Nehammers misslungene Bergpredigt

Schleich di, Koarl: Damit wir wirklich an Österreich glauben können

Meinung
Nehammer: BKA/Tatic, Flickr, CC BY 2.0; Kickl/Demo: C.Stadler/Bwag, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0; Komposition: Der Status.

"Als Karl die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm": Zwei Jahre, nachdem der aktuell durch etliche Filme gezerrte türkise Geilomobil-Messias Kurz vom Esel - äh, hohen Ross - stürzte, ist es um die Volkspartei schlecht bestellt. Die Inflation ist so hoch wie seit 70 Jahren nicht, das Volk wurde auf politisches Geheiß gespalten - und die einst so "staatstragende" Partei kriegt keinen Fuß mehr auf den Boden. Wohl wissend, dass sein politisches Können beschränkt ist, appelliert der Cobra-Libre-Kanzler nun an den Glauben des Volkes an Österreich. Dieser würde freilich eher gegeben sein, wenn er seinen Hut nimmt und das Land fähigeren Leuten überlässt.

Glaube, Berge und gefaltete Hände

Der Glaube kann bekanntlich Berge versetzen. Meine Großmutter war eine gottesfürchtige Frau, in den letzten Jahren vor ihrer Heimfahrt zum Herrgott suchte sie leider Demenz heim. An schlechten Tagen bereitete ihr das Essen mit Besteck Probleme, ein andermal fragte sie meinen Vater und mich, woher wir uns kennen würden, weil ich gerade in ihrer Erinnerung ein aufgeweckter Vierjähriger war. Aber solange es ihr Gesundheitszustand zuließ, frequentierte sie den sonntäglichen Gottesdienst. Für eine Stunde war sie nahezu die Alte, sie blühte auf. Auch wenn sie die Worte des Pfarrers bis zum Mittagessen meist wieder vergaß, gab ihr die spirituelle Erfahrung große Kraft. 

Amnesie statt Amnestie: Möchtegern-Prediger Nehammer will's nun dem ganzen Volk verordnen. Es soll vergessen, wer mit seiner Pannen-Politik das Land in einen beispiellosen Abwärts-Strudel schickte. Vergessen, dass die Seinen weiten Teilen des Volkes "ungemütliche Weihnachten" wünschten und sie als "Lebensgefährder" aus dem öffentlichen Leben ausschlossen. Nach bester christlich-sozialer Manier sollen wir "Hände falten, Gosch'n halten" und vergessen, was die unbeliebteste Regierung aller Zeiten uns die letzten drei Jahre angetan hat. Weil ist eh alles Friede, Freude, Eierkuchen - die heilige Volkspartei ist bekanntlich unfehlbar und sonst "Schwamm drüber".

Glaube zwischen Licht und Schatten

"Glaube an Österreich": Ein Jahr nach dem "Alkohol oder Psychopharmaka"-Sager soll es das Figl-Zitat richten. Und ja: Rein theoretisch rennt er damit offene Türen ein. Wir Österreicher sind ein zutiefst patriotisches Volk, wir lieben unsere Heimat. Wir wissen, dass vieles schief geht und verlieren trotzdem nie unsere Verbundenheit zu unser aller Wiege. Auf allen Zeltfesten rennt das Lied "I Am From Austria" in Dauerschleife, wo ein nachdenklicher Fendrich aus tiefster Inbrust singt: "I steh zu dir, bei Licht und Schatten, jeder Zeit", obwohl "von Ruhm und Glanz [...] wenig über" sei und mitunter auch einmal "die Dummheit zum Himmel schreit".

Der Kanzler sieht das wohl als Auftrag, denn er verkauft das Volk als besonders dumm. Er verkauft uns die eigenen Parteigänger als "Mitte der Gesellschaft", verschweigt den Asyl-Rekord und feiert sich für "Anti-Teuerungs-Maßnahmen", die so treffsicher waren, dass unsere Inflation die höchste in ganz Westeuropa ist. Da ist der als weltweite einmalige "Lockdown für Ungeimpfte", der einzig den Sinn hatte, Menschen für ihren Widerstandsgeist zu bestrafen noch ebenso wenig eingepreist wie die für Test-Orgien und später ohnehin im Mülleimer landenden Impfungen verschleuderten Steuermilliarden, während man gleichzeitig ein halbes Jahr und mehr auf Arzttermine wartet.

An Österreich glauben - oder die ÖVP?

Mit guter Laune will Nehammer den Unfug ausblenden, den seine Regierung angerichtet hat. Er hat das Vertrauen des Volkes verspielt, aber weil er es bei der Nationalratswahl in zwölf Monaten braucht, gibt er den seligen schwarzen Ordensmann, der eigentlich nur das Beste will, solange man an ihn glaubt. Er spricht von "Österreich" und meint seine Partei: Kein Wunder, machte man sich doch in den letzten Jahrzehnten den Staat zur Beute. Nun sorgte die Partei mit dem 36-jährigen Regierungsabo dafür, dass die Menschen im Land erstmals seit Jahrzehnten vor der Verzweiflung und den Scherben der Existenz stehen. Plötzlich sollen es milde Worte richten.

Natürlich nur so lange, wie man sein Narrativ nicht hinterfragt. Nachdem er seine aufmüpfige Generalsekretärin zugunsten eines pechschwarzen Apparatschiks entsorgte, obwohl sie zuvor brav allen anderen Fraktionen reihum "Scheinheiligkeit" vorwarf, folgte eine absurde Sujet-Kampagne gegen den in Umfragen führenden FPÖ-Chef Kickl, der vielen Bürgern tatsächlich den Glauben an Österreich zurückgibt. Die Rache des Netzes folgte auf dem Fuß: Ein Shitstorm nach dem anderen folgte, ein freier Journalist kreierte mehrere Dutzend Sujets, die der Nehammer-Partei den Spiegel vorhielten, dass in Wahrheit IHRE Politik "nicht normal" ist - Der Status berichtete.

Sesselkleber sollen Neuwahlen ermöglichen

Nehammer will, dass das Volk an Österreich glaubt, doch er glaubt nicht ans österreichische Volk: Anstatt dieses entscheiden zu lassen, welche Art von Politik es haben will, sperrt sich die ÖVP eisern gegen Neuwahlen, obwohl die schwarz-grüne Pannenregierung laut allen Umfragen weniger als ein Drittel der Wahlberechtigten aktuell hinter sich hätte. Die Aufbruchstimmung, die er beschwört, verbaut er durch das hartnäckige Kleben der Seinen auf der Regierungsbank, das sich auch nicht dadurch kaschieren lässt, dass die dort vertretenen Gesichter häufiger wechselten als die Jahreszeiten. 

Darum will ich's dem Kanzler im Guten sagen: Baba und foi ned. Das Volk glaubt an Österreich, es glaubt nur nicht an deinen Dilettanten-Stadl, der alles zu unternehmen scheint, dass unserem Land bald so geht wie zu Zeiten, als Figl den Glauben des Volkes beschwörte ("kein Stück Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden"). Mache mit den Stimmen deiner Mandatare den Weg frei für Neuwahlen. Und nachdem der Souverän gesprochen hat, packe deine sieben Sachen und verschwinde aus dem Kanzleramt. Die normalen Bürger sind schon lange der Meinung: Schleich' di Koarl, damit wir wirklich an Österreich glauben können. 

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