Arbeitsmarkt verändert sich

Angeblicher Fachkräftemangel: Mehr Erwerbstätige 2022, aber auch mehr Teilzeit

Wirtschaft
Bild: gpointstudio, Freepik

In Österreich steigt die Zahl der Erwerbstätigen. 2022 waren mehr Menschen ab 15 Jahren in Lohn und Brot als noch im Jahr davor. Allerdings beruhte der Anstieg zu fast zwei Dritteln auf Teilzeitanstellungen. Bei Frauen wurde auch erstmals die 50 Prozent-Marke bei Teilzeit geknackt.

Eine Erhebung der Statistik Austria zeigt, dass es um den Arbeitsmarkt in Österreich derzeit eigentlich nicht so schlecht zu stehen scheint. Im Durchschnitt waren 2022 rund 4.442.600 Personen ab 15 Jahren in Österreich erwerbstätig. Dies waren 3,2 oder 136.600 Personen mehr, als 2021. Allerdings war der Anstieg der Erwerbstätigkeit zum Großteil der Teilzeit geschuldet. Denn die Zahl der Vollzeit-Erwerbstätigen stieg im Vergleich zum Vorjahr nur um 1,6 Prozent oder 47.700 Stellen. Hingegen waren 88.900 Stellen Teilzeitjobs, die damit im Vorjahresvergleich gleich um 7 Prozent anstiegen. Zwei Drittel der neu besetzten Stellen waren also 2022 Teilzeitstellen.

Geringe Erwerbstätig bei Personen aus der Türkei und Drittstaaten

Während der Anteil aller erwerbstätigen Personen zwischen 15 und 64 Jahren in Österreich 74 Prozent betrug, zeigten sich jedoch deutliche Unterschiede bei der Herkunft. Bei in Österreich Geborenen lag die Erwerbstätigenquote mit 75,3 Prozent über dem Landesdurchschnitt, bei Bürgern aus den EU-Beitrittsländern vor 2004 lag sie mit 79,2 Prozent sogar noch deutlich höher. Klar unter dem Schnitt ist allerdings die Quote bei Zuwanderern aus der Türkei mit 61,4 Prozent und jene von sonstigen Drittstaatsangehöhrigen mit 60,5 Prozent.

Mehr Frauen in Teilzeit als je zuvor

Dabei zeigt zudem deutlich, dass in Österreich mehr Frauen Teilzeit arbeiten, als jemals zuvor. 2022 wurde dabei erstmals mit 50,7 Prozent die 50 Prozent-Marke geknackt. Damit ist jede zweite Frau Teilzeit berufstätig. Zwei Drittel der Frauen gaben als Hauptgrund für ihre Teilzeiterwerbstätigkeit dabei Betreuungsaufgaben (39,5 %) oder auch schlicht den Wunsch nur Teilzeit zu arbeiten (26,5 %) an. Das wären dann auch alljene, denen der schwarze Arbeitsminister Kocher am liebsten auch die Sozialleistungen kürzen würde.

Veränderte Arbeitswelt

Dabei hält der Teilzeittrend schon länger an. So zeigen auch Zahlen der AK Oberösterreich, dass sich in den vergangenen 15 Jahren die Quote bei Männern, die in Teilzeitjobs arbeitet von 7 auf 13 Prozent fast verdoppelt hat. Bei Frauen stieg sich im gleichen Zeitraum von 41 auf über 50 Prozent. Wenn derzeit dabei mit 206.500 offenen Stellen ein Höchststand in Österreich seit Beginn der Zählung 2009 erreicht wird - ihnen stehen 221.100 Erwerbslose gegenüber - und dabei 83,5 Prozent der Posten als Vollzeitstellen angeboten werden und nur 16,5 Prozent als Teilzeitstellen, zeigt sich auch eine weitere Diskrepanz am Arbeitsmarkt.

Schlechte Rahmenbedingungen

Denn 1,7 Millionen Teilzeiterwerbstätige wollen laut der Statistik Austria unter den gegebenen Rahmenbedingungen ihre Stunden nicht aufstocken oder können nicht. Zudem dürfte auch kommen, dass in Bereichen wo besonders gesucht wird, wie im Dienstleistungssektor und im Handel, die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung mit den Preisentwicklungen nicht mehr Schritt hält, zumal gerade im Handel der Kollektivvertrag einer der schlechtesten in Österreich ist.

Aber neben dem Handel mit 45.000 freien Stellen, wird auch im Bereich des Handwerks (40.300 offene Stellen), bei Technikern und nicht-technischen Berufen (34.200), akademischen Berufen (33.200), Hilfskräften (23.200) oder Bürokräften (15.700) verzweifelt gesucht. Wobei sich hier auch die Wirtschaft bewegen muss, denn vor allem die Firmen, die fair und auch über den Kollektivverträgen entlohnen, haben die geringsten Personalsorgen. Aber oftmals ist es natürlich einfacher, sich auf Kollektivverträge rauszureden statt angemessene Arbeitsbedingungen zu bieten...

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