'Wirklichkeitskonstruktion'

Fast nur subjektive Propaganda: Studie zeigt auf, wie Staatsfunk die Jugend umerzieht

Medien
Funk-Logo: PantheraLeo1359531, Wikimedia Commons, CC BY 4.0; TV: Freepik; Komposition: Der Status.

Eine aktuelle Studie der gewerkschaftlichen "Otto-Brenner-Stiftung" lässt kein gutes Haar an der Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Jugendsparte "Funk". Die Inhalte drehen sich oftmals um scheinbar belanglose Themen, enthalten viel subjektive, erzieherische Haltung und bilden die Lebensrealitäten nicht wirklich ab. Stattdessen macht es bei noch genauerem Hinsehen vielmehr den Eindruck, als sollen junge Menschen gezielt indoktriniert werden.

Fast ausschließlich subjektive Propaganda

Das Urteil des Medienwissenschaftlers Janis Brinkmann ist vernichtend: „Transparenz, Nutzwert und Reflexivität sind hingegen in der Mehrheit der Beiträge nicht ausgeprägt, auch Ansprüche an Relevanz und Vielfalt können in einem maßgeblichen Teil der Beiträge nicht eingelöst werden." Die mit 45 Mio. Euro aus der Staatsfunk-Zwangsgebühr finanzierten Jugendschiene fällt demnach vor allem durch einen Fokus auf "Unterhaltung, Emotionen und Geschichten" auf, bei dem aber wiederum Subjektivität nicht ausreichend gekennzeichnet wird - und davon gibt es in Hülle und Fülle, wie die "Junge Freiheit" berichtet.

Denn bei der Analyse aller YouTube-Beiträge der "Funk"-Formate „Y-Kollektiv“, „STRG_F“, „reporter“, „follow me.reports“ und „Die Frage“ im Zeitraum zwischen 2016 und April 2022 stellte sich heraus: 79 Prozent sind im Stil des "New Journalism" verfasst, der sich vor allem durch "offenen Subjektivismus" auszeichne und sich an Jugendliche richte. Recherchen investigativer Natur kämen deutlich seltener vor, Informationsjournalismus gar nicht: "90,6 Prozent verfolgen eine gefühlsorientierte Strategie der Zielgruppenansprache, während alternative Aufbereitungen – beispielsweise skandal- oder ereignisorientierte – nur marginal vorkommen“, so Brinkmann.

Einschlägige Inhalte

Den größten Anteil an Beiträgen hatten jene, die sich mit dem Themenfeld "Gesundheit, Partnerschaft und Kriminalität" auseinandersetzten - sie machten gleich 42,5 Prozent der Gesamtberichterstattung aus. Und, was die Studie nicht direkt problematisiert: Immer mit dem politisch-korrekten, erzieherischen Anstrich. So heißen Videos des "Y-Kollektiv" etwa: "Inside Findom Szene: Kann man als Geldherrin reich werden?", "Fusion - Ein Festival kämpft für Freiheit ohne Polizei", "Sterilisation mit 22: Der Traum vom kinderlosen Leben" oder "Rechtsextreme auf dem Land: Wenn dein Heimatort zum Traumziel für Rechtsextreme wird".

Ähnlich sieht es bei anderen Formaten aus: So tänzelt "STRG:F" etwa zwischen "Rassistische Völkerschauen: unsere verdrängte Geschichte", "Lützerath geräumt: Was hat der Protest gebracht?", "Schöner, jünger, gesünder: Was bringt Gentechnik?" und "Weed-Mafia: Wie blutig ist unser Gras?" umher. Bei reporter reicht das Portfolio von "Sexismus im E-Sport: Frauen nur für die Werbung?" über "Sex mit fremden Männern: Darum geht Tom (19) anschaffen" bis zu "Nudes gegen Putin: 'Meine Brüste helfen der ukrainischen Armee'". Die "follow me.reports" wissen mit Titeln wie "Queer auf OnlyFans - Viel Geld, noch mehr Hate?" oder "Mein Papa glaubt an Verschwörungen" aufzufallen.

An der Lebensrealität vorbei

"Wie die Reportage-Formate von funk Wirklichkeit konstruieren": Das ist der Untertitel der Studie - und sie tun es auf allen Ebenen. Denn obwohl Deutschland in 85,9 Prozent der Sendungen das "zentrale Ereignisland der Beiträge" ist, werden vor allem Großstädte und darin die Belange des "woken" Milieus gezeigt: Die meisten Berichte finden in Metropolen statt. Kleinstädte und Dörfer kommen nur in elf Prozent der Sendungen vor, und ostdeutsche Bundesländer (ohne Berlin) sind überhaupt nur in weniger als fünf Prozent der Beiträge im Fokus. Man konstruiert also eine Realität für Jugendliche, die mit ihrer wirklichen Welt nur marginal etwas zu tun hat.

Doch bei "Funk" will man die Kritik nicht gelten lassen. Programmgeschäftsführer Philipp Schild erklärte: "Wenn man sich eine subjektive Form wie YouTube-Reportagen raussucht, dann ist das natürlich kein Wunder, dass man zu diesem Schluss kommt, diese seien sehr subjektiv." Es stünde den Studienmachern nicht zu, über die Zulässigkeit von Reportagen im zwangsgebührenfinanzierten Jugendnetzwerk zu urteilen. Eine Reportage kommuniziere über das persönliche Erleben des Reporters: "Da ist es vollkommen in Ordnung, dass man aus einer subjektiven Perspektive an die Lebensrealitäten der Zielgruppen andockt". Auch eine dreiste Weise, gezielte Umerziehungspropaganda zu rechtfertigen.

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