Ideologie statt Wissenschaft

Gewalt gegen Frauen: Zweifelhafte Studie verschweigt Migrationshintergrund

Politik
Bild: Freepik

In den vergangenen Tagen sorgte eine Studie für Aufsehen, nach der jeder dritte junge Mann zwischen 18 und 35 Jahren Gewalt gegen Frauen als akzeptabel ansieht und nach der 34 Prozent der Befragten schon mal handgreiflich gegenüber Frauen geworden seien, um ihnen Respekt einzuflößen. Doch wie das so ist: Diese angebliche Studie hat schwere Mängel.

Gefundenes Fressen für Systemmedien

Die Medien berichteten hoch und runter, ob Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Zeit oder Der Standard - um nur einige Beispiele zu nennen. Unisono wurde die Studie von Plan International (hier zu finden) hergenommen, um den Beweis für "toxische Männlichkeit" anzutreten. So fände jeder dritte junge Mann in Deutschland Gewalt gegen Frauen in Beziehungen akzeptabel. Von insgesamt 1.000 befragten Männern und 1.000 Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren wurden dazu online befragt. Und das Ergebnis war erschreckend: 34 Prozent der befragten Männer gaben an, gegenüber Frauen schon mal handgreiflich geworden zu sein, um ihnen "Respekt einzuflößen".

Auch hielten es 33 Prozent der Männer für akzeptabel, wenn ihnen im Streit mit der Partnerin mal "die Hand ausrutscht". Gleichzeitig stimmen diesen Aussagen auch 17 bzw. 14 Prozent der Frauen zu. Auch 41 Prozent der jungen Männer halten es für ihr gutes Recht, Frauen in der Öffentlichkeit hinterher zu pfeifen oder ihnen hinterherzuschauen. Und fast die Hälfte der männlichen Teilnehmer (47 Prozent) stimmten der Aussage zu, dass "sich eine Frau, wenn sie sich aufreizend verhält, nicht wundern muss, wenn ein Mann das als Aufforderung versteht."

Gender statt saubere Methodik?

Doch wenn man sich die sogenannte Studie einmal durchblättert - die wenigsten haben es offenbar getan - zeigt sich die Intention der ganzen Untersuchung. Aber das Ergebnis passte wohl ganz in das propagierte Weltbild vom bösen, weißen Mann. Ganz im Zeichen der Gender-Studien und derer "Forschenden" heißt es dann auch in der Studie: "In einem der Grundlagenwerke für die Männlichkeitsforschung zeigt die australische Soziologin Raewyn Connell, dass die vorherrschende Version von Männlichkeit darauf ausgelegt ist, die Vormachtstellung von Männern in Familie und Gesellschaft zu festigen. Schon früh lernen Jungen zum Beispiel durch Erziehung, Gleichaltrige und die Popkultur, dass Eigenschaften wie Stärke, Dominanz, das Erfüllen der Versorgerrolle und Kontrolle über Emotionen zum Mannsein dazugehören."

Und an anderer Stelle weiter: "Seit einigen Jahren plädieren Autor:innen wie JJ Bola oder Jack Urwin und viele weitere Schreibende in Essays, Artikeln und Meinungsstücken dafür, dass Männer auch ihre sensible Seite zeigen dürfen – und dass ihnen nicht von Kindesbeinen an 'toxisches Verhalten' vermittelt wird, welches unter anderem besagt, dass Jungen sich zusammenreißen, ihre Gefühle unterdrücken und nicht weinen sollten." Doch statt sich rein mit Gender-Theorien über "toxische" Männlichkeit auseinanderzusetzen, hätte man lieber mehr Zeit in die Methodik verwenden sollen. So sieht etwa der Professor für empirische Sozialforschung an der Universität Potsdam Ulrich Kohler Probleme bei der Auswahl der Befragten.

Keine Aussagen zum Hintergrund der Befragten

Auch fehlt in der Studie völlig die Aussagen zu Herkunft, Bildungsschicht und sonstigem Hintergrund der Befragten. Dies hätte aber wohl auch das Ergebnis der "toxischen" Männlichkeit nicht in die gewünschten Bahnen gelenkt. Denn nach Angaben des deutschen BKA sind Frauen mit Migrationshintergrund deutlich häufiger von Gewalt in der Beziehung betroffen. So sind etwa laut BKA im Jahr 2021 über 43.106 nichtdeutsche Frauen von ihren Männern missbraucht und misshandelt. Bei Frauen mit deutscher Staatsbürgerschaft waren es 100.498.

Allerdings machen nichtdeutsche Frauen somit fast die Hälfte der Gesamtstatistik aus, obwohl ihr Anteil in der Bevölkerung gerade mal bei 6 Prozent liegt. Auch haben über zwei Drittel der Frauen, die in Frauenhäusern Zuflucht suchen, einen Migrationshintergrund. Das bedeutet: Nichtdeutsche Frauen werden deutlich häufiger Opfer von Gewalt in der Partnerschaft als deutsche Frauen, wobei in der Statistik der Migrationshintergrund - wie so oft - nicht erfasst wird.  Besonders betroffen sind dabei Frauen aus der Türkei, Polen, Syrien, Rumänien und Afghanistan, wobei die Täter sehr häufig die gleiche Staatsangehörigkeit wie ihre Opfer haben.

Schwerwiegende Mängel

Das es in der Studie schwerwiegende Mängel hat, zu diesem Ergebnis kommt auch Mathematik-Professor Kristan Schneider von der Hochschule Mittweida. "Die kulturellen Hintergründe der Befragten fehlen völlig - in der jüngeren Bevölkerungsgruppe haben circa 35 Prozent der Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund und klassische Rollenbilder unterscheiden sich zwischen Kulturkreisen", führt er gegenüber dem ZDF aus. Und wie äußern sich die Studienmacher dazu? "Um keine Vorurteile zu schüren, habe man bewusst darauf verzichtet, nach Religion, Nationalität und Migrationshintergrund zu fragen", erklärt die Geschäftsführerin von Plan International Kathrin Hartkopf.

Für Sozialforscher Kohler ist jedenfalls klar: "Gerade bei solchen Studien mit sensiblen Befunden, die in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert werden, muss man sehr hohe Qualitätsmaßstäbe anwenden. Genau das ist hier nicht geschehen." Aber dafür hat man dem woken Zeitgeist ein Denkmal gesetzt. Auch und vor allem - neben der überaus stereotypen Bebilderung - auf den letzten Seiten, auf denen man zeigt, wie der "globale Süden" es besser macht. Etwa mit Kindergärten ohne Geschlechterstereotypen in Bangladesch, erfolgreichen "Väterklubs" in Ghana, Nigeria, Bangladesch und Haiti oder ecuadorianischen "Vätern, die sich kümmern".

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