Menschen-, Organ- und Waffenhandel

Rattenlinien: Wie Islamisten und Mafiosi über den Balkan in die EU ziehen

Welt
Milan Timotic

Als "Ratlines" also Rattenlinien wurden die Fluchtrouten der Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet. Milan Timotics Reportage zeigt: Die Rattenlinien sind wieder da. Diesmal ziehen sie sich vor allem durch den Balkan. In Serbien nimmt die Polizei regelmäßig Islamisten-Kader, ukrainische Schwerstkriminelle und andere dubiose Personen fest. Mit ihnen finden ganze Arsenale von Maschinengewehren und anderen Waffen, Drogen und menschliche Organe ihren Weg nach Europa.

Erstmals seit 1946 werden wieder „Rattenlinien“ gezogen. Von 1942 bis Ende des Jahres 1946 waren die so bezeichneten Routen ein sicherer Weg für Hunderte von Kriegsverbrechern, Tausende von Nazis und anderen Verbündeten Hitlers um vor den Alliierten zu fliehen. Mithilfe der Mächtigen aus dem Vatikan bzw. der katholischen Kirche konnten sie nach Südamerika gelangen und ließen sich in Argentinien, Mexiko, Guatemala, Brasilien, Chile, Bolivien, Paraguay und Ecuador nieder. Andere kamen auch nach Amerika, Kanada und in den Nahen Osten. Heute, 81 Jahre später, werden wieder Routen gezogen. Diesmal sind sie von Schurken und Bandenkriminellen aus Ost- und Nordafrika frequentiert, die über die Rattenlinien in die EU eindringen. Die trägen, faulen und fettgefressenen „Katzen“ schlafen währenddessen tief und fest in Brüssel.

Stark frequentiert: Die Rattenlinie durch Serbien nach Ungarn

Eine der zahlreichen und am stärksten befahrenen Rattenlinien führt durch Serbien bis zur ungarischen Grenze. Illegale Lager, die seit Mitte letzten Jahres und Anfang 2023 gut versteckt im Ödland im Nahbereich der Staatsgrenzen liegen, werden ständig von Spezialeinheiten der serbischen Polizei kontrolliert. Sie nimmt regelmäßig Migranten fest, die illegal in das Hoheitsgebiet Serbiens eingedrungen sind. Darunter befinden sich oftmals auch Menschen mit außergewöhnlichen Berufen und Hintergründen.


Wikimedia/Wiki-vr.mp CC-BY 4.0

General der ukrainischen Geheimpolizei verhaftet

Mitte Juni 2022 verhaftete die serbische Polizei am Grenzübergang zwischen Serbien und Nordmazedonien den General der ukrainischen Geheimpolizei, Andrij Naumov. Dabei entdeckte die Exekutive 600.000 Euro, 125.000 Dollar und Edelsteine in einem geheimen Versteck in seinem Auto. Gut informierte Kreise, die in die Ermittlungen in diesem Fall des Schmuggels großer Geldsummen involviert waren, sagen, dass General Naumov federführend war und den Transport von über 9 Millionen Euro sichergestellt hat. Heute ist unklar, ob Naumov nach Nordmazedonien gezogen ist oder sich nach wie vor in Serbien befindet.  


Andij Naumov; ZVg von Milan Timotic


Aus gut informierten Kreisen rund um diese Mission heißt es, es handelte sich um einen der neuen Rattenkanäle, die heute nach 1946 neu gelegt wurden. Für wen oder wofür das Geld bestimmt war und woher es gekommen ist, ist nach wie vor ein Geheimnis. Die offiziellen Stellen haben dazu keinerlei Informationen veröffentlicht.

Gefährliche Wege: Maschinengewehre und andere Waffen

Das weckt das Interesse der serbischen Öffentlichkeit erst recht. So stehen vor allem die Herbstrazzien der Spezialpolizei im Norden Serbiens an der ungarischen Grenze im Fokus der Aufmerksamkeit. Dabei wurden 1000 Migranten festgenommen. Laut Polizeiinformationen wurden mehrere interessante Personen, automatische Waffen (AK 47), großkalibrige Pistolen, Teile von Kampfuniformen, Bajonette, Macheten und Messer sichergestellt. Natürlich wurden im Zuge der Polizeiintervention auch große Geldbeträge (Euro und Dollar) sowie leichte und harte Betäubungsmittel entdeckt. Die Rattenlinie, die durch Serbien in den Norden Europas führt, ist höchstgefährlich: Migranten aus Kriegsgebieten und den wirtschaftlich ärmsten Ländern Asiens und Afrikas ziehen durch.

Die serbische Polizei fand im Zuge einer Razzia diese AK 47: 


Milan Timotic

Sie errichten Lager, die von bewaffneten Milizen kontrolliert werden

Die Fahnder der serbischen Polizei erwischten mehrere Personen aus äußerst gefährlichen Netzwerken mit beachtlichen, kriminellen Vorgeschichten. So gingen den Ermittlern am 29. Dezember 2022 hohe Tiere aus Afghanistan in die Falle. Mitunter wurden General Abdul Bashir Hashimi und sein Begleiter Mer Hamza, ein Scharfschütze und Kommandeur der berüchtigten 313 Bardi-Einheit inhaftiert. Auf französischen Haftbefehl hin fahndete Interpol bereits nach ihnen wegen gefährlicher Verbrechen und schwerer Formen des Terrorismus. In dem versteckten illegalen Lager, in dem sie sich aufhielten, war eine mit AK-47 bewaffnete Miliz, bestehend aus Afghanen stationiert.


General Abdul Bashir Hashimi und Mer Hamza (Milan Timotic)

Einen Monat nach ihrer Verhaftung hat die Öffentlichkeit in Serbien noch keine Erklärung darüber erhalten, wie der Stand der Ermittlungen ist und wann bzw. ob es zu einem Gerichtsverfahren kommt. Wie der IS-General nach Serbien „reiste“, über welche Kanäle er ins Land eindrang und welches Reiseziel er verfolgte, ist ebenso ein gut gehütetes Geheimnis. Die meisten Afghanen, die illegal in die Europäische Union einreisen, geben an, dass ihr Endziel Österreich oder Deutschland ist. Das EU-Projekt FRONTEX hat im Mai 2021 mit einem Budget von 250 Millionen Euro ein Abkommen mit der Republik Serbien über die Zusammenarbeit und Unterstützung bei der Sicherung ihrer Grenzen unterzeichnet. Doch auch FRONTEX hat sich zu diesem brisanten Fall nicht gemeldet.

Kosovo: Drogen-, Waffen- und Organhandel

Zu beachten sind auch die Rattenlinien, die den selbsternannten "Staat" Kosovo in alle Richtungen durchqueren. Besonders stark frequentiert sind diejenigen, die nach Montenegro, Albanien, Italien, Griechenland und in die Türkei führen. Diese Routen unterscheiden sich von den Routen nach Nord- und Westeuropa. Sie sind vom Handel mit Betäubungsmitteln, Waffen und menschlichen Organen dominiert.

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine ist der Umsatz von modernen NATO-Waffen sprunghaft gestiegen, was zeigt, dass die ukrainische Mafia mit korrupten Mitgliedern der ukrainischen Armee in bester Verbindung steht. Anstatt die Waffen an die Front zu bringen, werden große Mengen auf dem Schwarzmarkt verkauft. Gefährliche und mächtige Waffen aller Art sind nun leicht zu erwerben und landen in Arsenalen der italienischen Mafia und aggressiver und rücksichtsloser Terroristenformationen aus dem Nahen Osten.

Nach Schätzungen der Geheimdienste, die diese Aktivitäten überwachen, wird davon ausgegangen, dass im Kosovo undurchsichtige Geschäfte betrieben werden, die Gewinne von über drei Milliarden Euro einbringen.

ZVg Milan Timotic



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