Vorerst kein Wechsel in Militärführung

Wenn das Herrchen befiehlt: USA verbieten Selenski, Oberkommandanten zu entlassen

In der ukrainischen Führung kriselt es weiter und Spannungen schwelen. Und niemand ist offenbar vor dem autoritären Führungsstil von Ukraine-Machthaber Wolodymyr Selenski sicher. Nun mussten offenbar sogar die USA und Großbritannien die Strippen ziehen und eine geplante Entlassung des ukrainischen Oberbefehlshaber Walerij Saluschni durch Selenski zu verhindern.

Es ist schon lange klar, wer in der Ukraine die Hosen wirklich anhat. Allmählich tritt es aber auch in der Öffentlichkeit immer deutlicher zu Tage. So dürften die Verstimmungen zwischen Präsident Selenski und dem obersten Militärführer Walerij Saluschni immer offener ausgetragen werden. Denn Selenski dürfte Saluschni zuletzt gar zum Rücktritt aufgefordert und ihm die Position eines Verteidigungsberaters angeboten haben, wie vier mit den Gesprächen vertraute Personen laut der Financial Times berichteten. Doch der Oberkommandierende lehnte das Angebot ab.

Andere Einschätzung der Kriegssituation

Grund für die Verstimmungen dürften auch unterschiedliche Beurteilungen der Kriegslage sein. So berichtete die Times, dass der General bei einem Treffen mit Beratern von Selenski keinen Hehl daraus gemacht haben, dass ihre Einschätzungen der militärischen Lage eher positiv als realistisch seien. Dies dürfte aber Selenski nicht gepasst haben, der ihn anschließend zum Rücktritt aufforderte. Dieser sei jedoch nicht erfolgt.

Zwar habe Selenski gedroht, ein derartiges Dekret zu unterschreiben, aber auf Druck der USA und Großbritanniens sowie hochrangiger Militärs sei diese Entscheidung rückgängig gemacht worden, so die Times. Denn die Verbündeten hätten weiter mit dem General, der die Geschicke der Armee seit Beginn des Krieges leitet. zusammenarbeiten wollen.

Rücktritt auf Raten?

Insidern zufolge könnte die Ablösung allerdings nur aufgeschoben und nicht aufgehoben sein. Sie erklärten, dass zwar im Bereich des Präsidenten eine Entscheidung über die Entlassung getroffen worden sei, dass diese aber möglicherweise noch einige Zeit auf sich warten lasse, nachdem Berichte über die Pläne in ukrainischen Medien erschienen waren.

So wurde auch zunächst in einem Telegram-Kanal kursierende Gerüchte über eine mögliche Entlassung dementiert. Das ukrainische Verteidigungsministerium schrieb: "Liebe Journalisten, wir antworten allen sofort: Nein, das ist nicht wahr." Dabei nahm man wohl an, dass ohnehin alle wüssten, um welche Causa es geht. Hinzukommen für den Rückzieher dürfte auch, dass einige potentielle Nachfolger es abgelehnt hätten, das Amt des Oberbefehlshabers zu übernehmen.

General als Gefahr für Selenski

Dabei dürften aber nicht nur Meinungsverschiedenheiten über die militärische Lage eine Rolle spielen. Zwar war Saluschni Anfang November bereits von Selenski kritisiert worden, weil er in einem Interview vom Scheitern der Offensive sprach und erklärte, dass der Krieg in eine Sackgasse geraten sei. Selenski hatte dies damals als zu pessimistische Einschätzung zurückgewiesen. "Jeder wird müde, unabhängig von seinem Status. Und wir haben unterschiedliche Meinungen. Aber es ist keine Pattsituation", erklärte er und betonte zudem, dass die neu eintreffenden westlichen F-16-Kampfjets im Jahr 2024 zu einem Durchbruch führen könnten.

Aber der General ist auch zu bekannt für Selenskis Geschmack. Neben Selenski ist er die populärste Person in der Ukraine und genießt hohes Ansehen, was laut The Guardian für Verärgerung sorgt.  Zumal Saluschni auch Neuwahlen gegenüber aufgeschlossen ist, die derzeit ausgesetzt und auch nicht vorgesehen sind. Laut einer durchgesickerten Umfrage wäre der General zudem eine Bedrohung bei einer Präsidentenwahl, er wäre fast gleich auf mit Selenski, mit nur zwei Prozent Unterschied.

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