Irrer 'Profil'-Faktencheck: 'Nur zwei Geschlechter' angeblich biologisch 'falsch'

Eigentlich ist's für Jedermann ersichtlich: Egal, welcher skurrilen Social-Gender-Theorie man anhängen will - aus biologischer Sicht ist das menschliche Geschlecht zweifelsfrei binär. Auch das (seltene) Auftreten von Chromosomen-Anomalien ändert daran ebenso wenig etwas wie die Existenz eines kaum genutzten dritten juristischen Geschlechtseintrags. Für die selbsternannten "Faktenchecker" der Wochenpostille "profil" hingegen ist die Behauptung, es gäbe nur zwei biologische Geschlechter, schlichtweg "falsch".
"Nur zwei Geschlechter" angeblich ein "Märchen"
Ausnahmsweise ereifert sich die Faktencheck-Truppe des "profil", die von einem ehemaligen Funktionär der Sozialistischen Jugend (SJÖ) geleitet wird, nicht an einer kritischen Aussage der Freiheitlichen. Vielmehr fasst man einen Sager von Karl "McKanzler" Nehammer (ÖVP) auf. Dieser wirft nämlich angesichts miserabler Umfragewerte gerade wieder die Kopiermaschine an und hat das Gender-Thema für sich entdeckt. Vor wenigen Wochen preschte er mit folgender Aussage vor, die nach Ansicht der allermeisten Menschen in diesem Land keiner weiteren Klärung bedarf: "Es gibt biologisch gesehen nur zwei Geschlechter - nämlich Mann und Frau."
Das will das "woke" Faktenchecker-Team keinesfalls so stehen lassen. Angeblich habe "eine renommierte Medizinerin" - so renommiert, dass sie offenbar anonym bleiben will - die Redaktion gebeten, diese Aussage zu durchleuchten. Diese Aussage sei nämlich angeblich "ein Schlag ins Gesicht von Menschen, auf die das so nicht zutrifft, wie etwa XY-Frauen und XX-Männer, bei denen das genetische und das phänotypische Geschlecht verschieden sind – ohne soziale oder gar ärztliche Manipulation." Es folgt unter dem Titel "Das Kanzler-Märchen von Mann und Frau" ein Geschwurbel, das seinesgleichen sucht und sich vor allem an Chromosomen-Anomalien aufhängt.
Seltene Chromosomen-Anomalien als Aufhänger
Man räumt zwar ein, dass es "hauptsächlich" zwei Geschlechter gebe, aber angeblich "viele Ausnahmen". Man spricht über Männer mit dem Klinefelter-Syndrom (Karyotyp XXY) und andere Chromosomen-Anomalien wie XY-Frauen und Personen mit XYY-, XXYY- und XXXY-Karyotypen. Was geflissentlich "vergessen" wird, zu erwähnen: Betroffene Personen werden in der Regel zweifelsfrei einem biologischen Geschlecht zugeordnet. Bei den Olympischen Spielen 2016 waren alle drei Medaillengewinnerinnen im 800-Meter-Lauf der Frauen sogenannte "XY-Frauen".
Tatsächlich benutzt das "Profil" den Fall der damaligen Siegerin Caster Semenya als Beispiel für seine Argumentation. Dabei vermischt man dieses aber mit dem Fall von Erik(a) Schinegger. Die Abfahrtsweltmeisterin von 1966, als Mädchen aufgewachsen, stellte infolge medizinischer Tests fest, dass sie in Wahrheit ein biologischer Mann war, dessen Geschlechtsteile nach innen gewachsen waren. Nach dem operativen Eingriff lebte Erik Schinegger ganz normal als Mann weiter und zeugte sogar eigene Kinder. Biologisch war keine Faser des Kärntners weiblich.
Sogar am eigenen Bewertungsschema vorbei
Dennoch dient er dem "Profil", dessen vermeintlicher "Faktencheck" sogar auf ORF III präsentiert wurde, als angeblicher Beleg, warum die Kanzler-Aussage "falsch" sei. Dies ist noch dreister, wenn man die siebenteilige Bewertungsskala zugrunde legt: "Richtig", "Größtenteils richtig" (braucht zusätzliche Erklärungen oder Informationen), "Irreführend" (ausgelassene Details oder aus dem Kontext gerissen), "Unbelegt" (die Behauptung lässt sich anhand der Quellenlage nicht verifizieren), "Größtenteils falsch" (kann trotzdem wahre Elemente besitzen), "Fiktiv" ("frei erfunden" oder "lächerliche Behauptung") sowie "Falsch" (Die Aussage sei "eindeutig falsch").
Selbst nach den eigenen Kriterien des "Profil" müsste die Argumentation also in einer Bewertung als "größtenteils richtig" eingeordnet werden. Doch allzu oft spielt bei der Klassifizierung im Medium auch die Ideologie eine Rolle. Die Warnung vor einem drohenden Anstieg der Inflation, Insolvenzen und der Arbeitslosigkeit bezeichnete das "Profil" etwa im Herbst 2021 als "fiktiv". Die angeblich "frei erfundene" oder "lächerliche Behauptung" wurde mittlerweile von der Realität eingeholt. Dass das EMA-Eingeständnis über die Wirksamkeit der Corona-Spritzen belegen würde, dass der Schutz gegen Ansteckung nie gegeben war, ordnete man erst vor Kurzem als "falsch" ein.
X-Nutzer widerlegen absurden "Faktencheck"
In sozialen Medien kassierte das "profil" nach seinem irren "Faktencheck" einen veritablen Shitstorm - vonseiten des Volkes und von Polit-Kommentatoren, aber auch vonseiten fachlicher Experten. Mit fundierten Argumenten entlarven die Nutzer, wie hanebüchen der "Faktencheck" eigentlich ist.
GENAU das tut die Biologie NICHT!
— Martin Fieder (@MartinFieder) February 19, 2024
halte das kaum mehr aus diesen Unsinn- natürlich es gibt Menschen die sich weder männlich noch weiblich zuordnen können (aus welchen Gründen auch immer- das ist auch zu akzeptieren)
NUR dies begründet keine weiteren Geschlechter! Nach der…
Hormonpapst Johannes Huber sieht das übrigens interessanterweise wie Nehammer. Der Mann war Vorsitzender der Bioethik-Kommission, Mitglied des Obersten Sanitätsrates und begründete als Abteilungsleiter im AKH die erste und einzige Ambulanz für Transmenschen in Österreich.…
— Manfred Juraczka (@JuraczkaM) February 19, 2024
Hormonpapst Johannes Huber sieht das übrigens interessanterweise wie Nehammer. Der Mann war Vorsitzender der Bioethik-Kommission, Mitglied des Obersten Sanitätsrates und begründete als Abteilungsleiter im AKH die erste und einzige Ambulanz für Transmenschen in Österreich.…
— Manfred Juraczka (@JuraczkaM) February 19, 2024
Die Redakteurin möge bitte dringend ein Grundkurs in Biologie besuchen. Alle Menschen sind geschlechtsspezifisch männlich oder weiblich. Auch Varianten der Geschlechtsentwicklung (DSD) sind Geschlechtsspezifisch. Klinefelter-Syndrom zB kommt nur bei Männern vor.
— Madeleine (@missdelein2) February 19, 2024
Das seltene Tetraamelia-Syndrom (Babys, die ohne Gliedmaßen geboren werden) widerlegt nicht die Aussage, dass Homo sapiens eine zweibeinige Art ist.
— Gabriele Beierl (@b_gabelle) February 19, 2024
Der Logik dieses Artikels folgend, wäre die Aussage "Menschen haben 5 Finger" falsch, da manche mit 6 Fingern geboren werden. Zur Volksverblödung brauchen wir keine Desinformation im Netz, die etablierten Medien schaffen das auch alleine. https://t.co/pyJOVbLtIX
— Roman Pable (@RomanPable) February 19, 2024
Nein, die Biologie (Sexus) kennt genau zwei Geschlechter .
— Gert Wöllmann (@Gert_Woellmann) February 19, 2024
Nur die Grammatik (Genus) kennt mehr (drei) und die Soziologie (Gender) unendlich viele.
Die drei Dinge auseinander zu halten ist doch nicht so schwer.
Faktencheck: Isaac Newton behauptet, es gebe eine Schwerkraft. Gender-Studies-Absolventen beweisen das Gegenteil.
— 𝗗𝗲𝗿 𝗝𝗼𝗻𝗮𝘀 ® (@der__jonas) February 20, 2024
Aus dem Artikel:
Tatsächlich gibt es hauptsächlich eine Schwerkraft. Auf der Erde. Aber im Weltall nicht. #TwitternWieClowns https://t.co/PPGTkOH8XO
Sowas nennt sich Faktencheck? Die Biologie beweist, dass ein Spektrum zwischen den ZWEI GESCHLECHTERN gibt. Und das soll ein Beweis dafür sein, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt? https://t.co/RGHxwmNGxz
— Bibi Blocknix 🔞 (@BlocknixBibi) February 19, 2024
Äh, nein... nicht mal mit dem Intersex-Ansatz, in dem man Chromosomen Anomalien oder Dysphorie berücksichtigt, gibt es nicht mehr als 2 biologische Geschlechter. Selbst wenn man das Sammelsurium von Klinefelter Syndromen, XX-Männern, Turners usw berrücksichtigt, die fast alle…
— MIGO (@MIGO_Offiziell) February 19, 2024
Aus der Serie warum immer weniger Menschen Journalisten auch nur die Uhrzeit glauben: Haltung schlägt Hirn. Und verkauft als wissenschaftlicher Faktencheck. https://t.co/LhOlasjCHk
— Heimo Lepuschitz (@heimolepuschitz) February 19, 2024
Es kann ja mal passieren, dass eine Wissenschaftsjournalistin mit einem Dr.phil. einen Faktencheck zur Humanbiologie vollkommen vermurkst. (Hier hält @franziskadz DSDs für zusätzliche biologische Geschlechter.) Aber dann sollte man das halt rasch zurückziehen, @anna_thalhammer. https://t.co/m5Lu3KRZYk
— Ulrich Berger (@VARulle) February 19, 2024
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