Was ist mit freier und geheimer Wahl?

Gedanken sind frei? Nicht bei Diakonie: Dort will man jetzt AfD-Wähler entlassen

Politik
Bild: A.Savin, Wikipedia, Licence art libre (beschnitten)

Die Kirchen haben mittlerweile beschlossen, dass Mitglieder der AfD keinen Platz in ihren Reihen haben und sind dazu bereit, unzählige Schäfchen aufgrund "falscher" Gesinnung auszusortieren. In der evangelischen Kirche geht man auch schon gegen einzelne Mitglieder und Amtsträger vor. So etwa gegen Pfarrer Martin Michaelis, der als Parteiloser für die AfD kandidierte und gegen den nun ein Disziplinarverfahren läuft. Aber damit nicht genug, macht nun auch der Chef der Diakonie gegen AfD-freundliche Mitarbeiter mobil.

Gesinnungswächterei wie in der DDR

"Sag mir wo du stehst...": So donnerte der Oktoberklub noch vor einigen Jahrzehnten mit staatlichen Sanctus in die Mikrofone und forderte zu Bekenntnistreue zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und zum ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden auf. Dass der Text des Agitationsliedes teilweise in "Sag mit wem du schläfst" umgeändert wurde, zeigte, dass viele mit dem staatlich oktroyierten Bekenntniszwang wenig Freude hatten.

Mittlerweile ist die DDR zwar seit einigen Jahrzehnten Geschichte, aber Gesinnungsschnüffelei steht derzeit noch mehr als damals hoch im Kurs. Vor allem bei denen, die glauben, Moral und Anstand gepachtet zu haben und für ihre Zwecke nutzen zu können.

Überzeugte AfD-Wähler entlassen?

So erklärte der Präsident der Diakonie Rüdiger Schuch gegenüber Medien ganz unverhohlen: "Wer die AfD aus Überzeugung wählt, kann nicht in der Diakonie arbeiten." Zugleich maßt er sich auch an, über diese faktisch einen Kirchenbann zu verhängen: "Diese Leute können sich im Grunde auch nicht mehr zur Kirche zählen, denn das menschenfeindliche Weltbild der AfD widerspricht dem christlichen Menschenbild."

Und er fordert auch sogleich Konsequenzen. Wenn es nach Schuch geht, sollen diese Personen nicht mehr für die karitative Organisationen der evangelischen Kirche in Deutschland arbeiten dürfen. Wie das gehen soll, dazu hat man offenbar auch schon Pläne. So soll mit den betreffenden Mitarbeitern zunächst ein Gespräch gesucht werden, wo ihnen die Rute ins Fenster gestellt wird.

Freie und geheime Wahl adé?

Allerdings stellt sich die Frage, wie man diese Mitarbeiter ausfindig machen will. Denn augenscheinlich geht es ja nicht nur um jene, die für die AfD als Mitglieder oder Parteilose kandidieren, sondern eben um AfD-Wähler, die dies aus Überzeugung tun. Und in der Wahlkabine hat eigentlich niemand, auch nicht ein kirchennaher Arbeitgeber hinterher zu schnüffeln. Und die Beichtstühle, in denen man von einer solch "sündigen" Wahl künden könnte, hat die evangelische Kirche ohnehin schon im 19. Jahrhundert abgeschafft.

Auch Hexenprozesse, die sich gerade auch in protestantischen Gegenden großer Beliebtheit erfreuten, sind etwas aus der Mode gekommen, um sie zur Wahrheitsfindung über das Wahlverhalten der Angestellten heranziehen zu können. In Zukunft sollten die Mitarbeiter also ihre Worte auf die Goldwaage legen, bevor sie vor einem Tribunal landen, welches ihnen erklärt, dass für menschenfeindliche Äußerungen in den Einrichtungen der Diakonie kein Platz sei. "Aber wenn das nichts ändert, muss es arbeitsrechtliche Konsequenzen geben", so Schuch, der auch mit Entlassungen droht: "Wer sich für die AfD einsetzt, muss gehen."

Pflegemangel und Obrigkeitshörigkeit

Dabei sollte selbst die Diakonie, die zu einem der größten Träger in Deutschland für Einrichtungen für die Pflege und Betreuung von Menschen gehört, angesichts des Pflegekräfte- und Fachkräftemangels froh darüber sein, wenn sie noch über ausreichend qualifiziertes Personal verfügt. Aber wenn es gegen die AfD geht, scheint das eher zweitrangig zu sein. Vielmehr versucht der Diakonie-Präsident auch anderen Unternehmen ins Gewissen zu reden und diese dazu zu bewegen auf ihre Mitarbeiter einzuwirken, damit diese "richtig" wählen.

Überraschend kommt dieser demokratiepolitisch bedenkliche Ausritt allerdings nicht. Die Kirchen, und vor allem die evangelischen Amtskirchen waren schon immer dafür bekannt, sich schnell mit der Obrigkeit und dem Zeitgeist, egal welcher Art, gemein zu machen und avancierten mehr als einmal zum willigen Erfüllungsgehilfen. Aber auch für eine Kehrtwende bei den zunehmend schwindenden Mitgliederzahlen und damit auch sinkenden Einnahmen durch die Kirchensteuer, dürften derartige Ausritte kaum gut sein.

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