Keine westliche Überheblichkeit

Krah hat recht: Interessen freier Völker stärken statt 'Werte-Imperialismus'

Meinung
Symbolbilder (2): Freepik; Komposition: Der Status.

Er hat es wieder geschafft, eine gesellschaftliche Debatte - auch innerhalb des kritischen Lagers - auszulösen: Die Rede ist von Maximilian Krah, dem AfD-Spitzenkandidaten zur EU-Wahl. In einem Video, das bereits hunderttausende Male angesehen wurde, vertritt er die Sichtweise, dass man andere freie Völker bei der Durchsetzung ihrer ureigenen Interessen unterstützen soll, anstatt ihnen den westlichen Werte-Kanon überzustülpen und sie anhand deutscher innenpolitischer Irrungen zu bewerten. Und: Er hat damit recht.

Krah: "Erdogan ist nicht dein Feind"

"Erdogan ist nicht dein Feind": Alleine dieser provokante Satz aus dem Mund eines hochrangigen AfD-Politikers dürfte für einige verwirrte Blicke sorgen. Biedert sich da etwa die nächste Partei den immer selbstbewusster auftretenden "Neubürgern" an, um in der sogenannten "ethnischen Wahl" billige Migranten-Stimmen abzustauben? Ganz im Gegenteil: Krah ist ein Verfechter der Sichtweise, dass jedes freie Volk das Recht hat, seine eigenen Interessen durchzusetzen. Und dass Völker, die diese Politik für ihr eigenes Land verfechten, dann naturgemäß auch miteinander reden sollten. 

Und auch so sollte man Erdogan bewerten: "Er setzt sich für türkische Interessen ein. Deutsche Politiker mögen ihn genau deshalb nicht. Sie sollten sich für deutsche Interessen einsetzen, dann hätten sie auch kein Problem mit Erdogan." Deutsche Politiker die deutsche Interessen vertreten und dann Diplomatie treiben - etwa mit türkischen Politikern, die türkische Interessen vertreten. Was man hingegen nicht brauche, seien "schwache deutsche Politiker, die noch nicht einmal wissen, was deutsche Interessen sind". Diese seien das eigentliche Problem. 

Kein Doppeldenk bei kulturellen Werten

Mit diesem Standpunkt hat er Recht: Denn was wirft man Erdogan & Co. denn hierzulande eigentlich häufig vor? Dass er gegen die LGBTQ-Agenda vorgehen will? Dass er Patriotismus und Tradition im eigenen Land befördern will? Oder etwa, dass er trotz NATO-Mitgliedschaft nicht zu allem Ja und Amen sagt, was aus Washington kommt? All dies sind Dinge, die sich viele Deutsche von ihrer eigenen Regierung wünschen würden, aber nicht bekommen. Ein deutscher Patriot will keine "woke" Agenda im eigenen Land und auch nicht für Amerika sterben - es wäre also vollkommen unlogisch, in einem anderen Land die klare Kante gegen solche Umtriebe zu kritisieren.

Das heißt nicht, dass man mit allen Dingen einverstanden sein muss: Wenn Erdogan seine Landsleute dazu aufruft, sich in Europa rege zu vermehren oder islamistische Forscher in Deutschland finanziert ist das ein Problem, verstößt gegen deutsche Interessen. Die Einmischung der türkischen Politik in Deutschland ist klar abzulehnen. Doch wird die offizielle Türkei das auch eher einsehen, wenn man ihr auf Augenhöhe begegnet, statt sich umgekehrt in die türkische Innenpolitik einzumischen. Wer hingegen den Drang verspürt, im Türkei-Urlaub aus reiner Provokation mit der Regenbogen-Flagge rumzurennen, soll sich nie wieder über türkische Autokorsos in Berlin beschweren.

Gesprächskanäle müssen offen sein

Erdogan für jene Dinge zu kritisieren, für die man etwa Orbán beklatscht, benötigt schon eine gewisse kognitive Dissonanz. Dies gilt besonders, wenn man die negativen Folgen der Massen-Zuwanderung aus dem arabischen Raum bzw. der islamischen Welt beklagt - aber gleichzeitig "den Islam" zum Weltenfeind erklärt, den es global zu bekämpfen gelte. Die Worte, dass der "Islam nicht zu Deutschland gehört" eilen schnell über die Lippen. Aber sie beinhalten auch einen zweiten Teil: Es gibt Teile dieser Welt, in denen der Islam seit Jahrhunderten den religiösen und sittlichen Maßstab bildet und eben kein leeres Geschwafel von "Freedom and Democracy (TM)".

Diese sollte man nicht auf Teufel komm raus missionieren wollen. Wer mit dem Schwert in einer Hand und dem "Gebetsbuch" des Werte-Westens in der anderen Hand antritt, erntet die bittere Saat selbst. US-Kriege im Nahen & Mittleren Osten hatten immer zur Folge, dass Menschen nach Europa strömten. Ihre Geisteshaltung und Konflikte brachten sie oft mit. Mit all diesen Staaten sollte man also diplomatisch im Reinen sein, um ihnen gegebenenfalls integrationsunwillige Bürger zurückgeben zu können - statt mit ihnen jeden Kontakt abzubrechen,  sie als "illiberale Autokraten" zu beschimpfen und ihr Fußvolk für "unabschiebbar" zu erklären, weil "Heimatland unsicher". 

Gegenseitiger Respekt als Modell

Entsprechend sind Krahs Worte einerseits eine Mahnung an die herrschende Politik - aber auch an das eigene Lager, von Irrwegen abzusehen. Deutsche Interessen zu verfechten bedeutet auch: Fremde Kulturen, Völker & Nationen zu schätzen und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Schließlich ist die kulturelle, die ethnische und die religiöse Vielfalt ein Wert an sich; jedem Volk steht es zu, seine Identität zu bewahren. 

Wer dies für das deutsche Volk fordert, muss es auch anderen Menschenschlägen zugestehen. Dieser Grundrespekt steht nicht Vorhaben wie einem positiven Bezug zur eigenen Identität oder Absichten zur Remigration entgegen, sondern bedingt sie sogar. Völlig richtig ist's, die eigene Leitkultur zu betonen. Auch hat Deutschland das Recht, von jenen, die gerne Deutsche werden wollen, zu verlangen, dass sie sich auf Gedeih und Verderb zum neuen Vaterland und seiner Lebensart bekennen und nicht nur Schönwetter-Lippenbekenntnisse zum eigenen Vorteil absondern.

Aber auch andere freie Völker haben dieses Bedürfnis. Mit Politikern, die für Souveränität stehen, kann man einen Teil des Weges gehen. Dass es dabei manchmal Dissens gibt, liegt auf der Hand. Aber bekanntlich kann man vom Freund im Streit mehr erbitten als vom Feinde im Frieden. Halten wir uns nicht jene, deren Wohlwollen wir noch brauchen, zum Feind. Dumpfes Counter-Jihad-Gebrüll macht sich vielleicht bei der nächsten Koran-Verbrenn-Demo gut, aber es startet keine Abschiebe-Flieger. Wer in selbstbewussten Migranten eine "fünfte Kolonne" sieht, darf keine Politik verfechten, die sie fest im deutschen Boden verankert.  

Auch Tomasz Froelich, AfD-Listenplatz 12 für die EU-Wahl erklärte diesen Standpunkt: 

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