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Streit unter Verbündeten

Mainstream räumt ein: Ukraine-Offensive gescheitert, Westen hat sich verkalkuliert

Politik
Symbolbild: Freepik

Nun zeigt sich immer deutlicher, der Westen hat sich verkalkuliert. Ein Scheitern in der Ukraine-Offensive ist offensichtlich und die Suche nach einem Schuldigen beginnt. Während sich Kiew und Washington gegenseitig Vorwürfe machen und die Kriegspropaganda des Mainstream bröckelt, zeigt sich zudem, dass man von Beginn an einen riesigen Fehler machte. Man hat Russland massiv unterschätzt. Ob nun eine Entwicklung Richtung Frieden beginnt, ist allerdings fraglich.

Nun kommt offenbar die große Nachrichtenwende. So titelt die Transatlantiker-"Bild", die versuchte die Deutschen auf die volle Unterstützung bis zum Sieg der Ukraine gegen Russland einzuschwören: "Ukraine-Offensive gescheitert- Große Fehler der USA: Putin wurde brutal unterschätzt". Denn irgendwie geht es trotz Waffenlieferungen nicht voran und auch durch die heiß erwartete Gegenoffensive der Ukrainer gelang trotz großer Verluste auf beiden Seiten nicht der erhoffte Durchbruch bzw. eine Wende des Krieges. Vorbei also die Zeiten zweifelhafter Siegesmeldungen.

Russlands nahezu unendliche Reserven

Denn bei allem Schönreden und Forderungen der Ukraine nach einem Siegfrieden, wurde Russland vom Westen offenbar deutlich unterschätzt - etwas, das man eigentlich nie tun sollte, was aber vermutlich gut in die Propaganda-Erzählung passte. Dabei war jedem nüchternem Beobachter von vornherein klar, dass das Riesenreich mit seinen nahezu unerschöpflichen Reserven nicht so einfach in die Knie zu zwingen ist, nicht durch Sanktionen und auch nicht militärisch. Nun geht es offenbar darum, sich den Schwarzen Peter zuzuschieben, wer denn nun eigentlich Schuld an dem Desaster hat.

Streit um Strategie

Interessant ist in dabei ein Bericht der "Washington Post", der schon den bezeichnenden Titel "Miscalculations, divisions marked offensive planning by U.S., Ukraine" (Fehlkalkulationen und Uneinigkeit kennzeichnen Offensivplanung der USA und der Ukraine) trägt. So gab es bereits bei den Vorbereitungen für die ukrainische Gegenoffensive Unterschiede zwischen der ukrainischen Strategie und den Perspektiven der USA und des Westens.

Während der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj auf Operationen entlang der gesamten Frontlinie bestand, tendierten die Vereinigten Staaten und der Westen zu einem chirurgischen Gegenangriff, insbesondere um Russland von der besetzten Krim abzuschneiden.

Planspiele und Modellrechnungen

Denn Planspiele und Modellrechnungen der USA und Großbritannien hatten ergeben, dass ein Frontalangriff auf die russischen Linien durchführbar sei. Man hoffte darauf, dass ukrainische Truppen mit den Waffen und Möglichkeiten, die sie hätten, in 60 bis 90 Tagen das Asowsche Meer erreichen und die Russen abschneiden könnten. Nach Angaben der US-Geheimdienste standen die Chancen für einen Erfolg der Offensive 50:50. Dazu nahm an an, dass die Verluste zwischen 30 und 40 Prozent der Soldaten und Ausrüstung betragen würden.

Nach Einschätzung der Strategen immer noch geringer als bei den großen Schlachten im Irak und in Afghanistan. Die Ukraine wollte hingegen in mehreren Frontgebieten tätig sein, weil man das Terrain kenne und so die "demoralisierten" russischen Truppen an der gesamten Frontlänge beschäftigen wollte. Der Westen gab schließlich dem ukrainischen Ansinnen, wonach man an drei verschiedenen Punkten an der Frontlinie angreifen wollte, nach.

Streit über Angriffsbeginn

Während die USA zudem auf einen zeitigen Angriff im April oder Mai drängten, verzögerte sich der Start, was den Russen Zeit gab, die Verteidigungsstellungen weiter auszubauen. Bei den Gründen schiebt man sich gegenseitig die Schuld zu. Laut Ukraine wurde die versprochene Ausrüstung verspätet geliefert oder kam ungeeignet für die Kriegsführung an. Von Seiten der USA bestreitet man dies: Es wäre unrichtig, dass die Ukrainer nicht alle versprochenen Waffen erhalten hätten.

Dennoch beschwerte man sich etwa von Seiten der Ukraine, dass erhaltene Fahrzeuge nicht kampftauglich seien: "Bradleys und Leoparden hatten gebrochene oder fehlende Ketten. Den deutschen Marder-Kampffahrzeugen fehlten Funkgeräte; sie waren nichts weiter als Eisenkästen mit Ketten." Das Pentagon hingegen kam zu dem Schluss, dass die ukrainischen Streitkräfte es versäumt hätten, die gesamte Ausrüstung nach deren Erhalt ordnungsgemäß zu behandeln.

Russlands unterschätztes Potential

Als die Offensive schließlich im Sommer begann, zeigte sich schnell, dass ein Durchbruch durch die russischen Verteidigungsanlagen nicht gelingen würde. Bei den Planspielen und Modellrechnungen hatte man offenbar einen Faktor massiv unterschätzt, wie schon zu Beginn des Krieges: Das Potential Russlands. Denn dem russischen Militär gingen weder Waffen, Munition noch Raketen aus, vielmehr erholte es sich und Russland kurbelte seine Militärproduktion deutlich an. Zudem setzte Russland auf eine Abnutzungsstrategie, die man auch nicht am Schirm hatte.

Und die USA und die Ukraine machen jeweils die andere Seite für Fehler oder Fehlkalkulationen verantwortlich. So werfen US-Militärs der Ukraine vor, bei grundlegenden militärischen Taktiken versagt zu haben, etwa beim Einsatz der Bodenaufklärung, um die Dichte der Minenfelder zu erkennen, diese zu Räumen und die eigenen Truppen und das Material zu schützen. Von ukrainischer Seite hingegen wirft man den USA vor, nicht zu akzeptieren, wie Angriffsdrohnen und andere Technologien das Schlachtfeld verändert hatten. Siegesmeldungen wird es also so bald nicht geben. Und ob man nun den Krieg bald versucht zu beenden, bleibt abzuwarten.

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