Gefahr für die Sicherheit

US-Bericht: Waffen & Ausrüstung im Wert von 1 Mrd. Dollar in Ukraine 'verschwunden'

Politik
Bild: Photo by Sgt. 1st Class Ben Houtkooper 34th Red Bull Infantry Division, Public Domain

Für insgesamt 50 Milliarden Dollar lieferten die USA Waffen und Ausrüstung an die Ukraine. Dabei sollten besondere Vorsichtsmaßnahmen zur Nachverfolgung der Waffen eigentlich Waffenhandel und -Schmuggel erschweren. Doch das System erweist sich als lückenhaft. So sind rund 40.000 Waffen in Wert von mehr als 1 Milliarde US-Dollar nicht im System. Dabei handelt es sich unter anderem um besonders heikle Kamikaze-Drohnen und Panzer- sowie Luftabwehrraketen für die Infanterie.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?

In den USA und ihren maßgeblichen Behörden hat man wohl keine allzu gute Meinung von den ukrainischen "Verbündeten" oder kennt die Ukraine und ihre massiven Korruptionsprobleme nur zu gut. Deshalb bestand die US-Administration auch darauf, dass alle Waffen und Ausrüstungsgegenstände, die man in das korruptionsgeplagte Land liefert, in einer Datenbank erfasst und auch ihr weiterer Weg festhalten werden solle. Eben um Missbrauch, Schmuggel und Waffenhandel zu unterbinden.

Wie ein Bericht des US-Verteidigungsministeriums nun zeigt, der dem Kongress übermittelt wurde, gelang dies nicht vollständig, wie die New York Times berichtet, der dieser Bericht ebenfalls vorliegt. Fast 40.000 Waffen sind abgängig, also nicht in der Datenbank erfasst.

Mehr als 1 Milliarde Waffen und Ausrüstung

Und was nicht in den Systemen enthalten ist, ist nicht ohne. So lieferten die USA bis Stand Juni 2023 - dies sind die letzten für den Bericht verfügbaren Daten -  unter anderem fast 10.000 Javelin-Panzerabwehrraketen, 2.500 Stinger-Boden-Luft-Raketen und etwa 750 Kamikaze-Switchblade-Drohnen, 430 Luft-Luft-Raketen mittlerer Reichweite und 23.000 Nachtsichtgeräte. Von den 39.139 an die Ukraine gelieferten Hochrisikowaffen im Wert von 1,69 Milliarden Dollar sind einige abgängig. Wie viele genau, geht aus dem Bericht nicht hervor, allerdings wird der potentielle Verlust mit rund 1 Milliarde US-Dollar beziffert.

Wo sind die Waffen?

Allerdings enthält der Bericht des Generalinspekteurs des Verteidigungsministeriums an den Kongress keine Beweise, dass die Waffen nach ihrer Verschiffung zu einem US-Militärlogistikzentrum in Polen oder nach ihrer Weiterleitung an die ukrainischen Frontlinien andere Wege gingen. Denn ob die Waffen für illegale Zwecke abgezweigt wurden, wurde nicht untersucht und konnte "nicht im Rahmen unserer Bewertung festgestellt werden konnte", wie die New York Times zitiert.

Allerdings, so der Bericht weiter, hätten es amerikanische Beamte in den USA und Europa versäumt, die Waffen und Ausrüstungsgegenstände schnell genug und ordnungsgemäß zu erfassen, so dass es nun Bedenken gibt, dass von den gelieferten Raketensystemem, Kamikaze-Drohnen und Nachtsichtgeräten ein Teil gestohlen oder geschmuggelt werden könnte.

Säumige Bürokratie

Dass man mit der Erfassung der Waffen nicht hinterherkommt, soll zum einem den Verhältnissen des Krieges und auch einer zu geringen Personalstärke der in den USA, der Ukraine und den Logistikzentren in Polen geschuldet sein. Laut den Beamten gebe es aber seit Beginn des Krieges keine Anzeichen für einen groß angelegten Schmuggel oder einen falschen Umgang mit den Waffen. Was freilich nicht heißt, dass er nicht stattgefunden hat, so prahlten etwa im Oktober Hamas-Kämpfer damit, ihre Waffen angeblich von der Ukraine erworben zu haben - Der Status berichtete

Wie schwierig die geforderte Erfassung allerdings ist, zeigt die Tatsache, dass fast 60 Prozent der noch im Juni gelieferten Waffen nur mangelhaft erfasst wurde. Entweder wurden sie mit großer Verzögerung in der Datenbank eingetragen, die der Nachverfolgung dienen soll, oder nach der Auslieferung überhaupt nicht.

Stichprobenkontrollen auch nicht besser

Wie mangelhaft das System ist, zeigten laut Bericht auch stichprobenartige Kontrollen von 303 Ausrüstungsgegenständen, die zwischen Februar 2022 und März 2023 an die Ukriane geliefert wurden. So hätten US-Beamte nur 47 von ihnen auf ihrem Weg durch Logistikzentren in Polen erfasst und 15, die in der Ukraine angekommen waren, auch inventarisiert. Ein Vergleich im ukrainischen Daten zeigte, dass Kiew angeblich etwas sorgfältiger inventarisiert. So hätten ukrainische Beamte zumindest noch 73 Ausrüstungsgegenstände nachweisen können. Der Verbleib der restlichen 230 Gegenstände ist hingegen völlig unklar.

Als Grund für die mangelhafte Erfassung wird auch das Chaos des Krieges angeführt. So hätten gerade in den ersten Tagen des Krieges ukrainischen Truppen hektisch Javelin-Raketen und andere Waffen untereinander getauscht, als die russischen Panzerkolonnen sich auf Kiew zubewegten. Und dies höchstwahrscheinlich ohne eine Bestandsaufnahme vorzunehmen, wie Beamte einräumten. Dieser Austausch von Waffen und Ausrüstung ist jedoch logischerweise immer noch üblich und erleichtert mögliche Entwendungen.

Bei den neuen Verhandlungen in den USA über weitere Lieferungen nach Kiew, dürfte der Bericht sich allerdings nicht positiv auf die Bereitschaft der Republikaner auswirken. Und es zeigt auch, dass die geforderte strenge Überwachung, die dafür sorgen soll, dass es nicht vermehrt zu Waffenschmuggel und -Handel kommt, mehr als mangelhaft ist.

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