Roter Machtkampf eskaliert

Doskozil bewirbt sich um SPÖ-Vorsitz: Sind Rendi-Wagners Tage gezählt?

Politik
Rendi-Wagner: Kontrast.at, Flickr; Doskozil: SPÖ Presse und Kommunikation, Wikimedia Commons (beide CC BY-SA 2.0); Komposition: Der Status

Seit einiger Zeit pfiffen es die Spatzen bereits von den Dächern, nun ist es Gewissheit: Der burgenländische Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil bewirbt sich um den SPÖ-Vorsitz - will diesen allerdings nicht auf einem Parteitag, sondern per Urabstimmung erringen. Damit könnte die Rendi-Wagner-Ära jäh enden.

Steht angezählte Parteichefin vor der Ablöse? 

In den letzten Wochen schien die SPÖ nur mehr mit sich selbst beschäftigt. Die insbesondere von der Wiener Landespartei gestützte Bilderbergerin Joy Pamela Rendi-Wagner lieferte einen hochnotpeinlichen ZiB2-Auftritt, dessen Hauptessenz war, dass die Doskozil-"Störfeuer" quasi an allem Schuld wäre - auch an den sinkenden Umfragewerten. Zuletzt warf sie ihm sogar eine "Heckenschützen-Mentalität" vor. Der einzige mit absoluter Mehrheit regierende Landeshauptmann des Landes wiederum schnitt unlängst bei Umfragen zu seiner fiktiven Spitzenkandidatur weitaus besser ab als die Parteichefin. Es folgte eine skurrile Posse um Mitgliedsbeiträge aus dem Burgenland. 

Rendi-Wagner suchte die Flucht nach vorn und forderte Doskozil geradezu auf, gegen sie in den Ring zu steigen. Das ließ sich dieser nicht zweimal sagen: Am heutigen Dienstag übermittelte er ein Schreiben nach Wien, in dem er seine Bewerbung um den Parteivorsitz bekanntgab. Für eine Kampfabstimmung auf einem hastig einberufenen Sonderparteitag stehe er nicht zur Verfügung. Allerdings fordert er vor dem Parteipräsidium am Mittwoch eine "Urabstimmung" der Mitglieder über die Parteiführung. Mit einer solchen könne auch vor der Landtagswahl in Salzburg am 23. April noch rechtzeitig Ruhe einkehren. 

Doskozil hofft auf Ampel mit Grünen & NEOS

Um für seine Person zu werben, verweist Doskozil auf Errungenschaften aus seiner Zeit als Landeshauptmann im Burgenland. Diese würden von einem Mindestlohn über Gratiskindergärten bis zu Mietpreis- und Wärmepreisdeckel reichen. Er forderte Antworten beim Steuersystem, beim Ausbau von Alternativenergien und bei den Themen Asyl und Migration. Seine innerparteilichen Kritiker werfen ihm hingegen immer wieder vor, seine Prestigeprojekte in Eisenstadt durch eine Schuldenpolitik finanziert zu haben, welche im Bund nicht tragbar sei. 

Dass Doskozil nun vorprescht dürfte auch direkt mit der Umfragen-Situation zu tun haben. Denn momentan schaut alles nach einer FPÖ-geführten Bundesregierung nach der nächsten Nationalratswahl aus: Denn Zweierkoalitionen gegen die Freiheitlichen sind aktuell nicht möglich, während sowohl blau-rot, als auch blau-schwarz eine Mehrheit hätte. Doskozil hingegen ist ein Verfechter einer österreichischen Variante der "Ampel", sprich eine Zusammenarbeit zwischen SPÖ, Grünen und NEOS - die aus Sicht vieler kritisher Bürger erst recht wieder eine "Horror-Koalition" darstellen würde. Diese hätte nach aktuellem Umfragen-Stand keine Mehrheit. 

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