Wirtschaft nicht ruinieren: Laut Industrie früher Gasausstieg nicht möglich
Aufgrund der extrem hohen Energiepreise haben im vergangnen Jahr viele Unternehmen im energieintensiven Bereich ihre Produktion gedrosselt. So sank etwa die Herstellung von Stahl oder Aluminium in Europa rapide. Und auch wenn die Politik den Gasausstieg feiert und versucht die Sanktionen mit Russland für die "Energiewende" zu nutzen, so einfach ist es nicht, denn viele Unternehmen haben keine andere Wahl.
Weg von den fossilen Brennstoffen, hin zu sauberer Energie und zum totalen Kampf gegen den Klimawandel. So oder ähnlich lassen sich derzeit die meisten Reaktionen aus der Politik aber auch aus Medien zusammenfassen. Doch so einfach ist es nicht. Nicht nur, dass viele Unternehmen wegen der horrend hohen Energiepreise in Europa bereits erwägen, den Werberufen aus der USA und den dort versprochenen Subventionen nachzugeben und die Produktion in die Vereinigten Staaten zu verlagern, für viele Unternehmen gibt es derzeit auch keine Alternative zu Erdgas.
Ausstieg aus fossilen Brennstoffen
Zwar betont die Politik, und vor allem auch die Grünen und um Klima-Sektierer als Wähler heischende andere Parteien, dass spätestens seit dem Ukraine-Krieg klar ist, dass mit fossilen Brennstoffen Schluss sein muss, aber lässt sich dies trotz aller Ideologie nicht über das Knie brechen, auch wenn viele es gern so hätten. Dies zeigte nun auch wieder ein Bericht im Ö1-Morgenjournal. Dort besuchte man mehrere österreichische Unternehmen. Unter anderem Österreichs größtem Aluminium-Hersteller AMAG in Ranshofen in Oberösterreich. Und deren Vorstandschef Gerald Mayer erteilte überhasteten Ausstiegsfantasien eine klare Absage.
Umstieg dauert gut 20 Jahre
Zwar gab er auch pflichtschuldigst zu Protokoll, dass das Unternehmen CO2-neutral werden wolle und man den Klimaschutz natürlich sehr ernst nehme, auf Photovoltaik setze und auch durch Recycling viel Aluminium wiederverwerten könne und somit bei der Primärproduktion gut 95 Prozent einspare, aber - und da kam das große Aber - man dennoch sehr lange auf Erdgas angewiesen sein werde. Mayer sprach in diesem Zusammenhang von einem Zeitraum von gut 20 Jahren. Denn die Umstellung von rund 100 Öfen auf Strom und Wasserkraft würde dauern und außerdem müsste auch noch einiges an Entwicklungs- und Forschungsarbeit geleistet werden.
Umstieg weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll
Gegen Hauruck-Aktionen sprach sich im Morgenjournal auch der CEO der steirischen Stoelzle Glasgruppe, Georg Feith, aus. Er hält ebenfalls eine ähnliche Zeitspanne für die Glasindustrie für realistisch. Schätzungsweise könne man 70 Prozent des Erdgasverbrauchs in den nächsten zehn Jahren einsparen und die weiteren 30 Prozent in der folgenden Dekade. Aber dafür müsste Strom nicht nur mit Sicherheit in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen, es müsste auch wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll sein und dies ist bis jetzt nur bedingt gegeben. Denn solange Strom teilweise aus fossilen Energieträgern gewonnen wird und auch noch deutlich teurer als Gas sei, ist ein Umstieg nicht realisierbar.
Kein kompletter Ausstieg aus russischem Gas
Da man offenbar abseits politischer und grüner Elfenbeintürme realistisch genug ist um einzusehen, dass ein Verzicht auf Gas kurzfristig nicht umsetzbar ist, gibt es auch zunehmend Kritik an den Plänen der EU bis 2027 komplett auf russisches Gas verzichten zu wollen. Das Herunterfahren auf Null schaffe neue Abhängigkeiten, erklärte dazu der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) Gabriel Felbermayr gegenüber der deutschen Presseagentur. "Ein gewisses gemischtes Portfolio sollte es in einer dann hoffentlich herrschenden Nachkriegswelt sein und nicht eines, das sich nur auf amerikanisches Flüssiggas kapriziert", warnt Felbermayr vor einem alleinigen Setzen auf US-Frackinggas.
Zuletzt war das WIFO immer wieder durch Prognosen für Aufmerksamkeit gesorgt, die im Nachgang korrigiert werden mussten. So prophezeite man im März 2022 einen massiven Wohlstandsverlust durch die Sanktionen für Russland, während man für den Westen zunächst kaum negative Folgen annahm. Später ruderte WIFO-Chef Felbermayr dann etwas zurück und warnte vor einer Inflation von bis zu 18 Prozent und einem massiven Wohlstandsverlust in Österreich durch den EU-Handelskrieg.