Wirtshauspreise hinterfragt

Schnitzel für 28 Euro: Verkauft NEOS-Wirt die Österreicher für dumm?

Soziales
Pixabay; Freepik

Diese Rechnung hat es in sich: 1 Euro für ein Ei, 50 Cent für Petersilie und dazu wohl ein halbes Kilo Erdäpfel. Weil ihm in der Politik der Kopf gekocht habe, verabschiedete sich der frühere NEOS-Nationalrat Sepp Schellhorn 2021 aus der Politik und ging zurück in die Gastronomie. Um die Teuerung in der Gastro zu erklären, rechnete der Neoliberale nun mit einer skurrilen Milchmädchenrechnung in der Kronenzeitung vor, wie sich der Preis für ein Schnitzel gestalte. Doch das Volk hat die Nummer durchschaut...

Ein NEOS-Wirt und sein Fantasie-Schnitzel

Sepp Schellhorn wuchs als Sohn von Gastronomen auf, ließ sich jahrelang als Fernsehkoch feiern und wurde im Zuge seines Wechsels in die Politik von APA und ORF sogar als "Stargastronom" bezeichnet. Auch als Absolvent der Gasteiner Hotelfachschule müsste er eigentlich wissen, wie sich die Preise in der Gastronomie gestalten. Doch das wird nun von vielen angesichts einer Kalkulation, die Schellhorn in der "Krone" präsentierte, angezweifelt.

Er klagt: "Bei einem 28 Euro Schnitzel mache ich nur 1 Euro Gewinn". Dabei stellt sich heraus, dass seine Kalkulation wirklichkeitsferner nicht sein könnte. Verkauft Schellhorn die Österreicher für dumm? Fakt ist: die meisten Lokale verlangen tatsächlich 28 Euro fürs Schnitzel. Das wirft nun auch Fragen über deren Preisgestaltung auf.

Hans-Peter Doskozils Pressesprecherin, Jasmin Puchwein, diskutierte die absurde Kalkulation auf Twitter und teilte einen Screenshot:

Sie wundert sich: "2 Eier für die Panier eines Schnitzels?Wobei Schellhorn für ein Ei 1€ im Einkauf zahlt?"

Absurde Preise: Gespart wird nur beim Fleisch

Dass Gastronomen wesentlich günstigere Einkaufspreise (Großhandel, Mengenrabatt) haben als der kleine Verbraucher, ist bekannt. Schellhorns Kalkulation zeichnet ein gegensätzliches Bild. Einen ganzen Euro verrechnet er für ein Ei - der reale Preis im Supermarkt liegt hier bei etwa 30 Cent pro Stück. Verwendet Schellhorn seltene Reptilieneier für sein Wienerschnitzel? Denn nicht einmal Wachteleier kosten pro Stück einen Euro - würden aber die Anzahl von zwei Eiern für die Panade eines Schnitzels in ihrer Größe eher erklären.

Die Erdäpfel würden 1,20 Euro kosten - Twitter-Nutzer fragen sich bereits, ob Schellhorn ein halbes Kilo davon zu seinem Mini-Schnitzel serviert. Diese Menge könnte jedoch auch die satten 50 Cent für die Petersilie erklären. Sparsam wird die Berechnung erst beim Fleisch: 130 Gramm Kalb gesteht Schellhorn bei seinem Schnitzel dem Gast zu - dieses schlägt mit 3,10 Euro entsprechend seiner Kalkulation noch sehr günstig zu Buche. Das Kilo liege somit bei 23,85 Euro. Aktuell liegen die Einkaufspreise im Supermarkt für Bio-Kalbfleisch bei etwa 28 Euro.

Ein Topf voll Erdäpfeln und ein Garten Petersilie: Schellhorn-Schnitzel mit KI generiert

Ein Twitter-Nutzer wollte es genau wissen und ließ das Schnellhorn-Schnitzel mit einer KI (Anm.: künstliche Intelligenz) generieren. 

Mit einem herkömmlichen Wiener Schnitzel hat das Schellhorn-Schnitzel nicht viel zu tun:

Und zur Berechnung, welche Dimensionen das fabelhafte Riesenschnitzel, das mehrere Familien gleichzeitig ernähren könnte, samt Beilagen haben müsste: 

Armer neoliberaler Gastwirt: "Nur 1 Euro Gewinn"

Den Großteil des Schnitzelpreises würde laut Schellhorn aber das Personal verursachen. Schellhorn selbst würde nur 1 Euro Gewinn mit seinem 28-Euro-Teuer-Schnitzel machen, beteuert dieser in der Kronenzeitung. Ganze 18 Euro würde ein einziges Schnitzel an "Mitarbeiterkosten" verursachen. Die Steuern, seien dabei noch gar nicht mit einberechnet! - Eine Kalkulation, über die erfahrene Mitarbeiter aus dem Gastgewerbe nur den Kopf schütteln können.

Denn was Schellhorn hier für ein einziges Schnitzel an Mitarbeiterkosten berechnet, stellt in der Realität die Kosten für den Stundenlohn von etwa drei Mitarbeitern (Koch, Service, Küchenhilfe) dar - wenn man es an der Zubereitungszeit (20 min) eines landläufigen Kalbswieners in der Küche eines Normalbürgers misst. Bei den professionalisierten Abläufen in einem Restaurant lassen sich pro Stunde allerdings weitaus mehr Portionen zubereiten. 

Im aufgrund des jahrzehntelangen, massiven Lohndumpings unattraktiven Gastgewerbe müssten die Arbeitskräfte dem neoliberalen Gastwirt Sepp Schellhorn geradezu die Tür einlaufen, würde man anhand dieser Berechnung glauben. Die Realität zeigt allerdings, dass Schellhorn 2015 Asylwerber für seine Betriebe rekrutierte, um den Personalmangel zu decken. Und diese würden "keinem Einheimischen einen Job wegnehmen", zeigte sich Schellhorn damals sicher. 

4,50 Euro: So viel kostet das Schnitzel wirklich

Wer wissen möchte, wie viel ein Schnitzel tatsächlich alleine aufgrund der Produktpreise kostet, wird von einer erfahrenen Gastronomin auf Twitter aufgeklärt. Sie rechnete anhand der üblichen Großhandelspreise durch. Und siehe da: Das Schnitzel kostet in der Realität im Wareneinsatz nur 4,50 Euro! Schellhorn kalkulierte hingegen mit dem doppelten Wert. Viele fühlen sich vom NEOS-Wirt für dumm verkauft. Trotz langjähriger politischer Tätigkeit sollte er um die realen Preise in der Gastronomie wissen. 

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