Wen wollen sie eigentlich veräppeln?

USA jagen wieder UFOs: Pentagon warnt vor Alien-Spionageschiffen

Meinung
Symbolbilder (2): Freepik; Komposition: Der Status.

Nur weil man paranoid ist, heißt es nicht, dass sie wirklich hinter einem her sind: Nach dieser Logik scheint das mächtigste Land der Welt aktuell vorzugehen. Nur Wochen, nachdem eine Vertreterin der Biden-Regierung im "Raumschiff Enterprise"-Gewand nicht ausschließen wollte, dass Außerirdische hinter den weißen Spionageballons in ihrem Luftraum stecken, legt das Verteidigungsministerium "Pentagon" nach. Dieses vermutet hinter einem kometenähnlichen Flugkörper allen Ernstes ein Alien-Spionageschiff.

Neues Narrativ: Das Mutterschiff ist da... 

"Ihr kommt alle nicht aufs Mutterschiff": Das brüllte uns eine sichtlich geistig etwas verwirrte Obdachlose, die es sich manchmal auf dem Uni-Campus gemütlich machte, mit einigem Regelmaß entgegen, wenn wir völlig verkatert zur morgendlichen Vorlesung schritten. Wir schenkten ihren Ausführungen wenig Beachtung, und doch muss ich daran denken, wenn ich den neuesten Schmäh aus den westlichen Propaganda-Abteilungen vernehme. Denn dort beobachtet man den Himmels-Flugkörper "Oumuamua" mit Argwohn. Dieser bewege sich "erstaunlich schnell durch den Weltraum, ohne von verdampfendem Eis nach vorn getrieben werden wie normale Kometen."

Dies schreibt die Transatlantiker-"Bild" unter Berufung auf einen Harvard-Astronomen und das US-Verteidigungsministerium Pentagon und stellt die mulmige Frage: "Werden wir von Außerirdischen ausgekundschaftet?" Man erzählt den Lesern vom offiziellen UFO-Forschungsprogramm der amerikanischen Regierung mit dem Steuergeld hart arbeitender Amerikaner: "Ein geringer Prozentsatz bleibt mysteriös: So filmten US-Navy-Piloten Tic-Tac-förmige Objekte, die bei mehrfacher Schallgeschwindigkeit unmögliche Manöver vollzogen". Der schaurige Verdacht: "Handelt es sich bei diesen Objekten um „Spionage-Drohnen“, die Aliens von einem Mutterschiff aus zur Erde geschickt haben?"

UFO-Angst zwischen Pentagon und Harvard

Die Amis sagen es - und wir wir ja spätestens seit den offiziellen US-Dementis über eine Beteiligung an der Nordstream-Sprengung wissen: Wenn unsere unfehlbaren Verbündeten auf der anderen Seite des Teichs das sagen, muss es wohl stimmen. Und so sprechen Harvard-Professor Avi Loeb und Sean Patrick, der Direktor des Pentagon-UFO-Untersuchungsbüros AARO: "Ein künstliches interstellares Objekt könnte möglicherweise ein Mutterschiff sein, das viele kleine Sonden während seiner nahen Passage zur Erde freisetzt." Oder wie das neu aufgestellte Springer-Blatt mit sichtlich leuchtenden Augen schreibt: "Alles andere als Spinnerei über kleine grüne Männchen." 

Und so zieht das Medium weiter in den Bann über das "Rätsel um Oumuamua"; das Objekt sei "im Gegensatz zu normalen Kometen [...] sehr flach", reflektierte Sonnenlicht und scheine sich fortzubewegen "ohne einen Kometenschweif hinter sich herzuziehen." Sie zweifeln noch? Da hat die Transatlantiker-Postille schon die Entkräftung für Sie. Geliefert von keinem geringeren als Bomber-Friedensnobelpreisträger und Ex-Präsident Barack Obama: "Die Wahrheit ist, dass es Aufnahmen von Objekten im Himmel gibt, von denen wir nicht sagen können, was sie genau sind. Wir können nicht erklären, wie sie sich bewegen und was für eine Flugbahn sie haben."

Auch Spielberg als Alien-Kronzeuge

An dieser Stelle schaue ich kurz in meinen Kalender und muss zu meiner Verwunderung feststellen: Nein, ich habe nicht aus Versehen zwei Wochen lang geschlafen, der 1. April ist noch nicht gekommen. Also lese ich weiter und stoße auf die Worte von US-Geheimdienstdirektorin Avril Haines, dass es bei der UFO-Untersuchung natürlich stets um die Flugsicherheit und Spionage-Abwehr gehe. Allerdings nicht nur: "Es stellt sich aber auch immer die Frage: Gibt es noch etwas, das wir einfach nicht verstehen, das außerirdisch sein könnte?" Und sie ist weißgott noch nicht die letzte Kronzeugin...

...denn nun tritt E.T.-Regisseur Steven Spielberg auf den Plan. Der darf den transatlantisch beeideten Verschwörungstheoretiker geben, der sich sicher ist, dass die US-Regierung hier geheime Informationen verschweige: "Da geht etwas vor sich, das uns nicht mitgeteilt wird." Das bleibt als Küchenzuruf des Sensations-Artikels übrig. Als vor Wochen die Biden-Administration nicht ausschließen wollte, dass es sich bei den Wetterballons in ihrem Luftraum um UFOs handelte, musste ich noch über die Parallelen zur Roswell-Story ulken. Dort stürzte im Jahr 1947 ein Wetterballon ab, ab den 1970er-Jahren hielten sich Gerüchte hartnäckig, es wären in Wahrheit Außerirdische gelandet. Und jetzt das... 

Zwischen Ablenkung und UFO-Sichtungen

Als die Pressesprecherin des Weißen Hauses vor fünf Wochen plötzlich im Lieutenant-Uhura-Chic antanzte, kommentierte meine Kollegin Bernadette Conrads: "Handelt es sich um eine Form des 'Gaslighting', geht es um Ablenkung oder werden 'die Aliens' gar das neue Corona? Das Verhalten der US-Offiziellen macht jedenfalls sicher: Sie halten uns schon wieder gewaltig zum Deppen. Dabei könnte die Alien-Strategie ein wesentlicher Schritt zur Schaffung der Herrschaft über die Eine-Welt sein." Nun scheinen die US-Eliten und ihre Propagandisten auf der Welt wohl endgültig Nägel mit Köpfen machen zu wollen.

Nach der vermeintlichen China-Spionage kommt die Alien-Spionage - und in den sozialen Medien werden bereits die Narrative begleitend eingeimpft. So sollen angeblich in Japan plötzlich UFOs aufgetaucht sein und "die Menschheit ausspionieren": 

Oder im US-Bundesstaat Kalifornien, was in der Folge sogleich von der "Jerusalem Post" aufgegriffen wurde: 

Auch in Florida geht die Geschichte von angeblichen UFOs um: 

Aliens als neue "PsyOP" gegen das Volk? 

Spielt man hier einmal mehr mit diffusen Ängsten der Menschen? Mich erinnert das konzertierte Auftauchten solcher "UFO-Sichtungen" irgendwie an die Schwemme chinesischer Twitter-Accounts, die zu Jahresbeginn 2020 massenhaft Videos von Menschen teilten, die aufgrund des Coronavirus plötzlich mitten auf der Straße tot umfielen - etwas, das danach nie wieder irgendwo auf der Welt beobachtet wurde und daher nachträglich als mutmaßliche, absichtliche "psychologische Kriegsführung" gedeutet werden kann. Gestern ein Killervirus, heute die Invasion aus dem Weltraum: Die westliche Welt braucht offenbar ihre unsichtbaren Feinde, um das Volk im Bann und beschäftigt zu halten. 

Das ist praktisch: Sind die Bürger so doch von den obskuren Machtplänen diverser Eliten abzulenken. Aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich den "Experten" diesmal unrecht tue, und wir doch in absehbarer Zeit "nicht mehr alleine" auf unserem Planeten sind, oute ich mich vorauseilend als "Alien-Versteher". Sich kritisch mit den Erzählungen des Werte-Westens auseinanderzusetzen war jedenfalls in den letzten Jahren selten ein Fehler. Und viel abgedrehter als die Polit-Bonzen, die den Lauf der Welt vorgeben wollen, können die angeblichen grünen Männchen auch schwerlich sein... 

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