Präsidentenpalast in Tiflis

Dem georgischen Volke: CDU blamiert sich mit Fake-Reichstag in Werbefilm

Politik
Reichstag: Tobias Nordhausen, Flickr, CC BY-NC-SA 2.0; Palast Tiflis: Levan Gokadze, Flickr, CC BY-SA 2.0; Screenshot: CDU/Twitter (Bildzitat); Komposition: Der Status

Euer Steuergeld bei der Arbeit: Die strauchelnde CDU gibt sich ein neues Gewand. Dabei schaute man sich nicht nur die türkise Farbe von der Schwesterpartei in Wien ab, sondern griff auch noch bei der Bildauswahl ins Klo. Denn in einem Imagefilm wird an einer Stelle statt des Reichstagsgebäudes der georgische Präsidentenpalast gezeigt.

Reichstag? Egal! Hauptsache Kuppel... 

Eigentlich sollte man annehmen, dass eine seit über 70 Jahren im Bundestag vertretene Partei, die 54 Jahre lang das Amt des Bundeskanzlers innehatte, den eigenen Arbeitsplatz erkennt. Bei der Merz-Partei scheint dies nicht der Fall zu sein. In einem neuen, etwas über eine Minute langen Video zeigte man anstelle des Reichstags-Gebäudes den georgischen Präsidentenpalast in Tiflis. Zwar besitzen beide altehrwürdigen Gebäude eine markante Glaskuppel und Säulen vor dem Eingang - dort hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf.

Während der Reichstag aus Natursteinen errichtet ist, ist die Fassade des georgischen Gebäudes in weiß gehalten. Und während das Herzstück der deutschen Demokratie vor 129 Jahren fertig errichtet war, erfolgte die Grundsteinlegung in Georgien - in einem neoklassizistisch-historistischen Stil - erst 110 Jahre danach. Und dort, wo in Berlin die Aufschrift "Dem deutschen Volke" prangt, ist in Tiflis deutlich erkennbar eine Inschrift in der traditionellen georgischen Schrift zu lesen. 

Führte Recherchefaulheit zur Panne? 

Böse Zungen würden nun behaupten, dass die CDU spätestens seit der Ära der ebenfalls im Video vertretenen Angela Merkel, vergessen hat, dass man "dem deutschen Volke" und nicht globalen Eliten zu dienen hat. Umso skurriler lässt der peinliche Fauxpas allerdings den vermittelten Slogan wirken: "Unser starkes Zeichen. Für die Erneuerung. Für den Zusammenhalt. Für die CDU." 

Ist es ein peinlicher Fehler oder dachte man einfach, es würde einfach niemandem auffallen? Die Parteiführung nickte das fehlerhafte Video jedenfalls offenbar ab. Und folgt man dem Anhaltspunkt eines Twitter-Nutzers, hätte ein Mindestmaß an Recherche ausgereicht, um diesen Fehler nicht zu begehen: Denn aus exakt demselben Winkel existieren Stockfotos des Gebäudes in Tiflis, auf denen eine wehende georgische Flagge zu sehen ist. 

Spott folgt auf dem Fuß

Wer den Schaden hat, braucht für Spott nicht zu sorgen: Schnell hatten politische Mitbewerber den peinlichen Vorfall für sich entdeckt. So etwa Grünen-Politiker Konstantin von Notz, die "Linke"-Politikerin Anke Domscheit-Berg oder der ehemalige Bundeschef der "Jungen Alternative", Marvin Neumann: 

Immer mehr Nutzer machen sich über den Fehler lustig:

Sogar die vehementesten System-Vertreter konnten sich ihre Belustigung nicht verkneifen: 

Ein Spiegel-Journalist fand darüber hinaus die neue CDU-Farbgebung eher mangelkreativ:

300.000 Euro für Pannen-Video

Doch so amüsant der peinliche Fehler der CDU für Beobachter auch sein mag: Die ganze Sache hat auch einen fahlen Beigeschmack. Denn üblicherweise lassen sich die System-Parteien ihre PR-Auftritte einiges kosten. So auch in diesem Fall: Laut einem Medienbericht soll der "Spaß" nämlich ganze 300.000 Euro gekostet haben. Wenn man bedenkt, dass die CDU in den letzten Jahren durch die Bank über 50 Mio. Euro an staatlicher Parteienförderung kassierte, kann man davon ausgehen, dass der Steuerzahler zumindest mittelbar dafür zahlen muss, damit ihm eine vermeintlich "staatstragende" Partei Bilder vorsetzt, die man eher im Kaukasus-Urlaub hätte erwarten dürfen...

Und die Reaktion der CDU? Die löschte das originale Video, teilte eine korrigierte Version und versucht, die mutmaßliche Steuergeld-Verschwendung nun wegzublödeln...  

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