Abkehr von Bonner Altparteien

Jung, gebildet... Grünwähler? Das ist vorbei: 'Öko'-Partei laufen Wähler davon

Politik
Symbolbilder (3): Freepik; Grünen-Logo: Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen, Flickr, CC BY-SA 2.0; Komposition: Der Status

Bisher war es immer eine gängige Annahme, dass die typischen Grünenwähler jung und gebildet seien und aus einem urbanen "fortschrittlichen" Milieu stammen, während rechte und konservative Wähler ja "bildungsfernen" Schichten - ohnehin ein unsäglicher Begriff, umfasst diese Gruppe doch fleißige Handwerksmeister mit durchaus mehr Lebensweisheit als so manch studierter "Fachidiot" - angehören würden. Doch eine Umfrage zeigt nun, dass die Grünen nicht nur für immer mehr Deutsche unwählbar werden, sondern dass auch das junge und gebildete Publikum mit den verbohrten Ideologen nichts anfangen kann.

Eine Umfrage von YouGov im Auftrag der Bertelsmann Stiftung dürfte der Ampel aber allen voran den Grünen wenig gefallen. Denn darin ging es um die politische Mitte oder zumindest das, was man dafür hält. "Die Mitte stärken - Warum die Mitte an Zuversicht verliert", so der Titel der Veröffentlichung, zeigt jedoch, dass sich die Bürger von den "Mitte"-Parteien, wofür sich nicht nur die in der Merkel-Ära nach links abgebogene Union, sondern auch seit Gerhard Schröder die SPD hält, immer weiter abwenden. Dazu wurde von den Autoren die "politische Mitte" der Bürger in zwei Gruppen geteilt. Einmal die pragmatische und einmal die nostalgische Mitte.

Grüne überall unten durch

Die adaptiv-pragmatische Mitte wird dabei als die moderne, nachwachsende Mitte mit relativ hoher Bildung, Leistungsorientierung und Veränderungsbereitschaft beschrieben. Die nostalgisch-bürgerlichen Mitte fühlt hingegen weiter als Mitte der Gesellschaft, sei aber verunsichert und sehe sich durch permanente Veränderungsappelle bedrängt, sie würde lieber den Status quo behalten und hofft darauf, dass alles so bleibt wie es ist. Bei ihr ist die Ablehnung der Grünen der Grünen am größten. 75% sagen, dass sie die Grünen auf keinen Fall wählen wollen. Im der pragmatischen Mitte sind es immerhin noch 56%, die den Grünen auf keinen Fall ihre Stimme geben würden.

AfD holt deutlich gegen Systemparteien auf

Selbst die AfD, die gemeinhin in Politik und Medien als Gottseibeiuns gilt, trifft mit 53% im Milieu der "jungen, modernen, gebildeten und leistungsorientierten Mitte" auf weniger Ablehnung als die Grünen - und wird auch immer salonfähiger. Aber neben der Ampel, die im Vergleich zur Bundestagswahl und der Sonntagsfrage vom März 2024 22 Punkte Zustimmung in der pragmatischen Mitte verliert, kann auch die Union von den Ampel-Verlusten nicht profitieren.

Vielmehr sind es AfD und BSW, die hier deutlich, teilweise sechsmal so stark im Vergleich zur Union zulegen können. Noch bitterer sieht es für die Ampel bei der nostalgischen Mitte aus: 29 Punkte weniger bei der Sonntagsfrage im Vergleich zur Bundestagswahl. Sie kommt nur noch auf 17 Prozentpunkte. Die Union kann von diesen Verlusten der Ampel ebenfalls nur 7 Prozent für sich verbuchen und hätte 28 Prozentpunkte Zustimmung. 

"Die AfD hat damit im Stimmungsbild der Nostalgisch-Bürgerlichen Mitte derzeit die Marktführerschaft übernommen, und liegt mit 34 Prozent und einem doppelt so starken Zuwachs seit der Bundestagswahl deutlich vor der CDU/CSU", heißt es in der Studie.

Arbeiten statt Blockaden?

Bei den Grünen sehen die Autoren die Hauptgründe für die schwindende Beliebtheit in der Migrationspolitik und auch in der Angst vor neuen Zumutungen im Bereich der Klimapolitik. Aber auch die sich verringernde Zustimmung oder die Stagnation der anderen Altparteien gehe auf Streit und Blockaden statt zukunftsweisender Politik zurück.

So würde sich "die Mitte, wie die große Mehrheit aller Menschen in Deutschland, mehr Investitionen in die wichtigen Bereiche ihrer Lebensrealität, mehr Investitionen in ein besseres Funktionieren ihres Alltagslebens, von den Schulen zu den Krankenhäusern, von der Digitalisierung zur Mobilität, vom Klimaschutz zur inneren und äußeren Sicherheit und von der Integration bis zum gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt" wünschen.

Alles Punkte, die ein jahrzehntelanges Scheitern der Systemparteien von Union, über SPD und FDP bis Grünen aufzeigen. Dass die Bürger sich von diesen keine Lösung der Probleme mehr erwarten, verwundert wenig.

Gut Populismus und schlechter Populismus?

Allerdings kommen die Autoren der Bertelsmann-Stiftung nicht umhin, vor den Folgen des derzeit wohl offen zutagetretenden Vertrauensverlustes der Bürger bzw. der Mitte zu warnen. Denn dies alles führe zu einem "Schwund an Zuversicht und Vertrauen vor allem in der Mitte und in den sozial schwächeren Milieus der Gesellschaft" und damit "zu einem Wiedererstarken sozialer Konfliktlinien, zum Erstarken des Populismus und prägt zunehmend die Umfragen und Wahlergebnisse".

Womit man wieder versucht die AfD ins Abseits zu stellen und ihr mit der Populismuskeule zu kommen. Dabei rühren viele der Probleme aus dem "Populismus" der Altparteien her, von "Wir schaffen das"-Parolen der Union bis "Sonne und Wind kosten nichts"-Propaganda der Grünen. Vielleicht sollte man eher abseits des Berliner-Polit-Elfenbeinturms und der woken Blasen einmal auf Volkes Stimme hören.

Denn dass die AfD zunehmend in breiten Gesellschaftsschichten reüssiert, hat eben vornehmlich mit der angeblich "alternativlosen" Politik der letzten Jahrzehnte zu tun und damit, dass die Polit-Kaste vergessen zu haben scheint, wem sie dient und wer eigentlich der Souverän ist. Und der wendet sich nun eben einer Oppositionspartei zu, die nicht mehr nur dem Namen nach für viele Deutsche eine echte "Alternative für Deutschland" darstellt.

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