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Große Anteilnahme für 'Mörtel'

Richard Lugner (91) ist tot: Österreich trauert um 'Wiener Original'

Kultur
Lugner mit Ex-Frau

Kaum jemand prägte die Öffentlichkeit in den vergangenen Jahrzehnten auf so kontroverse Weise wie der langjährige Bau-Unternehmer Richard Lugner (91), der später u.a. mehrfach für das Bundespräsidentenamt kandidierte und mit seinen Opernball-Gästen, seinem "Zoo" an Frauen und pointierten Aussagen eine ständige mediale Präsenz in Österreich genoss. Nach seinem Ableben ist die Anteilnahme auch vonseiten der Politik groß, die meisten preisen ihn als unverwechselbares "Wiener Original".

Meinungsstarker "Mörtel" ließ niemanden kalt

Was haben Ivana Trump, Claudia Cardinale, Sarah Ferguson, Brigitte Nielsen, Ornella Muti, Pamela Anderson, Paris Hilton, Roger Moore, Dieter Bohlen und Jane Fonda gemeinsam? Sie alle waren Ehrengäste in der Opernball-Loge von Richard "Mörtel" Lugner, dem damit gewissermaßen zugleich die Aufmerksamkeit des Boulevards, der Society-Magazine und des Feuilletons gleichermaßen auf sich zog. Er konnte den Spagate zwischen der feinen Bussi-Bussi-Gesellschaft und dem berüchtigten Wiener Grantler aus dem Volke, war gewissermaßen der "Sir" unter den leibhaftigen Mundl Sackbauers, ohne dabei gleich vollständig zum Proleten des roten Teppichs zu verkommen.

Auf den Zeitgeist pfiff er prinzipiell, nahm sich kein Blatt vor den Mund, ebenso wenig hatte er Berührungsängste zu Menschen aller Lebens- und Denkrichtungen. So nahm er im Vorjahr auch am Wiener Akademikerball teil, pflegte eine Freundschaft zum amtierenden dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer und ist seit Kurzem auch Schwiegervater eines Wiener FPÖ-Politikers. Umgekehrt lag er mit der katholischen Kirche wegen der Abtreibungsfrage in die Wolle. Dem Rauchverbot in der Gastronomie konnte er auch als Nichtraucher wenig abgewinnen. Mit der Gewerkschaft legte er sich an, weil er seine "Lugner City" gerne auch Sonntags geöffnet hätte.

Lugner als politisches Tier mit Frauen-Zoo

So erfolgreich "Mörtel" als Bau-Unternehmer war, der sich insbesondere mit der Revitalisierung altehrwürdiger Bauten einen Namen machte, so turbulent war sein Privatleben. Erst wenige Monate vor seinem Tod heiratete er seine sechste Frau. Überhaupt füllten die Anekdoten seiner Liebschaften die Spalten der Klatschpresse, zumal er den Damen reihum Tiernamen gab. Nach seiner vierten Frau "Mausi", mit der er auch ein TV-Realityformat "Die Lugners" hatte, folgten Beziehung zu teilweise etliche Jahrzehnte jüngeren Damen, die er als Hasi, Käfer, Bambi, Katzi und Kolibri bezeichnete sowie eine skandalträchtige Ehe mit "Spatzi". Die letzten Monate seines Lebens war er mit "Bienchen" verheiratet.

Mehrfach zog es den so streitbaren wie meinungsstarken - aber laut Wegbegleitern auch großherzigen - Lugner in die Politik, was von unterschiedlichem Erfolg gezeitigt war. Bei der Bundespräsidentenwahl 1998 erreichte er stolze 9,9 Prozent der Wählerstimmen, bei einem weiteren Antritt im Jahr 2016 waren es hingegen nur nur 2,3 Prozent. Der Versuch mit der Liste "Die Unabhängigen" in den Nationalrat einzuziehen, scheiterte im Jahr 1999 mit nur 1,0 Prozent der Stimmen. Dennoch blieb er im politischen Raum eine Präsenz. Auch weil diverse Parteien in der "Lugner City" auch Wahlkampf machten. Er hieß "alle Parteien willkommen, weil es kommen viele Leute und es kostet uns nichts".

Große Anteilnahme aus (fast) allen Lagern

Entsprechend groß war die Anteilnahme auch in der Politik, nachdem bekannt wurde, dass Lugner mit 91 Jahren in seiner Villa in Wien-Döbling starb. So würdige ihn FPÖ-Chef Herbert Kickl als "unverwechselbares Original, ein Stück Wiener Kulturgeschichte", seine Anteilnahme gelte der Familie und den Angehörigen. Hofer würdigte ihn als fairen Konkurrenten bei der Wahl vor acht Jahren und als Freund: "Obwohl wir in diesem Wahlkampf auf unterschiedlichen Seiten standen, war unser Verhältnis stets von Fairness und einem tiefen gegenseitigen Verständnis geprägt. Wir respektierten die Ansichten des jeweils anderen und konnten so auch unsere Freundschaft bewahren."

Auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sprach von einer "schillernden Persönlichkeit", einem "österreichischen Original, das sich nie verbogen hat." Für NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger ging "eine Ära zu Ende". Mit Lugner verlasse uns ein "leidenschaftlicher Unternehmer, politischer Kopf, schillernde Persönlichkeit und unglaublicher Entertainer". Der Wiener SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig zeigte ebenfalls mehrere Aspekte des facettenreichen Leben Lugners auf und befand ebenfalls, dass "ein Wiener Original von uns gegangen" sei. Das näheste an einer grünen Stellungnahme ist indes ein Kondolenz-X-Beitrag von Bundespräsident Alexander van der Bellen.

Auch Medien wird er wohl abgehen

Mit seinem Tod hinterlässt Richard Lugner aber auch eine Lücke bei all den Medien, die gerne laufend über ihn berichteten. Und so ist es wohl unvermeidlich, dass auch mehrere österreichische Mainstream-Journalisten daher "Mörtel" in sozialen Medien mit Anekdoten rund um seine Person die letzte Ehre erwiesen... 

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