Der Pöbel muss zahlen

Opernball-Loge für 23.600 Euro: Regierung verprasst Steuergeld

Politik
Bild: Peter Siroki, CC BY 2.0, Flickr

ÖVP-Kanzler Karl Nehammer besuchte den Opernball, ebenso wie ÖVP-Frauenministerin Susanne Raab, ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner, ÖVP-Verfassungsministerin Karoline Edtstadler, ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher sowie ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek. Auch der grüne Bundespräsident Alexander van der Bellen ließ es sich - mit Gemahlin - nicht nehmen, den Ball zu besuchen. In Zeiten der Teuerungen ein besonderes Signal...

Während die Masse der Österreicher durch die Rekordinflation und ständig steigende Preise um ihren Wohlstand gebracht wird, zeigt die Ministerriege, dass sie das nicht anficht. Stattdessen vergnügt man sich auf dem Wiener Opernball mit den "Reichen und Schönen" und glaubt vermutlich noch, dies hätte etwas mit politischer Arbeit für das Volk zu tun. Zumindest was die Abrechnung betrifft, hat es dies wohl. Denn die Spesen zahlen wie immer die Steuerzahler.

Luxusloge um 23.600 Euro

Was kostet die Welt, dachten sich daher bei ihrem Ballbesuch auch ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher und ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner und gönnten sich laut OE24 gleich einmal zwei der Luxuslogen. Natürlich auf Spesenkosten. Finanzminister Brunner empfing als Ehrengast den deutschen FDP-Finanzminister Christian Lindner. Und Arbeitsminister Kocher, der Teilzeitarbeitenden am liebsten die Familien- und Sozialleistungen kürzen würde, hatte den Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin zu Gast. Aber auch Wirtschaftskammer-Präsident und ÖVP-Nationaltratsabgeordneter Harald Mahrer und Wirtschaftskammer Wien-Chef Walter Ruck nahmen in ihren eigenen Logen Platz. Ebenso der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), der den ehemaligen ORF-Chef Alexander Wrabetz zu Gast hatte. Aber in Logen fühlen sie sich ja bekanntlich wohl.

Ruhe vor dem Pöbel

Dabei kann man am Opernball ungestört von gemeinen Volk - nach Thomas Schmid im ÖVP-Sprech "Pöbel" - feiern. Denn wie die Arbeiterkammer ermittelte, müsste der normale Österreicher bei einem Medianeinkommen von 96,6 Euro am Tag ganze 244 Tage nur für die Edel-Loge arbeiten. Dass dann noch die Eintrittskarten mit 350 Euro dazukommen sowie ein Glas Sekt um wohlfeile 12 Euro um die 10 Euro Frankfurter runterzuspülen, machen dann das Kraut auch nicht mehr allzu fett.

Nehammer begeistert

Bundeskanzler Nehammer, der eine Loge gratis zur Verfügung bestellt bekam, kam richtig ins Schwärmen. Der Opernball sei ein "ein überwältigendes Ereignis" und "in dieser Umgebung Staatsgeschäfte führen zu dürfen, ist schon außergewöhnlich", so der Kanzler, der mit dem belgischen Ministerpräsidenten und WEF-"Junge Weltführer" Alexander De Croo "in so einer Kulisse auch schwierige Themen zu besprechen" hatte. Ja, das Ambiente am Opernball mit Frack ist schon etwas anderes als mit einem hemdsärmeligen Selenski oder mit Klitschko kuschelnd durch Kiew zu schlendern...

Hoppalas am Ball

Aber was wäre ein Ball ohne kleinere oder größere Ausrutscher. So stolperte Van der Bellens First Lady Doris Schmidauer auf dem roten Teppich, wohl ein Zeichen an die frühere Anti-Opernball-Demonstrantin, dass es nicht goutiert wird, wenn sie auf der falschen Seite des roten Teppichs steht. Und auch ORF-Moderator Tarek Leitner sorgte ob seiner auffälligen Ball-Moderation für einen Shit-Storm in sozialen Medien.

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