System verwirrt: Jüdischer Klima-Kleber attackierte Edtstadler wegen Gaza mit Farbe
Am Dienstag ereignete sich in Wien eine Farbattacke mit Kunstblut. Ziel der Aktion war dabei die umstrittene ÖVP-Verfassungsministerin Karoline Edtstadler und ihre Teilnahme an der sogenannten "Europäischen Antisemitismus-Konferenz", bei der auch der israelische Staatspräsident Jitzchak Herzog, der in Gaza eine Kollektivschuld auch bei Frauen & Kindern wähnt, per Videoschaltung zugeschaltet werden sollte. Später stellte sich dann heraus: Der Angreifer ist selbst Jude, kommt ursprünglich aus dem Klimakleber-Milieu. Edtstadler nahm er ins Visier, weil sie jede legitime Kritik an Israel als "Antisemitismus" bezeichnet - was dann in etwa auch die Reaktion des Großteils der Öffentlichkeit sein sollte...
Protest gegen Israel, Bibi & Antiemitismus-Keule
Ein Topf Kunstblut stellt die politischen Schubladen praktisch der gesamten Republik gehörig auf den Kopf - auch dank der Identität des Angreifers: David Sonnenbaum ist Gründungsmitglied der "Letzten Generation", trat gemeinsam mit Grünen-EU-Spitzenkandidatin Lena Schilling auf und bekam von Klima-Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) einen Umweltpreis überreicht. Mittlerweile hat er diesen Aktivismus allerdings eingestellt und will in Bezug auf den Nahost-Konflikt wachrütteln: Israel begehe in Gaza gerade einen Völkermord, die Konferenz sei "eine Plattform für Anhänger der rechtsextremen Netanjahu-Regierung in Israel, die alle Kritiker als antisemitisch abstempeln“.
Dieser Stempel ereilte zuletzt auch die Demonstranten an den US-Eliteunis. Manche Kreise versuchten daraufhin, angesichts deren Sozialisierung von einem wachsenden "linken Antisemitismus" zu sprechen. Doch bei Sonnenbaum geht auch diese Kritik fehl: Nach eigenen Angaben ist er nämlich selbst Mitglied der jüdischen Glaubensgemeinde. Dass er seinen Protest gegen Edtstadler, die er angeblich nicht damit attackieren wollte, richtete, habe damit zu tun, dass sie "alle, die irgendwie an Israel Kritik äußern, als Antisemiten abstempelt." Die Angriffe von 7. Oktober seien ein "abscheuliches Verbrechen der Hamas", rechtfertigen aber noch lange keinen Genozid.
Manch Beobachter hinterfragte in sozialen Medien unter Hinweis auf die Original-Sequenz auch das Narrativ eines tätlichen Angriffs:
Ich lehne mich jetzt mal weit raus. WO ist da ein Anschlag auf Fr. Edtstadler zu sehen? Da hat jemand rote Farbe auf den Boden geleert. Das soll jetzt nichts gut heißen, aber Anschlag ist das keiner. pic.twitter.com/Fp3NoEeh9k
— HeWi , der (@_Tiroler_) May 6, 2024
Politiker mit irrigem Antisemitismus-Vorwurf
Den polit-medialen Komplex hielt aber freilich auch all dies nicht davon ab, seine Attacke als "antisemitisch" motiviert darzustellen. So schrieb etwa ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer auf X: "Extremismus und Antisemitismus sind Gift für unsere Gesellschaft! Wir werden diese Formen von Extremismus weiterhin mit allen rechtsstaatlichen Mitteln bekämpfen!" Das Edtstadler-Büro selbst äußerte sich laut ORF wie folgt: "Der Judenhass in Österreich zeigt seine hässliche Fratze am helllichten Tag." Dass der Tatverdächtige anders als die attackierte Politiker mosaischen Glaubens ist, soll das Bild dort nicht groß stören.
SPÖ-Erinnerungssprecherin Sabine Schatz faselte irgendwas davon, dass historisch "besonders viele antisemitische Stereotypen mit Blut zusammenhängen". Ähnlich fragwürdig lehnte sich der grüne Vizekanzler Werner Kogler aus dem Fenster: "Diese Attacke und auch die Beschmierungen in Wien-Leopoldstadt stellen inakzeptable, antisemitische Tabubrüche dar. Unsere Haltung ist gerade in diesen Tagen ganz klar: Wir stehen Seite an Seite mit allen jüdischen Menschen in Österreich." Also, außer jenen, welche die überschießende Vergeltung Israels gegen die palästinensische Zivilbevölkerung kritisieren...?
Wettrennen um die lauteste Parole
Auch andere Personen des öffentlichen Lebens wie die selten treffsichere "oe24"-Journalistin Isabelle Daniel und Caritas-Präident Michael Landau hatten bereits schwülstige Botschaften über einen angeblich aufkeimenden "Antisemitismus" veröffentlicht. Fast einen ganzen Tag, nachdem ausgerechnet das "profil" in einem seltenen Anflug von tatsächlichem Investigativ-Journalismus die Identität der betreffenden Peron herausfand, bleiben diese Beiträge unverändert im Netz.
Wenn sogenannte „Palästina“-Aktivisten jemanden bei einer Konferenz gegen Antisemitismus mit Farbe anschütten wollen oder just bei Mauthausen-Gedenken die Palästinensische Fahne rumtragen, zeigen die halt eindringlich was sie sind. Case closed.
— Isabelle Daniel (@isabelledaniel) May 6, 2024
Das ist skandalös & beschämend!
— Michael Landau (@mlcaritas) May 6, 2024
"Farb-Attacke auf Ministerin Edtstadler"
Volle Solidarität mit BMin @k_edtstadler u. Präs. @DeutschOskar!
Kein Fußbreit Raum für #Antisemitismus! Und hier muss mE auch bei manchen Demonstrationen genauer hingesehen werden!https://t.co/mvyh7zSCBk
Auch "Standard"-Journalistin Colette Schmidt, die einst in Teufels Küche geriet, weil sie im Umfeld einer patriotischen Demo das unwahre Gerücht verbreitete, eine Antifa-Gegendemonstrantin - die nicht schwanger war - habe ihr Kind verloren, zog wieder voreilige Schlüsse über "antisemitische Heuchelei".
Palästinaflaggen in Mauthausen, Kunstblut vor eine Antisemitismus(!)-Konferenz! Es reicht! Das ist KEIN Menschenrechtsaktivismus. Das ist antisemitische Heuchelei!
— Colette Schmidt (@ColetteMSchmidt) May 6, 2024
Scharfe Kritik vor Boehm-Rede und Farbattacke auf Edtstadler bei Antisemitismus-Konferenz https://t.co/RkA10riAFQ
Bonus: An allem ist die FPÖ schuld
Den Vogel schoss allerdings Oskar Deutsch ab, der zeitgleich mit Edtstadler zur Konferenz eintraf und die Aktion somit aus nächster Nähe mitbekam. Er nutzte die Gelegenheit nämlich, um vor einer FPÖ-Regierungsbeteiligung nach der Nationalratswahl im Herbst zu warnen. Außerdem sprach er laut ORF von einem "Deja-vu zu den Vorgängen in Deutschland während der 1930er Jahre". Mit diesem irren Nazi-Vergleich bewegt er sich obendrein haarscharf an dem, was in Österreich rechtlich zulässig ist.
Das muss man auf der Zunge zergehen lassen: Ein weit links sozialisierter Klima-Kleber, der früher von den Grünen hofiert wurde, attackiert wegen Gaza eine katholische ÖVP-Politikerin und erntet in der Folge ungeachtet seiner eigenen jüdischen Konfession reihum Antisemitismus-Vorwürfe. Das Oberhaupt seiner Glaubensgemeinde gibt dann der Oppositionspartei öffentlich aus heiterem Himmel die Quasi-Mitschuld und der Staatsfunk bringt es unwidersprochen.
Die gesamte Situation hatte wohl niemand so auf seiner Bingo-Karte stehen. Für Sonnenbaum hingegen gibt's ein "Happy End" in der Nummer: Denn in der heutigen Sendung "Pro und Contra" auf Puls 4 ist er Teil einer Diskussionsrunde zur Thematik Israelkritik vs. Antisemitismus - gemeinsam mit einem ÖVP-nahen PR-Berater, einem Historiker für jüdische Religion, dem Ex-Pressesprecher der muslimichen IGGÖ und einer Beamtin einer deutschen Ausländerbehörde.
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