Vom Kritiker zum Fan bekehrt...

SPÖ-naher Stratege Fußi dankt Doskozil: Weil er Ukrainer-Busse ins Land holte

Politik
Ukraine-Migrantinnen: Pakkin Leung, Wikimedia Commons, CC BY 4.0; Doskozil: SPÖ/David Višnjić, Flickr, CC BY-SA 2.0; Komposition: Der Status.

In den vergangenen Wochen mauserte sich ausgerechnet der ehemalige Redenschreiber von Ex-Kanzler Christian Kern, der PR-Berater Rudi Fußi, zum großen Verteidiger des Doskozil-Lagers. Dies, obwohl er sich dieser noch vor drei Jahren seinen unterlegenden Widersacher Andreas Babler als Parteichef wünschte und vor anderthalb Jahren mit der Gründung einer "neuen linken Partei" drohte, wenn Doskozil roter Parteichef würde. Dessen offene Grenzen zu Beginn des Ukraine-Kriegs ließen Fußi allerdings umdenken.

Gebrochenes Versprechen einer Parteigründung?

Fußi ist für sein loses Mundwerk bekannt und sorgt damit immer wieder für Skandale. Unvergessen sind seine bedrängenden Worte gegenüber einer SPÖ-Mitarbeiterin, wegen derer er sich sogar vor Gericht verantworten musste. Als eine patriotische Protestbewegung eine Banner-Aktion am Balkon der EU-Agentur für Grundrechte lancierte, schrieb er sogar: "Gehören runtergschossen vom Balkon dieses Gsindel" und stellte sich eine "Panzerfaust" als Mittel der Wahl vor, um dies zu vollziehen, denn: "Wenn Faschisten hetzend auf die Straße gehen, ist Gewalt als Mittel legitim." Später entschuldigte er sich für seine "Fehlleistung", er habe sich vergessen. 

Aber auch, wenn er sich weniger rabiat äußert, lehnt sich Fußi mitunter weit aus dem Fenster. Dies beweist ein Zitat, das seit einigen Wochen auf Twitter rauf und runter gespielt wird Am 9. November 2021 versprach der für sein loses Mundwerk berüchtigte Fußi seinen Followern: "Doskozil als SPÖ-Chef also. Sollte das passieren, schenke ich den Linken des Landes eine neue Partei." Zu diesem Zeitpunkt war dies tatsächlich die Linie: Beim kürzlich bekanntgewordenen Gespräch mit Andreas Babler, in dem dessen damalige EU-Kritik zum Thema der öffentlichen Debatte wurde, konnte sich Fußi diesen als Parteichef vorstellen und ging auch mit dessen Ablehnung von Doskozil weitgehend d'accord.

Doskozil-Einsatz für Migranten bekehrte Fußi

Was ist seitdem geschehen? Am Sonntag trat Fußi selbst die Flucht nach vorne an und erklärte sich. Er unterstrich einmal mehr, dass Babler einer seiner Freunde sei und er die Anliegen des "linken Flügels" in der Partei stärken möchte. Auch betonte er seine frühere Distanz zu Doskozil: "Ich hatte mit Doskozil nie was zu tun, sein Verhalten im Wahlkampf bei Kern damals stieß mir mehr als sauer auf. Meine Kritik war, so denke ich, stets unüberhörbar, egal, ob bei den Panzern am Brenner oder etwa bei seinen Aussagen zu Moria." Doch dann kam der Ukrainekrieg und somit die große Kehrtwende.

"Als Putin die Ukraine angriff, habe ich mich umgehend mit vielen anderen darum gekümmert, möglichst vielen Menschen zu helfen", schildert Fußi. Und weiter: "Mit Bussen wurden Menschen aus dem Kriegsgebiet geholt. Unvergessliche Tage." Doch dann stand plötzlich ein Bus an der Grenze und niemand wusste wohin. Er kontaktierte also Doskozil-Pressesprecherin Jasmin Puchwein und nur eine halbe Stunde später meldete sich der Landeshauptmann persönlich. Und als Doskozil sich bereiterklärte, diese aufzunehmen, war das Eis gebrochen. Die beiden sprachen sich aus - und fortan war Fußi gegenüber Doskozil nicht mehr so kritisch.

Geheimdokument entlarvt Asylkrisen-Schwindel

Dies ist umso brisanter, wenn man bedenkt, dass Doskozil ein pragmatischerer und migrationskritischer Kurs im Rahmen des roten Spektrums nachgesagt wird. Offenbar auch mit Kalkül: Möchte man so auch im Wählerteich der FPÖ und der ÖVP fischen. Doch die Mär vom damaligen Polizeichef Doskozil als Asylkrisen-Manager ist vor allem rote Imagepflege: Der niederösterreichische Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ) verglich Doskozil entsprechend im Vorjahr mit einem Hund, der zwar belle, aber nicht beiße. Der burgenländische FPÖ-Landeschef Alexander Petschnig ging sogar noch einen Schritt weiter und sah in diesem einen "Willkommensklatscher der ersten Stunde". 

Tatsächlich gibt es manifeste Indizien dafür. Das Magazin"Info-Direkt" berichtete vor wenigen Tagen unter Berufung auf einen Vorbericht des Portals "Fass ohne Boden" über ein Geheimdokument, das belegen soll, dass Doskozil im Jahr 2015 im Angesicht des großen Asyl-Ansturms die "Grenzen nie schützen" wollte. Ein von diesem unterzeichnetes Papier bezeichne flächendeckende Grenzkontrollen im Burgenland als "faktisch nicht umsetzbar". Der Bericht würde die "Ohnmacht und Willenlosigkeit von Doskozil und seinen Untergebenen" dokumentieren, obwohl den Handelnden die genaue Asylanten-Anzahl sowie der Umstand, dass sich darunter nicht nur Syrer befanden, bekannt war.  

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