Vucic über gefährliches Säbelrasseln

Weltkriegsgefahr: 'Große Konfrontation' laut Serben-Präsident nur Monate entfernt

Politik
Vucic: Влада на Република Северна Македонија, Flickr (public domain); Soldaten: Freepik; Komposition: Der Status.

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic tätigte in einem Interview mit einer Schweizer Zeitung einige Aussagen, die eigentlich Grund zur Besorgnis geben sollten. So erklärte der Staatschef etwa, nach seiner Meinung gefragt, wie weit man von einem Dritten Weltkrieg entfernt sei, dass man nicht mehr länger als drei oder vier Monate von einer "großen Konfrontation" entfernt sei. Man habe daher auch schon "Daten über unsere Ölreserven, über Zucker bis hin zu Salz und allem anderen überprüft".

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic gilt gemeinhin als westorientiert und - trotz kategorischer Ablehnung eines Beitritts - auch NATO-freundlich. In einem Interview mit der Schweizer "Weltwoche" zeigt der Staatschef allerdings ein etwas anderes Bild. Da gibt er sich eher verhalten und zurückhaltend. Denn obwohl sein Land zu Beginn des Ukraine-Konflikts insgeheim Waffen nach Kiew geliefert haben soll - und dies vielleicht noch immer tut - scheint man nun eher um eine neutrale Position bestrebt und spart auch nicht mit Kritik an der westlichen Politik in Bezug gegenüber Russland, mit dem sein Land traditionell ebenfalls freundschaftliche Beziehungen verbinden.

Kriegsgefahr massiv erhöht

Brisant scheinen aber einige Aussagen des Politikers, der wohl aufgrund seiner Position einige Einblicke in die westlichen Machtzirkel haben dürfte, in Bezug auf die Gefahr eines dritten Weltkriegs bzw. auf eine Ausweitung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine.

Auf die Frage "Wie nah sind wir an einem dritten Weltkrieg?", sagt Vucic, der zuvor erklärte, dass er versucht sowohl die ukrainische als auch die russische Seite verstehen zu wollen, unumwunden und ehrlich: "Ich kann nicht von einem dritten Weltkrieg sprechen, aber von einer großen Konfrontation. Wie weit wir sind? Ich glaube, dass wir davon nicht mehr weit entfernt sind. Nicht länger als drei oder vier Monate. Und es besteht die Gefahr, dass dies schon vorher geschieht."

Plaudert der Präsident da aus dem Nähkästchen und verkündet Dinge, die sich die anderen Politiker westlicher Staaten derzeit nicht getrauen ihren "Untertanen" als Folgen der kriegstreiberischen Politik zu offenbaren?

Vorbereitungen auf Konflikt

Jedenfalls scheint man sich in Serbien nicht nur Sorgen zu machen vor einer Konfrontation die in den nächsten Monaten kommen könnte, sondern baut bereits auch vor. So erklärt Vucic, dass vieles im Wandel sei. Der Konflikt zwischen China und den USA würde sich verschärfen und viele Länder würden die Hegemonie der USA bzw. des Westens zunehmend in Frage stellen. Dabei gäbe es natürlich Reibungsflächen und Interessenkonflikte.

Im Interview erklärt er: "Die Welt verändert sich, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen und es nicht zugeben wollen, aber sie verändert sich täglich und viel schneller als je zuvor. Das gibt Konflikte, Zusammenstösse, vielleicht grosse Kriege. Ich sehe keine Möglichkeit, wie jemand das verhindern kann, doch ich würde mir das mehr als alles andere wünschen, um Ihnen die Wahrheit zu sagen."

Entgegen den schönen Reden und Beteuerungen der EU-Bonzen und der heimischen Politiker bereitet man sich in Serbien jedoch auf das Schlimmste bereits vor. "Heute habe ich alle Daten über unsere Ölreserven, über Zucker bis hin zu Salz und allem anderen überprüft. Denn ich weiss nicht, was die Zukunft für uns alle bringen wird", berichtet der serbische Präsident.

Frieden und Stabilität

Aber auch um einige andere Aspekte ging es in dem Interview noch. In Bezug auf den Ukraine-Konflikt und das Verhältnis zu Russland attestiert Vucic dem Westen aber auch der Gegenseite, dass kein wirklicher Wille zum Frieden da sei. "Heute ist das Vokabular sehr grob. Das Vokabular ist auf allen Seiten, insbesondere auch auf der europäischen Seite, sehr hart", stellt er fest und erklärt, dass er seine Regierungsverantwortung anders auffasse.

Denn nach den Kriegen nach dem Zerfall des Ostblocks, hat er von Säbelgeklirre die Nase voll: "Und nach all diesen Kriegen ist es mein grosser Traum, den Frieden und die Stabilität hier zu bewahren, und ich werde mein Bestes tun, um das Land sicher und stabil zu halten. Deshalb bin ich bei jeder einzelnen Äusserung sehr vorsichtig, sehr umsichtig. Wissen Sie, ich kämpfe mit niemandem, ich bewahre nur die Ruhe, und das war’s", beschreibt er sein Vorgehen.

Doppelmoral des Westens

Deutlich wird Vucic aber auch bei einem Thema. So wirft er dem Westen unverblümt doppelte Standards vor. So berichtet er aus der Stimmung in seinem Land: "Das eigentliche Problem ist heute, dass die Menschen diese Art von Doppelmoral am meisten hassen, die der Westen in Bezug auf das Kosovo und die Ukraine an den Tag legt. Das werden Sie hier in Belgrad immer hören, von absolut jedem. Als sich das Kosovo von Serbien löste, galt die territoriale Souveränität unseres Landes nichts. Bei der Ukraine ist es genau umgekehrt."

Er verweist zwar darauf, dass er das "Eindringen in das ukrainische Hoheitsgebiet" von Seiten Russlands verurteilt, macht aber auch darauf aufmerksam, dass die zugrundeliegenden Sachverhalte doch deutlich komplexer und komplizierter sind. "Was haben die Westmächte 1999 und 2008 mit Serbien gemacht? Darauf gibt es keine Antworten. Putin hat in seiner jüngsten Erklärung den Präzedenzfall Kosovo angeführt. Auch darauf gibt es keine Antworten", führt er die aktuelle Situation aus und verweist auf das Minsker Vereinbarung, die Putin immer wieder als gebrochen bezeichnete, die Sezessionisten in der Ostukraine und die Fragen des Völkerrechts.

Frieden als verbotenes Wort

Zudem nimmt er aber auch gegenüber der Kriegstreiberei kein Blatt vor den Mund. Denn derzeit gebe man sich den Plänen hin, Russland zu vernichten und der Ukraine gar zu einem Siegfrieden verhelfen zu können. Doch zu welchem Preis? "Wer ist bereit, eine Million, zwei Millionen, fünf Millionen, zehn oder fünfzehn Millionen Menschen zu verlieren? Fragen Sie sich selbst. Ich bin nicht bereit, einen einzigen Mann zu verlieren, und wir werden uns daran nicht beteiligen. Aber das ist eine Frage für andere Leute" so der serbische Präsident, der auch mit dem derzeitigen mangelnden Friedenswillen der verantwortlichen Politiker hart ins Gericht geht.

"Ich spreche über das internationale öffentliche Recht und die Dinge, die einige Länder im Einklang mit der UNO-Charta und den UNO-Resolutionen und dem internationalen öffentlichen Recht im Allgemeinen getan oder nicht getan haben. Was die Situation noch komplizierter macht, ist die Tatsache, dass alle nur vom Krieg sprechen. Niemand will den Frieden erreichen. Niemand spricht über Frieden. Frieden ist fast ein verbotenes Wort geworden. Sie sagen, dass wir gewinnen müssen, um den zukünftigen Frieden zu sichern. Ich finde es sehr merkwürdig, dass niemand versucht, den Krieg zu beenden."

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