Kriegstüchtigkeit für Schüler

Zurück in die DDR: Bald wieder Wehrunterricht an deutschen Schulen?

Politik
Bild: Dr. Frank Gaeth, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons

Bisher ist sie eher wenig aufgefallen. Doch nun prescht FDP-Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger mit einer interessanten Forderung vor. Schulen sollen künftig ihre Schüler auf den Kriegsfall vorbereiten. Erlebt damit der umstrittene Wehrunterricht aus der ehemaligen DDR eine neue Auflage? Aber auch Werbung für die Bundeswehr kann sich die Ministerin in Schulen vorstellen.

Niedrige Wehrbereitschaft der Deutschen

Die "Soldaten sind Mörder"-Zeiten sind wohl endgültig vorbei. Immerhin kriegen vermutlich auch genug Politiker Fracksausen, dass die Töne und das Säbelrasseln, welches sie in den vergangenen Jahren anschlugen, auch irgendwann auf sie selbst zurückfallen könnte. Zumal es mit der Wehrbereitschaft der Deutschen entgegen den von der Politik verbreiteten starken Worten nicht zum Besten bestellt ist.

So wären laut einer Umfrage vom vergangenen Dezember nur 17 Prozent der Deutschen zur Landesverteidigung mit der Waffen bereit - angesichts des Polit-Personals, für welches man womöglich in die Schlacht ziehen sollte, kein Wunder. Eine deutliche Mehrheit von  61 Prozent wäre wahrscheinlich nicht oder auf keinen Fall bereit, im Falle eines Falles den Kopf hinzuhalten und die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Dabei sind ganze 40 Prozent auf keinen Fall zur Verteidigung mit einer Waffe bereit.

Jugend muss kriegstüchtig werden

Angesichts dieser ernüchternden Zahlen, braucht es nicht nur neue Rekrutierungspotentiale - weshalb man bereits die Anwerbung von Söldnern für die Bundeswehr in Erwägung zog - sondern man muss auch andere Hebel in Bewegung setzen. Und was ist dabei einfacher, als bei Kindern und Jugendlichen anzusetzen. Und da will FDP-Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger bei den Schulen ansetzen. "Die Gesellschaft muss sich insgesamt gut auf Krisen vorbereiten – von einer Pandemie über Naturkatastrophen bis zum Krieg", so Stark-Watzinger.

Weiter erklärte sie: "Zivilschutz ist immens wichtig, er gehört auch in die Schulen. Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken." Aber die Ministerin geht noch weiter. So sollen doch die Schulen ein "unverkrampftes Verhältnis zur Bundeswehr" entwickeln und auch zunehmend wieder Soldaten in die Klassen einladen. "Ich halte es für wichtig, dass Jugendoffiziere in die Schulen kommen und berichten, was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut", so die Ministerin.

Schule "militärfrei" ist vorbei

So tut ein unverkrampfteres Verhältnis zwar schon seit Jahren Not. Allein die Vorzeichen, unter denen es nun gefordert wird, sollte bedenklich machen. So wusste noch vor nicht ganz 10 Jahren der Spiegel zum "Informationsbedürfnis der Schulen zu sicherheitspolitischen Themen im Rahmen der Politischen Bildung" und Bundeswehroffizieren in den Klassen zu berichten: "Dabei ist die tarnfarbene Werbetour seit Jahren umstritten. Die grün-rote baden-württembergische Landesregierung hatte im vergangenen Jahr eine neue Vereinbarung mit der Bundeswehr getroffen: Seither dürfen Jugendoffiziere nicht mehr "für den Dienst in der Bundeswehr werben."

Denn neben politischen Parteien wurde die Bundeswehr für derartige Touren auch von der "Zivilgesellschaft" immer wieder kritisiert. "Inzwischen haben sich mehrere Bildungseinrichtungen in Deutschland sogar für 'militärfrei' erklärt" und zwei Schulen erhielten dafür im 2013 sogar den Aachener Friedenspreis, so der Spiegel. Allein, die Zeichen der Zeit haben sich geändert. 

Kommt bald Wehrunterricht?

Stark-Watzinger jedenfalls verweist etwa auf das Beispiel Großbritannien, wo derartige Übungen an Schulen abgehalten werden. "Dort gehören Übungen für den Katastrophenfall an Schulen zum Alltag. Davon können wir lernen", so die Ministerin. Aber so weit muss sie den Blick gar nicht schweifen lassen. Vielleicht lassen sich ja die alten Lehrpläne aus DDR-Zeiten reaktivieren.

Denn dort stand zwischen 1978 und 1989 auch Wehrunterricht auf dem Stundenplan. Damals hatten die Schüler der 9. und 10. Klasse an diesem verpflichtend teilzunehmen. Für die männlichen Schüler gab es sogar zweiwöchige Wehrlager, wo sie von NVA-Offizieren vormilitärisch geschult wurden - einschließlich Handgranatenwerfen und Schießen. Für die Mädchen waren Zivilschutz- bzw. Zivilverteidigungsübungen vorgesehen.

Gegen diese Art des Unterrichts - eingeführt unter der Ägide der blauhaarigen Bildungsministerin Margot Honecker - liefen damals die Kirchen, sowohl katholische als auch evangelische, Sturm, forderten ein verstärktes friedenspolitisches Engagement und erarbeiteten sogar ein Konzept "Erziehung zum Frieden". Doch damit ist derzeit wohl eher nicht zu rechnen, die Kirchenfürsten haben stattdessen erst einmal die AfD zum Ziel auserkoren...

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