Todes-Kult analysiert

Malthus lebt: Die wirre These von der Überbevölkerung

Kultur
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Die Verachtung der Mehrheit der Bevölkerung hat bei den Eliten eine lange Tradition. Mit ihr geht auch als Steigerungsform der Traum von der Bevölkerungsreduktion einher. Er kann Resultat eines faktischen Problems der Herrschenden sein: Sie sind ihren Unterworfenen zahlenmäßig völlig unterlegen. Im nachstehenden Gastbeitrag widmen sich Dr. Renate Reuther und Dr. Gerd Reuther den Wurzeln des Todeskults und gehen auf die irren Theorien von Thomas Malthus ein.

Gastbeitrag von Dr. med. Gerd und Dr. phil. Renate Reuther

Die Suche nach der Legitimation von Völkermord

Wenn die Herrschenden in der Geschichte eine drangvolle Enge verspürten, hatte dies mehr mit deren subjektiven Befindlichkeiten als mit einer tatsächlichen Überbevölkerung zu tun. Obwohl im Mittelalter in Europa nur zwischen 10 und 20% der heutigen Anzahl von Menschen lebten, wurden Kreuzzüge, Glaubenskriege und Seuchen zum Massenmord eingesetzt. Als der Erste Weltkrieg vor allem die junge Generation in Deutschland und Frankreich reduzieren sollte, lebten in beiden Ländern nur etwa die Hälfte der heutigen Bevölkerung.

Agenden zur Reduktion der Bevölkerung erwachsen immer aus der Angst, die mit der gravierenden Unterzahl der Herrschenden verbunden ist. Von einem tatsächlichen Missverhältnis zwischen der Zahl der Menschen und den zur Verfügung stehenden Lebensgrundlagen kann außerhalb der Mega-Citys auch heute keine Rede sein.
Das Verhältnis zwischen Arm und Reich lässt sich mit einer Wippe versinnbildlichen. Die wenigen, die auf der leichten Seite sitzen, werden umso höher gehoben, je mehr auf der anderen Seite zusammengepfercht sind. Nur wenn das Zahlenverhältnis sehr krass ist, können sehr wenige sehr hoch sitzen. Heutige Oligarchen in West und Ost sind reicher, als es jemals Herrschende zuvor waren. Dementsprechend viele braucht es auf der Gegenseite. Eine Mittelschicht, die nahe dem Kipppunkt der Wippe sitzt, kann dabei nur stören. Angst vor den vielen Köpfen auf der anderen Seite ist unvermeidlich.

Natürlich spricht man nicht mehr von Völkermord oder einer gezielten Tötung der Armen. Man schützt vor, aus Gründen der Ressourcenschonung, nur die Gesamtzahl der Erdenbewohner einbremsen zu müssen. Dass dies zu 100% die auf der anderen Seite der Wippe sein müssen, weil die Herrschenden zahlenmäßig keine Rolle spielen, wird verschwiegen.

Masterminds der Bevölkerungsreduktion

Die Verachtung der Bevölkerungsmehrheit durch eine herrschende Minderheit hat sicher eine lange Tradition. Die erste theoretische Basis, die dieser Verachtung eine pseudowissenschaftliche Legitimation verschaffte, lieferten zwei englische Geistliche, die aus der arbeitsfrei gestellten Oberschicht stammten. Als erster wohl Joseph Townsend (1739-1816), der 1786 in seiner „Dissertation on the Poor Laws“ das Gespenst der Überbevölkerung als Folge staatlicher Armenfürsorge an die Wand malte. Hunger wäre das beste Rezept gegen Überbevölkerung. (1)

Direkt daran knüpfte der heute als Mastermind geltende Thomas Robert Malthus (1766-1834) an. Sein „Essay on the principle of population“ von 1798 wurde in sechs Auflagen nicht nur immer zynischer, sondern auch zum Lehrinhalt der East India Company University, an der Malthus seine Irrlehren in die Köpfe der kommenden Manager brachte. „Wir sollten die Vorgänge der Natur, die diese Sterblichkeit hervorbringen, erleichtern, anstatt uns töricht und vergeblich zu bemühen, sie zu behindern; und wenn wir die zu häufige Heimsuchung durch die schreckliche Form des Hungers fürchten, sollten wir die anderen Formen der Zerstörung, zu denen wir die Natur zwingen, eifrig fördern. In unseren Städten sollten wir die Straßen enger machen, mehr Menschen in die Häuser drängen und die Rückkehr der Pest fördern.“ (2)

Sozialdarwinismus gegen "den Pöbel"

Entgegen der geschichtlichen Fakten und ohne konkrete Bevölkerungsanalysen behauptete Malthus einfach, dass sich jede Bevölkerung ohne gewaltsame Einbremsung exponentiell vermehren würde, wogegen die Lebensgrundlagen nur linear steigerungsfähig wären. Hunger und Not wären nicht die Folge von Ausbeutung, sondern resultierten zwangsläufig aus diesem Missverhältnis. Das Überleben eines Teils der Bevölkerung wäre nur durch den Tod der Mehrheit möglich und keineswegs verwerflich. Das Leben sei eine Lotterie, wo viele Nieten ziehen müssen. Der Versuch, ein Überleben aller zu ermöglichen, wäre mit der Auslöschung der Spezies verbunden. Es sei unvermeidlich, dass immer die schwächsten umkommen. Dieses Naturgesetz könne den Stärkeren nicht zum Vorwurf gemacht werden. Nicht die intellektuelle Durchdringung der Bevölkerungsproblematik sichert Malthus bis heute seine Präsenz im akademischen Denken, sondern die Absolution die er der Oberschicht erteilt.

Gerne werden heute die Malthus’schen Sentenzen als vermeintlich satirische Ausführungen uminterpretiert. Alleine der Kontext bietet dafür keinerlei Grundlage. Auch die Tatsache, dass die schlimmsten Entgleisungen seines Sozialdarwinismus erst ab der 6. Auflage seines Buches auftauchen, lässt keine Relativierung zu. Maßgeblich ist bei allen Autoren die Letztversion. Malthus‘ Verachtung für die Masse der Bevölkerung ist echt: „Unter allen Ungeheuern, die der Freiheit Gefahr drohen, ist das gefährlichste der Pöbel, dieser Auswuchs einer unmäßigen Bevölkerung.“ Die große Hungersnot in Irland zur Mitte des 19. Jahrhunderts sollte zur Nagelprobe werden.
Malthus war der Vorläufer der heutigen Reset-Globalisten auch insofern, als er zur Fälschung der Fakten Ursache und Wirkung vertauschte. Nicht die Armut hätte jeden Verzicht auf Familienplanung und ein Bevölkerungswachstum zur Folge. Nein, "nur Hunger kann sie zur Arbeit treiben oder anspornen." Das Bevölkerungswachstum wäre die Hauptursache der Armut. So wie heute CO2 zur Ursache einer Klimaerwärmung ernannt wird, obwohl es doch nur ein Folgeereignis einer höheren Temperatur ist, da mehr CO2 aus den Weltmeeren abdampft. Malthus hat mit seiner Kausalitätsverdrehung die Blaupause für dreiste Lügen geschaffen.

Malthus lebt

Obwohl Malthus im Alter und nach seinem Tod zunächst in Vergessenheit geriet, wurde er eine Generation später zum Übervater der Sklavenhalter und Eugeniker. 1877 wurde die Malthusian League ins Leben gerufen, die vorgab sich gegen die Armut der Arbeiterklasse zu engagieren, in dem sie eine rigorose Geburtenkontrolle propagierte. Seither liest sich die Liste der Malthusianer wie das Who is Who der britischen Intellektuellen: H.G. Wells, Aldous Huxley, Bertrand Russel, George Bernard Shaw, D.H. Lawrence... Bevölkerungsbegrenzung war eine Fixposition im Denken der angloamerikanischen Eliten. Und auch seit dem Zweiten Weltkrieg atmen Sager der britischen Aristokratie den Geist der Menschenverachtung: „Sollte ich einmal wiedergeboren werden, dann bitte als tödlicher Virus. So könnte ich meinen Teil beitragen, um das Problem der Überbevölkerung zu lösen“, meinte Prinz Philip, der Herzog von Edinburgh. (3)

Spätestens mit der implizit Depopulation propagierenden CO2-Ideologie ist Malthus in den Köpfen der akademischen Mittelschicht verankert. Trotz aller „Willkommenskultur“ und „Inklusions“-Befürwortung sind angeblich so menschenfreundliche Zeitgenossen davon überzeugt, dass das herbeigeredete CO2-Problem auf zu viele Menschen zurückzuführen wäre. Wir stellen dann gerne die Gegenfrage: „Bei wem fangen wir mit der Bevölkerungsreduktion an – bei Ihnen oder bei uns?“ Danach herrscht betretenes Schweigen.

Zu den Autoren

Dr. med. Gerd Reuther ist habilitierter Facharzt für Radiologie und Medizinhistoriker. 2005 erhielt für seine Leistungen den Eugenie-und-Felix-Wachsmann-Preis der Deutschen Röntgengesellschaft. Er veröffentlichte rund 100 Beiträge in nationalen und internationalen Fachzeitschriften und -büchern sowie fünf Bücher, die sich kritisch mit der Medizin in Geschichte und Gegenwart auseinandersetzen. 2023 erschien „Hauptsache Panik – Ein neuer Blick auf Pandemien in Europa“.

Dr. phil. Renate Reuther, Historikerin und Autorin zahlreicher Bücher zur Sozialgeschichte. Zuletzt erschien von ihr „Feste feiern – dann aber richtig“ über die wahren Traditionen unserer Festtage.

  1. Townsend J: A Dissertation on the Poor Laws. S. 23; University of California Press; Berkeley 1971
  2. Malthus T: Essay on the Principle of Population. Volume II; 6th ed.; Book 4,5; John Murray; London 1826
  3. Prince Philip: If I were an animal. Vorwort; Morrow; New York City, 1987

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