Nachruf

Georg Immanuel Nagel ist tot - Sein Name soll weiterleben

Kultur
Georg im Cafe Strozzi (2017) - Foto: Bernadette Conrads

Tief erschüttert mussten wir in den letzten Tagen den tragischen Tod Georg Immanuel Nagels zur Kenntnis nehmen. Georg war Künstler, Publizist, Denker, Redner, Priester und Provokateur. Bis zu seinem Tod strebte er danach, gesehen zu werden. Sein Name, Georg Immanuel Nagel, soll uns Andenken und Auftrag zugleich sein.

Ein paar Zeilen und viele Tränen: "Für meine allerbeste Freundin Bernadette. Etwas Munition für unseren heiligen Kampf, den wir hoffentlich weiterhin gemeinsam führen werden. In tiefer Zuneigung Georg. Wien, 8.2.2016." So martialisch und zugleich dramatisch widmete er mir ein Exemplar seines Erfolgswerks "Die Auflösung - Wie Ideologien der Zersetzung Europa vernichten". Viele schätzten das Talent, das Können und die Tiefe, mit denen der studierte Philosoph seinen Blick auf die Welt greifbar machte.

Georg war ein tief-sensibler und feinsinniger Geist, der seine Verletzlichkeit im Kampf gegen den Untergang der alten, europäischen Werte stets zu überwinden suchte. Er liebte es, aufzurütteln und spielte dafür gerne mit brutaler Rhetorik. Am glücklichsten begegnete mir Georg immer, wenn es ihm gelang, die Antifa zu provozieren. Quietschfidel rief er mich oft an und zelebrierte seine kleinen Siege über Twitter-Blasen, Antifa-Blogs und Mainstream-Postillen: "Die Linken sind total ausgerastet!"

Doch es ging ihm nicht nur um die Provokation. Georg suchte nach Gerechtigkeit, nach Ordnung, nach Heimat, nach Freiheit und nach dem Guten. Er gründete Vereine, in denen jene, die vom Rest der Welt zurückgelassen wurden, eine Heimat finden sollten. In seinen Wanderungen und Ritualen suchte er die Verbindung zur Natur. In seiner Musik suchte er die Verbindung zu Gleichgesinnten, in seiner Philosophie die Verbindung zu Europa und im "Cultus Deorum", in dem er zum Priester wurde, nach der Verbindung zu Göttern und Göttinnen.


Bis zu seinem tragischen Ableben, dem leider einige Wochen von Angst und Zurückgelassenheit vorausgingen, kämpfte er um Anerkennung und Gerechtigkeit. Er kämpfte darum, sich einen Namen machen zu dürfen, seinen Namen verwenden zu dürfen, den Erfolg seiner eigenen Leistungen für sich beanspruchen zu dürfen  - und scheiterte. Dass er sich selbst in die Dunkelheit der Hintergrundarbeit gedrängt sah, verkraftete Georg bis zuletzt nicht. Als er, ein Idealist im reinsten Sinn des Wortes, den Rückhalt selbsterklärter Visionäre am meisten benötigte, ließen diese ihn tragischerweise fallen wie eine heiße Kartoffel. Die Erkenntnis, dass auch alternative Medienmacher ausbeuterisch, oberflächlich und eiskalt agieren können, setzte ihm schwer zu.

Doch letztlich sollte Georg noch Mut, Kraft und Glück fassen. In unserem letzten Telefonat wenige Stunden vor seinem Tod war er zuversichtlich, hatte ein Jobangebot und große Pläne im Gepäck. Er wollte Neues und Besseres schaffen und sich und andere in ein gerechteres, wertschätzenderes Umfeld retten. Leider ist ihm das nicht mehr gelungen. Aber Georg war zuletzt voll Glück, Zuversicht und in einer Aufbruchsstimmung. In seinem Album "Von Detroit bis Wien - Die frühen Jahre" aus dem Jahr 2015 finden sich die Tracks "Freiheit durch Tod" und "Tod für die Freiheit". Mögest du deine Freiheit nun gefunden haben, mein lieber Georg! Und mögen alle, die ihn kannten und schätzten, seinen Namen in würdiger Erinnerung halten und weitertragen: Georg Immanuel Nagel.

Georgs letzter Techno-Mix "Wir sind stark gemeinsam":

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