Unser Leben wird umgekrempelt

Globale Tech-Diktatur: WEF setzt auf Zwangsumschulung für Digital-Dystopie

Great Reset
Symbolbilder (2): Freepik; Komposition: Der Status.

Der diesjährige WEF-Gipfel steht ganz im Zeichen des digitalen Welt-Umbaus im Zuge einer "Vierten Industriellen Revolution". Man ist sich einig: In der Schnittmenge zwischen 5G, künstlicher Intelligenz und dem "Internet der Dinge" entsteht die Arbeitswelt und Gesellschaft der Zukunft. Unzählige Jobs sollen dafür überflüssig werden. Für den Ausbau dieser Technologien sollten wiederum tunlichst weltweit einheitliche Regeln gelten.

Digitale Revolution "wie industrielle Revolution"

Für die "Debatte" suchte man sich nicht die große WEF-Bühne, sondern einen kleineren Rahmen aus. In einem kleineren Konferenzraum mit erlesenen Gästen, darunter auch Mitglieder der "Jungen Weltführer" wurde über die Modalitäten der Digital-Dystopie der Zukunft gemauschelt. Als Redner fungierten Ericsson-Chef Börje Ekholm, der Klimatechnologie-Investor Hans Kobler, die saudische Generalsekretärin der "Digital Cooperation Organization" (DCO) Deeman Al-Yahya und Aiman Ezzat, CEO von Europas größtem Consultinganbieter im Bereich Informationstechnik und Spitzentechnologie, Capgemini. Als Moderatorin agierte Shontell Lombardi vom "Fortune"-Magazin. 

Dabei ließen vor allem Ezzats Aussagen tief blicken. Er sprach von einer "digitalen Revolution in der Größenordnung der industriellen Revolution." Diesen Ausgangspunkt sieht er als große Chance für die globalen Eliten, den Takt vorzugeben: "Wir können diese neue Welt als nachhaltige Welt bauen." Es würden in diesem Bereich viele Billionen investiert, aus denen sich seiner Hoffnung nach eine voll-digitalisierte Wirtschaft herausbildet. Der Nabel dieser Entwicklung wären Daten: Der "nachhaltige" Welt-Umbau und das Wachstum seien daran gebunden. So könne künstliche Intelligenz etwa die Energie-Effizienz von Gebäuden optimieren. Was er verschweigt: Das geht freilich vor allem mittels Überwachung.

Fast alle aktuellen Jobs werden überflüssig

Dieser Umbau wird auch eine Umwälzung des gesamten gesellschaftlichen Lebens mit sich bringen. Vor allem im Job-Sektor, wie Ekholm erklärte. Hier brauche es eine gezielte Schulung der Menschen für diese neuen Technologien im Zusammenspiel zwischen Industrie, Firmen und Regierungen. Junge Menschen müssten digital geschult werden, bereits arbeitende Menschen "weitergebildet". Er erinnerte daran, dass die industrielle Revolution bis zu 95 Prozent der zuvor stark landwirtschaftlich geprägten Jobs überflüssig gemacht hätte. Die Leute hätten sich in der Folge neue Arbeitsplätze gesucht. Mit der Digitalisierung werde das auch passieren: "Unterschiedliche Jobs, unterschiedliche Fertigkeiten." 

Hier hakte Ezzat erneut ein: Seiner Ansicht nach ist die größte Herausforderung bei diesem Umbau allerdings das "fehlende Talent überall in der Welt." Es werde in der Zukunft unzählige Software-Ingenieure und Techniker brauchen. Diese könnte man unmöglich alle fünf Jahre studieren lassen. Es gehe darum, eine "neue Welt zu eröffnen, in der die Regierungen einen Lehr- und Schulungsplan erstellen, damit man die Vorzüge der neuen digitalen Wirtschaft auskosten kann." Dies hält er auch deshalb für unerlässlich, weil diese "digitale Transformation absolut nötig" sei im Kampf gegen den Klimawandel.

Infrastruktur aufbauen, um Leute zu ködern

Man brauche aber ein positives Narrativ, sodass sich die Leute das Leben ohne diese Technik nicht mehr vorstellen können. Sie müsse effizienter werden, die Dienste müssten für Bürger und Kunden personalisiert werden, die "Benefits" erhöht. Diese neuen Technologien solle man "ausnutzen, um neue Jobs zu erschaffen". Der Schlüssel für das Gelingen der totalvernetzten Zukunft liege in der "praktischen Nutzbarkeit"; welche Firmen, Regierungen und die Gesellschaft darin sehen. Der Hype um Technologien wie das Metaversum alleine werde nicht den Unterschied ausmachen. Ekholm plädierte für den rapiden Ausbau der Infrastruktur, dann würden sich die Nutzen von selbst ergeben.

Wer das Panel im Netz verfolgte, dem wurde schnell klar: Das ist keine Diskussion, sondern eher ein Brainstorming, bei dem sich die Akteure die Pläne zuschieben. Kobler sprach von der Notwendigkeit, das Vertrauen der Konsumenten zu gewinnen und Serviceleute zu finden, die damit arbeiten. Und Al-Yayha thematisierte die Geschwindigkeit der Umwälzung: Die "digitale Wirtschaft" sei schon im Jahr 2030 für 70 Prozent des Bruttosozialprodukts weltweit verantwortlich. Hier brauche es jedoch die "richtige Methoden im digitalen Ökosystem, um eine globale, inklusive digitale Wirtschaft zu schaffen." Man müsse die Investitionen des privaten Sektors entsprechen noch "richtig steuern". 

WEF, Regierungen & Investoren als Schlüsselfiguren

Wirtschaft, Politik und Tech-Eliten reichen sich die Hand - und so einigt sich das Plenum darauf, dass die Regeln rund um diese Technologien "auf der globalen Ebene" geschehen müssten. Der "private Sektor" - gemeint sind damit superreiche Eliten und Investoren - müsste hierbei bei der Erstellung der Regeln eine Mitsprache genießen. Immerhin wolle der Kapitalgeber ja "etwa zurückkriegen". Hier würden die aktuellen Regeln in Europa die Innovation bremsen und so falle man beim Digital-Umbau hinter Staaten wie China zurück. Ob man sich dieses als Vorbild nehmen sollte, sei allerdings dahingestellt... 

Es ist eine einzige Lobhudelei auf die "Public-Private-Partnership", die den Kern des Schwab'schen "Stakeholder-Kapitalismus" und seiner globalen Gleichschaltung ausmacht. Oder wie es in der Diskussion ausgedrückt wird: Die emporkommenden Firmen sollen arbeiten können und dann die Rahmenbedingungen festlegen. Zugleich musste die Regierungen ihrer Rolle gewahr werden und klare Regeln schaffen. Oder wie es Ezzat unverhohlen sagt: "Es braucht eben Regierungen und Leute, wie das WEF, um die Standards festzulegen." Im Bezug auf die Menschen wiederum müsse man schnell in offenen Dialog treten und ihnen vermeintliche Vorteile möglichst rasch verkaufen, damit wenig Widerstand kommt.

Vorbereitung auf Smart Cities & Co. 

Auch hier stimmt Ericsson-Chef Ekholm einmal mehr zu: Man müsse die Leute "für den Wandel vorbereiten." Das Vertrauen würde dann mit der Zeit kommen. Er sieht sich als großer Optimist und glaubt, dass die Gesellschaft hier den reichen "Venture Capitalists" die Investitionschancen bieten muss, um diese "Probleme zu lösen." Auch wenn die Umsetzung dieser Total-Digitalisierung aller Lebensbereiche derzeit noch "langsamer als erhofft" gestaltet, ist er zuversichtlich. Ezzat erinnert an die Notwendigkeit: Die autonome Mobilität der Zukunft und die Automatisierung der Industrieprozesse in Fabriken lasse sich etwa ohne die 5G-Technologie gar nicht durchziehen. 

Einem "Jungen Weltführer" aus Kolumbien, der sich im Publikum befindet, geht das nicht schnell genug: Er fragt sich, ob man zugleich auch das "Modell der Stadt verändern kann", also das alltägliche Zusammenleben bei dieser Gelegenheit umzukrempeln. Hier geben sich die Redner auf dem Podium zuversichtlich: Man könne dann aus den eigenen vier Wänden für eine Firma im Ausland arbeiten. Künstliche Intelligenz könne den Verkehr umleiten und steuern. Auch "vertical farming" mit Essensanbau in Hochhaus-Wohnsilos ist denkbar. Der Sinn sei jedenfalls: Ein möglichst kleiner ökologischer Fußabdruck, so Ekholm. Dieser Übergang werde allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen. 

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