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Casablanca-Krimi um Belgrad

Spionage-Rekord in Serbien: Droht neuer Balkan-Krieg?

Welt
Milan Timotic

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic hat sich seit Anfang Januar dieses Jahres mehrmals mit sehr ungewöhnlichen und seltsamen Botschaften an die Öffentlichkeit gewandt und erklärt, dass sich große Gruppen von Geheimagenten aus aller Welt auf dem Territorium Serbiens befinden. Belgrad sei im Jahr 2023 wie Casablanca, voller ausländischer Agenten, die in den Belgrader Hotels wohnten.

Spionage heute: Verarbeitung von Politiker-Daten

Spionage ist in der gesamten Menschheitsgeschichte ein Beruf, der an der Spitze der ältesten Gewerbe steht. Auch im 21. Jahrhundert besteht das Interesse am Überwachen, an der Wiederherstellung der Vergangenheit und an der Vorhersage der Zukunft fort. Bis Ende des 20. Jahrhunderts standen Durchsuchungen von Militärarsenalen, Armeestellungen, Schwerindustrien und Kriegsplänen im Vordergrund der Spione. Heute hat sich das Berufsbild stark gewandelt. Die Moderne hat die Überwachung mit Hilfe leistungsstarker Weltraumsatelliten nahezu perfektioniert. Militärische Aktivitäten können so präzise überwacht werden. Die Kommunikation zwischen Politikern und Militärexperten und sonst wem können besser denn je abgehört werden. Was heute in der Spionage an erster Stelle steht, ist die „Verarbeitung“ von personenbezogenen Daten und Aktivitäten von Politikern, wissenschaftlichen Einrichtungen, verdächtigen Bankgeschäften, familiären Situationen, Mafia, sexuellen Orientierungen, Religionsgemeinschaften...

Vucic klärte Öffentlichkeit über Spionage-Tätigkeiten auf

Die schwierigen weltpolitischen und wirtschaftlichen Zeiten der letzten zwei Jahre haben den Geheimdiensten eine regelrechte „Renaissance“ beschert. Es ist nicht bekannt, wer wen ausspioniert. Sie ermitteln zwischen ihren Diensten, arbeiten für andere Geheimdienste, werden Doppel-, Dreifach-, Vierfachagenten. Den meisten von ihnen liegt es auch nicht fern, ihre Dienste und Geheimnisse nach dem „Wer zahlt mehr“-System zu verkaufen. Auch düstere Geheimdienst-Affären werden in Serbien offenbar. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic wandte sich seit Anfang Januar dieses Jahres bereits mehrmals mit sehr ungewöhnlichen und seltsamen Botschaften an die heimische Öffentlichkeit. Er erklärte, dass sich große Gruppen von Geheimagenten aus aller Welt auf dem Territorium Serbiens befinden. In einer Rede im Lokalfernsehen "Pink" kündigte Präsident Vucic an, dass aus zuverlässigen Geheimdienstdaten hervorgehe, dass Belgrad wie "Casablanca" im neuen Jahr 2023 sei - Ein berühmter Film aus dem Jahr 1942 über Spione während des Zweiten Weltkriegs.

Aleksandar Vucic; ZVg.: Milan Timotic

Rekord-Zahl an Spionen in Belgrad

Die Hauptstadt sei voll mit ausländischen Agenten, die nun in den Belgrader Hotels wohnten. "Wir haben damit einen neuen Rekord aufgestellt: Eine so hohe Zahl von Spionen wie vom 20. Dezember bis 5. Januar registriert wurde, gab es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr in Belgrad. Es ist offensichtlich, dass all das von vielen Leuten vorbereitet wurde. Wissen Sie, ausländische Dienste machen ihre Arbeit. Sie wollen uns für Lithium zerstören. So versucht "Rio Tinto" Lithium in Serbien abzubauen. Ich bin der einzige, der darüber sprechen kann. Ausländische Agenturen haben uns direkt zerstört", sagte Vucic. Präsident Vucic hat keine weiteren Einzelheiten über die Spione mitgeteilt und auch nicht erklärt, was die zuständigen serbischen Dienste in diesem Fall getan haben.

Der pensionierte General Momir Stojanovic, ehemaliger Chef des Geheimdienstes VBA (Serbiens Militärgeheimdienst), bewertete die Äußerung des serbischen Präsidenten als politische Propaganda und stellte die Frage:

"Wie hat der Präsident festgestellt, dass es sich um ausländische Spione handelt? Um dies behaupten zu können, ist es erforderlich, dass die zuständigen Landesbehörden verlässliche Informationen darüber haben, dass bestimmte Personen Daten sammeln, die Militär-, Staats- und Dienstgeheimnisse darstellen, und dass sie diese Daten an die Nachrichtendienste übermitteln, für die sie arbeiten. Wenn die serbischen Dienste über diese Informationen verfügen, stellt sich die Frage, warum sie nicht sofort festgenommen und wegen Spionage angeklagt wurden."

Neue Kriegsfront am Balkan?

Der Parlamentsabgeordnete der regierenden SNS-Partei (Partei von Aleksandar Vucic) Zoran Dragisic (Anti-Russe), Professor an der Fakultät für Sicherheit, stellt fest, dass eine große Anzahl ausländischer Geheimagenten mit den Konflikten in der Ukraine und der Absicht Russlands, sich zu öffnen, in Verbindung gebracht werden kann. Droht eine neue Kriegsfront auf dem Westbalkan? Viel weiter in die antirussische und globalistische Propaganda und Performance mit unterstellten "Informationen" trat der bis vor kurzem wenig bekannte Belgrader Anwalt Čedomir Stojkovic in die "Spionage"-Geschichten ein. Er ist Gründer und Anführer der obskuren Bewegung "Oktobar". Sein Team Team beschäftigt sich mit der Identifizierung von Putins Spionen in der Republik Serbien.

Anti-Russen sprechen von russischer Unterwanderung 

Sie baten den russischen Botschafter in Belgrad, Aleksandar Bocan Harcenko, ihre 4.036 Agenten – Spione aus Serbien – abzuziehen, wie sie erklärten. Ihren Behauptungen zufolge seien 27 russische Spione in der serbischen Regierung, 7 rund um den serbischen Präsidenten, 86 im Verteidigungsministerium, 64 im Innenministerium und 113 in der BIA (Serbischer Inlandsgeheimdienst) eingeschleust.

BIA-Geheimdientchef Aleksandar Vulin; ZVg. Milan Timotic

Auch sei eine große Zahl von Agenten, wie sie sagen, in die religiösen, schulischen, kulturellen und Medien (Radio, Fernsehen und Printmedien) eingedrungen. Besonders betont die Gruppe um Stojkovic, dass der Außenminister Ivica Dacic seit vielen Jahren ein russischer Spion sei. Auf die schwerwiegenden Vorwürfe, dass ausländische Agenten in staatlichen Institutionen „arbeiteten“, gab es keine Reaktionen seitens der offiziellen Stellen und Ministerien in Belgrad. Es ist jedoch interessant, dass keiner der sogenannten Analytiker und aggressiven Lobbyisten der antirussischen Propaganda die Frage nach der Anwesenheit von Agenten aus irgendeinem anderen Land in serbischen Institutionen abseits der russischen aufwirft.


Ivica Dacic; ZVg.: Milan Timotic

Westen will Serben-Sanktionen gegen Russland

Bis vor kurzem kursierten in Belgrad ernste Gerüchte, dass in hohen staatlichen Institutionen vor Jahrzehnten Agenten aus Amerika, England, Deutschland, Frankreich, Kroatien, Italien, Österreich, Polen, Bulgarien und der Türkei installiert worden seien. Sind all diese Agenturen plötzlich aus Belgrad verschwunden, oder ist nun sogar Serbien der Hysterie verfallen, dass die Russen und Putin für alle Probleme dieser Welt verantwortlich sind? Oder hat alles damit zu tun, dass Serbien das einzige europäische Land ist, das keine Sanktionen gegen Russland verhängt hat? Es ist offensichtlich, dass die EU Serbien mit aller Macht unter Druck setzt, westliche Sanktionen zu unterstützen und einzuführen, in denen die führenden Länder der serbischen Regierung den ultimativen Vorschlag unterbreiteten, „Sanktionen gegen Russland einzuführen, das unabhängige Kosovo anzuerkennen, oder Sie selbst werden sanktioniert". Spionage-"Affären" haben in den Gebieten des ehemaligen SFR-Jugoslawiens seit dem Tito-Stalin-Konflikt (1945 bis 1953) eine lange Tradition. Nach dem Zerfall Jugoslawiens 1990 zog Präsident Slobodan Milosevic gegen die westlichen Geheimdiensten "in den Krieg", und Aleksandar Vucic steht nach heutigem Stand mit Agenten aus aller Welt in Spionage-Gefechten.

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