Alle 11 Min. verliebt sich ein Journalist...

Leitmedien lieben Habeck: Wenn der 'Fährenflüchtling' zum Kanzler erkoren wird...

Meinung
Bild: Heinrich-Böll-Stiftung, Flickr, CC BY-SA 2.0

Noch vor nicht allzu langer Zeit, als ich aktiv im Berufsleben stand, war es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass man als Journalist vor allem zu den Regierenden eine Distanz wahrt - und sich vor allem nicht als persönlicher oder institutioneller Steigbügelhalter instrumentalisieren lässt. Natürlich wissen wir mittlerweile, dass dieses Credo von den Leitmedien über den Haufen geworfen wurde. Trotzdem ist es immer wieder erstaunlich, wie offensichtlich sich manche Presseschaffende an das Establishment anbiedern.

Gastkommentar von Dennis Riehle

Kritische Distanz offenbar überbewertet

Immer häufiger passiert das auch bei denjenigen Sendern und Zeitungen, welche man lange als Fels in der Brandung wahrnahm - und die eigentlich als eine recht objektive und unabhängige Informationsquelle galten. Doch wenn man sich in diesen Tagen als Redaktion dazu hinreißen lässt, den Bundeswirtschaftsminister als "Person der Woche" zu küren - und bereits heute seine Kanzlerkandidatur feiert, dann ist das Maß des Erträglichen für einen Zuschauer, der auf Sachlichkeit, Kritik und Skepsis wartet, bei weitem überschritten worden.

Sich derart offensichtlich als Handlanger hinzugeben und Robert Habeck zu pushen, das hat mit dem Neutralitätsgebot nichts mehr zu tun, das die Publizistischen Grundsätze als Richtungsschnur für die Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben haben. Wenn nicht einmal mehr der Versuch unternommen wird, die Nähe zur Ampel zu vertuschen, ist nicht nur der Ruf der Journaille längst ruiniert, sondern es lebt sich als woker Kolumnist auch recht ungeniert.

Am medialen Narrenschiff ins grüne Kanzleramt?

Es spricht schon für eine völlige Entfremdung von jeglichem Berufsethos und für ein ignorantes Verzichten auf jede Reputation, wenn man mit augenscheinlicher Werbung für einen bestimmten politisch Verantwortlichen einen Hype zu generieren versucht, der einen grünen Amtsträger in der Gunst des Wahlvolkes glorifizieren soll. Die süffisante Hybris der Mächtigen zeichnet sich unter anderem auch dadurch aus, dass eine Partei rund eineinhalb Jahre vor der Abstimmung ihr Zugpferd bestimmt, welche in den Umfragen nicht einmal ansatzweise das Potenzial besitzt, in die Lage des stimmenstärksten Gewinners zu kommen.

Selbstredend weiß man mittlerweile um den unbeirrbaren Fanclub des Philosophen, welcher sich im Nebenberuf mit den nicht mehr produzierenden, aber keinesfalls insolventen Unternehmen beschäftigt, die in diesen Tagen keinesfalls unter einer schlechten wirtschaftlichen Lage leiden, sondern allenfalls unter den Zahlen. Es sind die in ihrer Ideologie zutiefst verhafteten Unterstützer einer Figur, welche polarisierender nicht sein könnte, die nun im Gleichschritt Applaus klatschen für ihren Jesus von der Küste.

Als Habeck sah, dass der Hafen voll war...

Die Einen feiern ihn als den Messias, der die Welt vom CO2 befreien wird. Die Anderen sehen in ihm die Abrissbirne für die Bundesrepublik, die Wohlstand und Wachstum zugunsten einer brachialen und postsozialistischen Energiewende zu opfern bereit ist.

Es geht nicht nur um seine unübersehbar fehlende Fachkompetenz, die er mehr oder weniger bereitwillig auf den Tisch zu legen bereit ist. Viel eher hat der in Schüttsiel von der Wirklichkeit verfolgte Fährenflüchtling in vielen seiner Aussagen zumindest Spielraum für die Interpretation gelassen, dass er im tiefsten Inneren gar kein Ökologist ist, der von dem Ausmaß des menschgemachten Klimawandels tatsächlich so vehement überzeugt scheint, wie er es nach außen predigt.

Robert lässt die Sprechpuppen tanzen

Stattdessen dürfte er von einem unbändigen Willen zur Herrschaft getrieben sein, bei dem es letztlich vor allem darum geht, das befriedigende und kompensierende Empfinden von Überlegenheit zu spüren, welches unter anderem aus der sich eigens zugesprochenen Befugnis zur Repression, Lenkung und Gängelung der Bürger erwächst. Ich bin mir nicht sicher, ob es am Ende tatsächlich für ihn entscheidend ist, dass die Landschaft mit Windrädern, Solarparks und LNG-Pipelines zugepflastert ist.

Stattdessen vermag es wichtiger zu sein, dass es Robert Habeck himself gewesen ist, der es auf eine machtmissbräuchliche und den geschworenen Eid mit Füßen tretende Art und Weise geschafft hat, der Republik eine Traumwelt zu oktroyieren - und die Gesellschaft damit zu unterjochen. Nach dem Motto "Seht her, ich kann tun und lassen, was ich will - und ihr seid dabei nicht mehr als meine nützlichen Marionetten!" strebt er nach dem offenbar in seiner bisherigen Vergangenheit vernachlässigten Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Am grünen Wesen soll der Planet genesen?

Er zieht die Nation als eine Spielwiese heran, auf der er seine bisweilen narzisstisch, hochmütig und abgehoben daherkommende Charakterlichkeit austoben kann. Wir alle sind zu seinem Experimentierfeld geworden, in dessen Kern er sein Ego in Form von Denkmälern zu platzieren gedenkt. Die von ihm verordnete Wärmepumpe, das E-Auto oder die Photovoltaikanlage sollen uns ewig daran erinnern, wonach hier jemand am Werk gewesen ist, der uns noch immer weismachen möchte, dass der Strom in der Steckdose entsteht und das Atomkraftwerk in der Ukraine sicherer und nachhaltiger ist als in unseren Breiten.

Für die Bestätigung seines Ichs braucht es gleichzeitig einen Ausgleich des durch Arroganz überspielten Minderwertigkeitskomplexes. Dieses Bemühen können wir nahezu auf jeder Bühne erleben, auf der Habeck mit eigentümlichen Diagrammen und Skizzen die Welt zu erklären gedenkt. Die Unverfrorenheit, Dreistigkeit und Böswilligkeit, den Menschen hierzulande ihre Altersvorsorge zu rauben, die Preise künstlich in die Höhe zu treiben, Kaufkraft zu verringern, Konkurrenzfähigkeit zu schmälern und die Konjunktur abzuwürgen, verletzt nicht nur die Integrität des Souveräns. Sondern sie ramponiert auch das Ansehen des einstigen Vorbildes in Sachen Stabilität im Ausland.

Kampf gegen Heimat, Eigentum, Freiheit

Und als Beifang dieses Gebarens werden Freiheits-, Meinungs- und Eigentumsrechte der Bevölkerung beschnitten - und zumindest indirekt eine Enteignung vorangetrieben, die ganz im Sinne desjenigen ist, der mit einem Heimatgefühl noch nie etwas anfangen konnte - bei Gegenwind und je nach politischer Wetterlage aber gerne dazu bereit ist, deutschen Standortpatriotismus anzumahnen. Zwar mangelt es ihm nicht an Durchsetzungswillen, wohl aber an einer soliden authentischen Glaubwürdigkeit und dem belastbaren ökonomischen Grundverständnis. Ihm geht es nicht um das Wohle derjenigen, die ihn zum Vize neben Scholz gemacht haben.

Sein Kalkül liegt in einer postpubertären Trotzigkeit, manch lebensbiografische Lücke auf Kosten Anderer zu schließen. Er sieht sich als eine gottgleiche Gestalt und ideellen Todesengel, der das Bewährte, Funktionierende und Existierende bis hin zum Herzstillstand zerstören muss, um danach mit der Wiederbelebung zu beginnen - und etwas Neues zu erwecken, für das man ihm auf ewig dankbar ist. Dass es sich dabei lediglich um eine Fiktion handelt, die bereits jetzt mehrfach an der Realität gescheitert ist, bleibt allerdings eine störende Randnotiz.

Wenn sich eine latente Mehrheit nicht aus dieser Geiselhaft lossagt und dem Treiben durch ein klares Votum auf dem Stimmzettel eine Absage erteilt, besteht tatsächlich die Gefahr, dass wir in Ruinen enden - aus denen es aufzuerstehen nahezu unmöglich wird.


Zur Person:

Dennis Riehle ist Journalist, Autor und Berater. Seine Schwerpunkte sind: Selbsthilfe, Soziales, Psychologie, Gesundheit, Philosophie, Theologie, Politik, Menschenrechte, Nachhaltigkeit.

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