Nette Geste oder Form des Protests?

Passend zum Speck der Hoffnung: Baerbock in Brandenburg mit Eiern beworfen

Politik
Bild: Stephan Röhl, Heinrich-Böll-Stiftung,

Die Beliebtheit von Politikern zeigt sich vor allem darin, wie diese in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Dabei können schon kleine Gesten als Indiz dienen. Allerdings besteht auch die Gefahr der Fehlinterpretation. Diese Erfahrung musste die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock bereits mehrmals machen. Nun beim Besuch einer Schule in Brandenburg wurde sie gar mit Eiern beworfen.

Die deutsche grüne Außenministerin Annalena Baerbock besuchte eine Schule im brandenburgischen Eisenhüttenstadt. In ihrer Funktion als Brandenburger Grünen-Bundestagsabgeordnete wollte sie mit Schülern der 11. bis 13. Klasse einer Gesamtschule sprechen. Doch anlässlich des hohen Besuchs hatten sich auch einiges Wahlvolk vor dem Schulgebäude versammelt. Mehrere Dutzend Menschen protestierten gegen die Waffenlieferungen an die Ukraine und sprachen sich für Frieden aus. Dabei kam es auch zu einem Vorfall, bei welchem ein Unbekannter Eier warf.

Eier zum Speck der Hoffnung?

Allerdings ist einiges dabei noch unklar. Denn nach Angaben des Polizeisprechers gehörte der Unbekannte nicht zur Gruppe der Putin-Versteher und Russland-Trolle, die mit ihren ewigen defätistischen Friedensforderungen als fünfte Kolonne des Kremls die Kriegsanstrengungen des freien Westens zu hintertreiben und die Wehrkraft der Bevölkerung zu zersetzen suchen. War der Unbekannte also vielleicht ein heimlicher Baerbock-Fan, der auf etwas unorthodoxe Weise die Eier, passend zum Baerbockschen "Speck der Hoffnung" - bekanntlich harmonieren Eier und Speck in der Pfanne bestens - liefern wollte? War es vielleicht nur eine nette Geste, wenn auch etwas unbeholfen?

Leider bleibt hier der Bericht der Polizei vage. Es heißt nur, der Unbekannte warf zwei Eier auf die Gesamtschule. Doch ob diese auch die Adressatin war, bleibt offen. Da die Polizei jedoch nur wegen "versuchter Sachbeschädigung" ermittelt, ist zu folgern, dass die Eier nicht an ihrem Bestimmungsort ankamen.

Eier, Torte, Farbe...

Wie dem auch sei, immerhin hat der Einsatz von Lebensmitteln im politischen Kontext eine längere Tradition, in die sich Baerbock nun - je nach Intention des Werfers - einreihen kann. So ist in die Annalen der Bundesrepublik etwa die Eierschlacht von Kanzler Helmut Kohl vor dem Rathaus in Halle am 10. Mai 1991 eingegangen. Wobei man dabei schon fast von einem politischen Attentat sprechen kann: Denn der Eierwerfer, der den Zorn des Kanzlers weckte, war Matthias Schipke, stellvertretender JuSo-Vorsitzende in Halle. Zwanzig Jahre später wurde am 29. Juli 2011 CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt bei einer Demonstration gegen den Ausbau des Münchner Flughafens das Opfer von Tomaten und Eiern.

Wenige Monate zuvor im April wurden vor dem hessischen Landtag ein Ei auf Bundespräsident Christian Wulff geworfen. Dieser reagiert eher gelassen: "Ich möchte den Kontakt zu den Bürgern haben. Das setzt voraus, dass man auch einmal von einem Ei getroffen wird." Aber auch Grüne sammelten bereits Erfahrungen mit derartigen Ereignissen. So wurde der damalige Außenminister Joschka Fischer am Grünen-Parteitag in Bielefeld im Mai 1999 von einem Farbbeutel getroffen. Und bei einer Podiumsdiskussion im Herbst 2010 wird der grüne Politiker Jürgen Trittin mit einer Torte beworfen. Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen.

Gespräch mit Schülern

Doch ungehindert durch den Zwischenfall konnte Baerbock das Gespräch mit den Schülern stattfinden lassen, schließlich sind die Eier und Demonstranten, angesichts ihrer Pleiten am diplomatischen Parkett eine Kleinigkeit. Dort hatte sie sich schon ganz andere Dinge erleben müssen, bis hin zum verweigerten Handschlag. Dabei soll sie vornehmlich für den Kampf gegen Rechtsextremismus geworben haben. Außerdem versuchte sie zu erklären, "wie schwierig auch manche Entscheidungen sind, dass es nicht nur Schwarz oder Weiß gibt, was natürlich für Populisten einfach ist."

Vor allem "an Schulen müsse deutlich gemacht werden, was wichtige Abwägungsprozesse sind, sei es bei der Frage, wie wir die Ukraine mit Waffen unterstützen, was da für Entscheidungen vorher stattfinden oder auch bei der Frage, wie wir bei knappen Kassen jetzt das Geld in Deutschland so verteilen, dass es gerecht zugeht". Ob ihre Ausführungen ohne die sonst üblichen sprachlichen Hoppalas auskam, ist leider nicht bekannt.

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