Privilegienstadl (nur) für Privilegierte

ORF beutet Praktikanten radikal aus - während Staatsfunk-Granden im Geld baden...

Medien
Symbolbilder (4): Freepik; ZIB-Studio: Frederic Köberl, Flickr, CC BY 2.0; Wolf-Kopf: 9EkieraM1, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 (freigestellt); Collage: Der Status.

Fast eine Milliarde Euro beträgt das Budget des ORF, wobei sowohl die neue Zwangssteuer als auch lukrative Werbe-Deals die Kassen ordentlich klingeln lassen. Für die Oberen macht sich die Staatsnähe bezahlt: Nicht nur Generaldirektor Roland Weißmann, sondern etwa auch ZIB2-Anchor Armin Wolf kassiert sechsstellige Jahresgehälter. Knausrig ist man hingegen bei Praktikanten. Diesen verlangt man zwar ständige Verfügbarkeit und anspruchsvolle Arbeiten ab - die Bezahlung ist aber durchwegs äußerst gering.

Top-Verdiener Wolf keilt Billig-Praktikanten

Rund 200.000 Euro brutto verdient Armin Wolf im Jahr - eine Summe für die ein Durchschnittsverdiener fast sieben Jahre lang arbeiten malochen müsste. In sozialen Medien rührte er nun die Werbetrommel für eine Praktikantenstelle für die ZIB-Redaktion, genauer für den Social-Media-Außenauftritt der Nachrichtensendungen. Für das Vollzeit-Praktikum zu 40 Wochenstunden, das vier Monate lang dauern soll, winken allerdings nur schlappe 1.200 Euro Bruttolohn. Das ist weit unter der Armutsgrenze...  

Würde es das ganze Jahr dauern, würde der Praktikant in zwölf Monaten in etwa das verdienen, was bei Armin Wolf monatlich am Gehaltszettel steht. Vorausgesetzt werden dabei fundierte Kenntnisse in den Bereichen Politik, Journalismus und Social Media, sowie Erfahrung mit den Adobe-Produkten "Photoshop" und "Premiere". Während der Moderator für das Luxusgehalt in die Kamera grinst, soll das Fußvolk zum Hungerlohn unzählige Videos schneiden und Grafiksujets entwerfen.

Praktikum-Abzocke mit System

Noch bis zum 8. März sind die Bewerbungen offen, viele potenzielle Interessenten erhoffen sich davon einen "Fuß in der Tür". Allzu oft bleibt es aber bei der hehren Hoffnung: Bei großen Medien sind prekäre Beschäftigungsverhältnisse und De-Facto-Dauer-Praktika eher die Norm als die Ausnahme. Aber solange die Nachfrage besteht, braucht man offenbar nicht nachzubessern. Denn die Masche mit der miesen Bezahlung für Praktikanten, welche die ganze Drecksarbeit erledigen müssen, hat beim ORF System. 

So waren im Vorjahr sogar mehrere Stellen ausgeschrieben, bei denen Praktikanten für Vollzeit-Arbeit in ORF-Teilredaktionen lediglich 1.026,72 Euro brutto bekamen - eine Entlohnung sogar noch unter der Mindestsicherung. Sowohl beim Praktikum in der Wissenschaftsredaktion als auch in der Öffentlichkeitsarbeit verlangte man von Bewerbern zugleich ein abgeschlossenes Studium. Die Tätigkeit, die auch Recherche und Pressetexte umfasste, unterschied sich jedoch kaum von der anderer ORF-Journalisten.

Ein feuchter Händedruck für die Drecksarbeit

Die Nummer zieht sich wie ein roter Faden durch die ausgeschriebenen ORF-Stellen - und das Ende der Fahnenstange ist dabei noch nicht einmal erreicht. Ein Praktikum im ORF-Newsroom, das sich an Maturanten richtet, ist sogar mit nur "mindestens 892 Euro" für Vollzeit-Arbeit ausgeschrieben. Den Extremwert erreicht ein 38,5-Wochenstunden-Praktikum beim ORF-Radiosender "Ö1", für das es lediglich 800 Euro brutto im Monat gibt. In Wien reicht das kaum für Miete & Essen aus. 

Etwas "großzügiger" ist man beim Praktikum in der Abteilung "Programmeinkauf und Rechtemanagement": Satte 1.400 Euro brutto pro Monat gibt's für die Praktikanten, die zumindest juristisches Basiswissen aus einem rechtswissenschaftlichen Studium mitbringen sollen. Im "Mittelfeld" finden sich Praktika im Wiener Landesstudio (1.100 Euro brutto) oder in der Abteilung Sendeleitung (1.200 Euro brutto). Allen ist freilich gemein, dass sie selbst als Hilfskraft in der Systemgastronomie (1.800 Euro brutto) mehr bekämen.

Manche Arbeit ist eben mehr wert als andere - Wolf verteidigt den Praktikanten-Hungerlohn: 

ORF-Bonzen streifen Luxus-Gagen ein

Freilich sind Lehrjahre keine Meisterjahre. Doch selbst bei Fix-Anstellungen zahlt man nicht jene Gehälter die man vom Branchen-Krösus erwarten könnte. Mit etwas mehr als umgerechnet 3.200 Euro/Monat brutto verdient der einzustellende "Projektmanager Onlinemedien" in der Schwankungsbreite von Facharbeitern etwa in der Metallindustrie. Mit knapp über 2.500 Euro/Monat brutto verdient der "Programm- & Regieassistent in Linz" ähnlich wie ein ÖBB-Schaffner in Ausbildung. Egal in welchem Bereich der ORF also gerade sucht: Die Entlohnung ist weit weg von dem, was man seinen "Aushängeschildern" zahlt.

Denn bis zu 50 ORF-Mitarbeiter kriegen Spitzen-Gagen von über 170.000 Euro pro Jahr. An der Spitze liegen ORF-Manager Pius Strobl (ca. 450.000 Euro), Ö3-Wecker-Moderator Robert Kratky & ORF-Generaldirektor Roland Weißmann (beide je ca. 400.000 Euro), es folgt ORF3-Geschäfsführer Peter Schober (knapp unter 300.000 Euro). Die ORF-Direktoren der Geschäftsführung erhalten zwischen 250.000 und 270.000 Euro im Jahr, die neun Landesdirektoren immerhin noch zwischen 180.000 und 220.000 Euro. Von solchen Luxus-Gehälter können Normalsterbliche nur träumen. Aber was ist schon deren Leistung gegen die Verantwortung als ORF-Ober-Propagandist? 

Unmoralische Kettenverträge als Norm

Für Aufsehen sorgte auch eine ehemalige Ö1-Mitarbeiterin vor einem Jahr. Sie schilderte die schlechten Arbeitsverhältnisse, die sie vorfand: Ein befristeter Dienstvertrag reihte sich an den nächsten - etwas, das nach dem Arbeitsrecht eigentlich unzulässig ist, aber wofür das ORF-Gesetz eben Ausnahmen kennt, die der Staatsfunk knallhart ausnützt. Mehr als einmal, so die Ex-ORF-Journalistin, hätte sie erst beim Arztbesuch festgestellt, dass sie ohne gültige Krankenversicherung dastand, weil ein Datum auf einer Honorarnote nicht stimmte. Der Status berichtete damals über den entlarvenden Fall.

In Kombination mit dem Praktikanten-Hohnlohn offenbart sich ein Sittenbild im milliardenschweren Staatsfunk: Der Slogan "ORF wie wir" ist nur Augenauswischerei. Die Oberen der staats- und politiknahen Propagandamaschine richten es sich, wie sie brauchen, und scheffeln das große Geld. Das Fußvolk im eigenen Apparat speist man derweilen mit abenteuerlichen Vertragskonstrukten ab oder bezahlt sie weit unter dem Wert ihrer Arbeit. Sollten sich diese Zustände auf die Arbeitsmoral der "Zuarbeiter" auswirken, würde dies allerdings auch die oft zu wünschen übrig lassende Qualität der ORF-Recherchen offenbaren, die Top-Verdiener wie Wolf dann in den Äther raunzen dürfen...

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