Selbstmord-Sanktionen

EU-Öl-Embargo: Italien bezieht 21 Prozent mehr Öl aus Russland

Politik
Bild: Никита Прохоров, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Nicht alle EU-Länder tragen die Selbstmord-Sanktionen gegen Russland und das Öl-Embargo mit. Denn die Sanktionen sind keineswegs dazu angetan, Russland nachhaltig zu schwächen, Abnehmer für seine Rohstoffe findet der Kreml auch außerhalb der EU. Innerhalb der Europäischen Union ist es derzeit vor allem Italien, welches seine Wirtschaft nicht durch die EU-Maßnahmen restlos ruinieren will und weiter Öl aus Russland bezieht.

Insgesamt zehn Sanktionspakete hat die EU seit Beginn des Krieges in der Ukraine beschlossen. Damit sollte die Russland, wie es die deutsche grüne Außenministerin Annalena Baerbock ausdrückte, in die Knie gezwungen werden. Doch stattdessen entwickelten sich die Maßnahmen zum Bumerang für die Bürger in Europa. Energieknappheit, massiv gestiegene Kosten für Gas, Öl, Strom und eine Rekordinflation, die sich mittlerweile auf alle Lebensbereiche auswirkt, sind die Ergebnisse der EU-Taktik.

Keine Wirkung

Zu den Sanktionspaketen zählt auch ein Öl-Embargo. Zuerst für den Transport von russischem Rohöl per Tanker, dann auch für Erdölprodukte wie Benzin oder Diesel. Dadurch sanken die russischen Ölexporte nach Europa durch Tankschiffe um ein Drittel seit Beginn des Krieges im Vergleich zu den Vorjahren. Doch die Wirkung auf Russland ist nicht unbedingt die erwartete, wie Daten des Londoner Schifffahrtsbüros Vessels Value zeigen. Denn: "Die Sanktionen gegen russisches Öl haben wenig Einfluss auf die gesamten Exportzahlen gehabt", wird Rebecca Galanopoulos Jones, Analystin bei Vessels-Value von der Welt zitiert.

Steigerung der Exporte in andere Länder

In der EU war man offenbar von dem Gedanken getrieben, dass Europa der Nabel der Welt sei und Russland sich in einer Abhängigkeit befinde. Doch das Gegenteil war der Fall. Denn statt nach Europa liefert Russland nun einfach in andere Länder, die keine Sanktionen mittragen und die Rohstoffe dankbar abnehmen. So konnte Russland seine Öl-Exporte nach China im Jahresvergleich um 38 Prozent steigern. Auch die Türkei nahm um 47 Prozent mehr ab. Und nach Indien steigerte Russland seine Öl-Exporte gar um 577 Prozent. Ebenso fließen auch nach Südamerika und selbst in die ölreichen Vereinigten Arabischen Emirate mehr russisches Öl.

Italiens Ölimporte

Aber auch EU-Staaten scheren aus dem Sanktionsreigen aus. Allen voran Italien, welches im vergangenen Jahr 21 Prozent mehr Öl aus Russland importierte. Denn die größte italienische Raffinerie auf Sizilien befindet sich im Besitz des russischen Öl-Konzerns Lukoil. Somit ist Italien derzeit auch noch das einzige EU-Land, welches von russischen Tankern angesteuert wird. Dies will die italienische Regierung zwar ändern, indem die Raffinerie verstaatlicht und dann weiterverkauft werden soll. Aber russisches Öl bleibt dennoch ein Motor der europäischen Wirtschaft.

Indien und China machen Gewinne

Denn von den EU-Sanktionen gegen Russland profitieren vor allem Indien und auch China. Sie kaufen russisches Erdöl und verkaufen es dann gewinnbringend an europäische Staaten weiter. Das Nachsehen hat einmal mehr der Bürger, der für die höheren Kosten durch die weiteren Transportwege aufkommen darf. Dadurch würde auch die Umwelt leiden, so David Wech vom Marktanalysten Vortexa. Zudem komme auch eine "Schattenflotte" von Tankschiffen durch russische Seite zum Einsatz wird gemutmaßt. Denn in den vergangenen Monaten seien viele Tanker an unbekannte Käufer verkauft worden. Dabei handelt es sich vornehmlich um ältere Schiffe.

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