "unerträglich" kritischen "Schwurbeljournalismus": 


+++ Folgt uns auf Telegram: t.me/DerStatus & auf Twitter/X: @derStatus_at +++

Dir gefällt unsere Arbeit? Unterstütze uns jetzt mit deiner Spende, damit wir weiterhin berichten können!

Kontoinhaber: JJMB Media GmbH
IBAN: AT03 1500 0043 9102 6418
BIC: OBKLAT2L
Verwendungszweck: Spende

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten