28% klagen über Einkommensverluste

Kein Grund zum Aufatmen: Fast ein Drittel muss bei Lebensmitteln sparen

Politik
Bild: Freepik

Auch wenn sich die Inflation zuletzt etwas abschwächte, liegt sie in Österreich noch immer deutlich über dem EU-Schnitt. Und auch die Kosten für Wohnen, Energie oder Lebensmitteln bleiben nach den Rekordpreisanstiegen weiter hoch. Eine Erhebung der Statistik Austria zu den Krisenfolgen zeigt, dass die Folgen bei der Bevölkerung noch immer deutlich zu spüren sind. Selbst Lebensmittel sind für einige nach wie vor schwer leistbar.

Abwärtsspirale langsamer, aber sie dreht sich... 

Es ist nur eine kleine "Entspannung", die sich zuletzt abzeichnete, als die Inflation auf "nur" 4,3 Prozent fiel - und das auch eher trotz der Regierung statt wegen der Leistungen von ÖVP und Grünen. Und viele Probleme sind für die Österreicher weiterhin sehr aktuell, denn letztlich heißt das nur: Was bereits teuer war, wurde noch einmal teurer. So gaben laut einer Befragung der Statistik Austria für das 4. Quartal 2023, wo es vornehmlich um die sozialen Krisenfolgen ging, ganze 28 Prozent der Befragten an, dass sich ihr Einkommen in den letzten zwölf Monaten verringert hat.

Dies sind zwar ein paar Prozent weniger, als noch im Jahr davor und setzt auch den Trend der Rückläufigkeit der wahrgenommen Einkommensverluste fort, doch eine Entspannung ist es noch lange nicht. Auch, weil ein geringerer Verlust eben oft bedeutet, dass man bereits wenig hatte und nun noch weniger, bzw. auch weniger noch zu verlieren übrig hat. Im dritten Quartal 2023 gaben noch 31 Prozent der Bevölkerung im Alter von 18 und 74 Jahren an, in den vergangenen 12 Monaten von Einkommensverlusten betroffen gewesen zu sein, so die Statistik Austria, wobei nach wie vor die hohe Inflation von 24 Prozent der Befragten als Hauptgrund genannt wird.

Jeder Dritte spart bei Lebensmitteln

Zudem, und dies sollte in einem vermeintlich "reichen Land" wie Österreich, wo man hunderte Millionen ins Ausland überweist, zu denken geben, gaben fast ein Drittel der Befragten (29 Prozent) an, sich beim Lebensmittelkauf einschränken zu müssen. Und für drei Prozent ist die Situation wirklich ernst.  Sie erklärten, dass sie sich in den vergangenen Monaten oft oder zumindest manchmal nicht genügend zu essen leisten konnten.

"Insbesondere vulnerable Gruppen berichteten zu Jahresende 2023 über finanzielle Schwierigkeiten beim Kauf von Lebensmitteln. In der Gruppe der Personen mit geringem Einkommen konnten sich 13 % oft oder manchmal nicht genügend Lebensmittel leisten, in von Arbeitslosigkeit betroffenen Haushalten 10 %. Personen, die sich nicht genügend oder nicht die gewünschten Lebensmittel leisten konnten, griffen verstärkt auf Sonderangebote oder günstigere Marken zurück (95 %). Für rund ein Drittel der Betroffenen reichten diese Maßnahmen jedoch nicht aus und sie gaben an, Mahlzeiten reduziert oder ganz ausgelassen zu haben", so die Statistik Austria.

Wohnen und Energie weiter Belastung

Zwar zeigte sich bei der Befragung, dass sich beim Bereich Energie und Wohnen die Lage allmählich ebenfalls etwas entspannt, aber auch hier machen noch für 20 Prozent der Befragten diese Kosten Probleme und stellen eine schwere finanzielle Belastung dar. Im Vorjahresquartal waren es noch 24 Prozent. Die Zahl sinkt also ähnlich langsam wie die Inflation, wohl auch, weil die Regierung kaum wirksame Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung auf den Weg brachte.

"Nach den zahlreichen Krisen der letzten Jahre hat sich die Stimmung der Menschen in Österreich zum Jahresende 2023 etwas aufgehellt", übt sich Generaldirektor der Statistik Austria, Tobias Thomas, in Zwecksoptimismus. Eine Einstellung, die sich offenbar auch allmählich im Volk breit macht, ohne dass es wirklich besser wird. Denn die Menschen blickten auch schon etwas zuversichtlicher in Zukunft. So rechneten 22 Prozent der Befragten mit steigenden Einkommen – im Vergleich zu 17 Prozent im Jahr 2022.

Rauch betont Maßnahmen der Regierung

Obwohl die Erhebung der Statistik Austria zeigt, dass es alles andere als rund läuft und auch die derzeitige Wirtschaftsschwäche kaum zur Behebung der Probleme beitragen dürfte, gibt sich der grüne Sozialminister Johannes Rauch gegenüber der APA positiv gestimmt. "Die Auswirkungen der hohen Inflation sind für viele Menschen nach wie vor eine große Herausforderung. Doch in allen wichtigen Punkten zeigt sich: Die umfassenden Maßnahmen der Bundesregierung wirken. Die Entwicklung ist insgesamt positiv", so Rauch. Er hört sich allerdings eher wie ein Fußballtrainer an, der sich freut, wenn man das Rückspiel nicht mehr mit 0:5, sondern nur mehr mit 0:2 verlor...

Klare Worte in Richtung Regierung fand hingegen FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch. "Fast die Hälfte der Betroffenen müssen bei den Ausgaben für Essen und Kleidung sparen, was ÖVP-Kanzler Nehammer für diese geplagten Menschen überhat, ist bekannt: Spott und Hohn", erinnert sie etwa an die unsäglichen Burger-Aussagen des Kanzlers. Anstelle einer politischen Kaste abgehobener Politiker im "Allmachtstaumel" bräuchten die Menschen im Land rasch Hilfe: "Deshalb runter mit der Steuer auf Grundnahrungsmittel, Mietpreisstopp, Erhöhung des Pendlerpauschales und ein Aus für die CO2-Strafsteuer", stellt sie sogleich konkrete politische Forderungen. 

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