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'Realität, mit der wir umgehen müssen'

Deutschland verändert sich: Selbstverteidigungskurs für Berliner Krankenhaus-Personal

Politik
Bild: Freepik

Im deutschen Gesundheitssystem bildet bei dem allgemeinen Zustand der deutschen Infrastruktur keine Ausnahme, wie Straßen oder Brücken kollabiert es schneller oder langsamer, wie die Dresdener Carolabrücke, vor sich hin. Neben einer klinischen Unterfinanzierung und einer drohenden Insolvenzwelle bei Krankenhäusern, ist auch der "gesellschaftliche Wandel" eine Baustelle. In Berlin wird nun Klinikpersonal in Selbstverteidigung geschult.

Wie man das Problem darstellt...

Das Gewalt keine Lösung sei, bekommen Sören, Holger, Leonhard, Elias oder Matteo bereits im Montessori-Kindergarten, aber spätestens in der Schule von ausgebildeten und studierten Waldorfpädagogen beigebracht und eingebläut. Allerdings scheint diese Botschaft, ebenso wie die Versuche des Erwerbs von Grundkenntnissen des Lesens, Schreibens oder Rechnens immer weniger zu verfangen, was nicht nur in der Pisa-Studie, sondern auch gesamtgesellschaftlich für einen Wandel und viele neue Probleme sorgt.

Und so kommt es, wie es kommen muss: Holger, Malte und wie sie  noch so heißen, die eigentlich die Zukunftshoffnung und die kommenden Steuer- und Rentenbeitragszahler sein sollten, haben sich einfach nicht mehr im Griff. Unter Stress aber auch wegen Kleinigkeiten, wie längeren Wartezeiten, zucken sie einfach aus, gerne samt versammelter Sippe. Auch im Gesundheitsbereich kann man ein Lied davon singen, dort sieht man die namentanzenden Berserker anders als in Teilen der Politik längst nicht mehr als "Geschenk".

Kliniken gegen neue Wege

Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen und auch Gewalt nehmen in Kliniken und Notaufnahmen zu. Und diese Entwicklung macht selbst vor Hausarztpraxen nicht halt, wie zuletzt der deutsche Kassenärzte-Chef beklagte. Kein Wunder also, dass bei ohnehin schlechten Arbeitsbedingungen und unzureichender Bezahlung bei derartigen Auswüchsen der Fachkräftemangel zunimmt.

Würde man die Gehälter dieser systemwichtigen Gruppe, von denen es zu wenig gibt, an jene von Politikern, Bundestagsabgeordneten, Landtagsabgeordneten und Beamten, von denen es - mit Ausnahme von Lehrern und Polizisten - zu viel gibt anpassen, könnte man das Problem ja teilweise beheben.

Doch da den Kliniken da die Hände gebunden sind und man nicht einfach die Gehälter der Minister mit jenen der Krankenschwestern und Pflegeberufe austauschen kann, verfielen die DRK-Kliniken in Berlin vorerst auf einen anderen Weg. Denn selbst Security scheint nicht mehr auszureichen, weshalb man den Mitarbeitern nun spezielle Trainungs anbietet.

Deeskalationsmanagement und Selbstverteidigung

In einer Presseaussendungen der Kliniken des Deutschen Roten Kreuzes in Berlin heißt es dazu euphemistisch und verklausuliert: "Ab dem 10. September 2024 starten die ersten Kurse zur körperlichen Deeskalation mit dem Experten Danièl Lautenschlag. Ziel ist es dabei, körperliche Übergriffe so abzuwehren, dass alle Beteiligten sowohl physisch als auch psychisch möglichst unversehrt bleiben." Körperliche Deeskalation also, sprich zu gut deutsch Selbstverteidigung, um wie es heißt, in "unterschiedlichen Workshops" die Mitarbeiter zu schulen, "wie sie Konfliktsituationen frühzeitig erkennen und angemessen darauf reagieren können".

Diese Kurse sollen an allen Standorten der DRK-Kliniken werden dazu feste Gruppen gegründet, die ein Jahr jeden Monat drei Stunden - was nach sehr wenig klingt, wenn die Techniken wirklich aus dem Stegreif oder gar aus dem Effeff funktionieren sollen - trainierieren sollen. Die Teilnahme, so heißt es weiter, "gilt als Arbeitszeit und wird in den Dienstplänen der Beschäftigten berücksichtigt". Ob dies den übervollen Dienstplänen zurträglich ist, wird sich wohl noch weisen.

Mit der Realität umgehen

Deutlich sind auch die Worte des Vorsitzenden der Geschäftsführung der DRK Kliniken Berlin, Dr. Christian Friese: „So schwer es fällt, die Übergriffe auf unsere Kolleginnen und Kollegen ertragen zu müssen, so sehr sind sie doch eine Realität, mit der wir umgehen müssen. Wir haben in den letzten Jahren mit unserem eigenen Deeskalationsmanagement schon viel erreicht. Nun bauen wir dieses durch die Trainings mit Danièl Lautenschlag weiter aus. Unsere Mitarbeitenden lernen hier, wie sie sich in kritischen Situationen mit gewaltbereiten und gewalttätigen Personen verhalten können."

Die regelmäßige Übung sei wichtig, um "bei einem Angriff das Gelernte direkt abrufen zu können". Auch deswegen verankere man diese Trainings zukünftig schon in der Ausbildung." Und Trainer Daniel Lautenschlag ergänzt: "Ich bin stolz, erster Ausbilder zu sein bei diesem innovativen Schritt, der ein deutliches Zeichen setzt und hoffentlich Schule machen wird – für ein angstfreies Arbeiten unserer Pflegekräfte."

Irgendwie hat man das Gefühl, ein Teil der "Realität, mit der wir umgehen müssen" wird irgendwie nicht genannt. Aber Holger & Co. sollten sich also fortan in den DRK-Kliniken vorsehen, sonst werden sie noch ganz anders verarztet, wenn sie Radau machen. Und sollte jemand auf die Idee kommen, dass "deutsche Unruhestifter" wie bei anderen Delikten klangvoll altgermanische Nahmen von A wie Ahmet bis Z wie Zayd haben, ist er bestimmt nur ein "Verschwörungstheoretiker".

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