Gesundheits-System am Sand

Medikamenten-Mangel in Österreich: Industrie fordert höhere Preise

Gesundheit
Symbolbild: Freepik

Noch immer gibt es einen massiven Engpass bei Medikamenten in Österreich. Vor diesem Hintergrund forderte nun die Pharmaindustrie höhere Preise für Arzneimittel. Sonst könne man nicht kostendeckend produzieren und der Mangel könnte noch gravierender werden. Die Apothekerkammer hält dagegen, dass die Engpässe vielmehr den Umständen geschuldet sind, dass ohnehin kaum mehr in Europa sondern hauptsächlich in Asien produziert werden.

Probleme bei über 500 Arzneimitteln

Rund 539 Arzneimittel sind in Österreich derzeit nicht oder nur eingeschränkt verfügbar. Darunter befinden sich neben dem Antibiotikum Penicillin auch Asthmasprays für Kinder, Magentabletten, Blutdrucksenker, Beruhigungstabletten oder Schmerzmittel wie Mexalen oder Thomapyrin. Damit der Mangel nicht noch gravierender wird, forderte nun der Chef von Novartis-Österreich, Michael Kocher, höhere Preise für Arzneimittel. Gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal erklärte er, dass man wieder attraktivere Marktbedingungen schaffen müsse. Mit den jetzigen Preisen und Energiekosten könne es "langfristig nicht funktionieren". Gleichzeitig betonte er allerdings auch, dass es nicht um Gewinnmaximierung, "sondern um kostendeckende Produktion" gehe.

Auch Chemie-Industrie will höhere Preise

Der Forderung Kochers schloss sich auch der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs an. "Die Engpässe bei Medikamenten, die in Österreich in den vergangenen Wochen saisonal aufgetreten sind, könnten in den kommenden Jahren noch deutlich zunehmen", erklärte die FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger. Ihrer Ansicht nach braucht es langfristige Strategien, um auch in heimischer Produktion wichtige Arzneimittel in ausreichender Zahl herstellen zu können.

Darunter würde auch eine Indexierung der Arzneimittelpreise zur Inflationsabgeltung fallen, um die seit Jahren steigenden Herstellungskosten abzufedern. Zudem würde sich auch zeigen, dass Österreichische Firmen nicht mit jenen in Fernost konkurrieren könnten, weil diese niedrigere Kosten hätten. Daher gäbe es Lieferschwierigkeiten auch vor allem bei Arzneimitteln im unteren Preissegment von rund 10 Euro.

Chinas Exportverbot

Für die Österreichische Apothekerkammer liegt das Problem darin, dass mittlerweile viel Medikamente in Asien produziert werden. Dazu kommt auch ein Exportverbot für bestimmte Medikamente aus China, welches die ohnehin durch Corona gestörten Lieferketten weiter belastet. Denn bereits vor Jahrzehnten verlagerte sich ein Großteil der Medikamentenproduktion nach Asien, vor allem nach China und Indien. Seit Corona wurden dann die Rufe lauter, sich aus der globalen Abhängigkeit zu befreien.

Doch selbst wenn man nun beginnt, die Produktion von Arzneimitteln wieder in Europa zu fördern, dürften Jahre vergehen, bis die Auswirkungen davon spürbar werden. Außerdem, so stellte die Apothekerkammer fest, traten Lieferengpässe seit Jahren immer wieder auf. Wobei Österreich hier zusätzlich betroffen ist, da durch die niedrigen Preise der Markt unattraktiv ist und Hersteller oft priorisiert Länder mit höheren Preisen, wie die Schweiz oder Deutschland, beliefern.

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