Lebensmittel bleiben teuer

Zum dritten Mal in Folge: Massive Reallohnverluste für Deutsche

Wirtschaft
Bild: Freepik

Die Reallohnverluste für die Deutschen lagen im vergangenen Jahr bei vier Prozent und waren damit deutlich höher als erwartet. Zudem ist es das dritte Minus in Folge und zugleich der stärkste Verlust seit Beginn der Statistik. Schuld sei die hohe Inflation, heißt es. Aber Entspannung ist bei weitem nicht in Sicht, vor allem auch nicht bei den Lebensmittelpreisen, die weiter auf Rekordhöhen bleiben sollen.

Im vergangenem Jahr war der Reallohnverlust in Deutschland mit 4 Prozent deutlich höher als ursprünglich angenommen, so das Statistische Bundesamt in einer Analyse. Zwar seien die Nominallöhne 2022 im Schnitt um 2,6 Prozent gestiegen, aber dies sei um 0,9 Prozent weniger gewesen als ursprünglich veranschlagt gewesen sei. Außerdem wurden die Erhöhungen durch die deutlich gestiegene Inflation  - die Verbraucherpreise erhöhten sich um 6,9 Prozent - aufgefressen. Dies ist bereits der das dritte Jahr in Folge, in dem die Deutschen mit sinkenden Reallöhnen konfrontiert sind und seit Beginn der Statistik im Jahr 2008 ist es zugleich der massivste Verlust.

Inflation statt Kurzarbeit

Statt wie in dem vergangenen Krisenjahr 2020, als vor allem die massiv angestiegene Kurzarbeit zu einem Verlust der Nominal- als auch der Reallöhne beitrug, war es in den letzten beiden Jahren 2021 und 2022 in erster Linie die Inflation, die das Nominallohnwachstum völlig aufzehrte und zu sinkenden Reallöhnen beitrug. Ein weiterer Punkt, wieso der Reallohnverlust derartig hoch war, lag auch an der Umstellung der bisher als Basis herangezogenen Vierteljährlichen Verdienst­erhebung (VVE) auf die neue Verdienst­erhebung (VE).

Genauere Berechnung

Denn während bei der VVE lediglich die Verdienstent­wicklung der Vollzeit-, Teilzeit- sowie geringfügig Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungs­bereich bei Betrieben mit mindestens 5 beziehungsweise 10 sozialversicherungs­pflichtig Beschäftigten erfasst wurden sind in der neuen VE alle Beschäftigungs­verhältnisse nicht nur im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungs­bereich, sondern auch bei landwirtschaftlichen Betrieben ab einer sozialversicherungs­pflichtig beschäftigten Person enthalten und nicht mehr nur ab einer bestimmten Mindestanzahl. Durch die Umstellung konnten aber etwa auch Corona-Sonderzahlungen in Betrieben und im öffentlichen Dienst nicht vollständig erfasst werden.

Hohe Preise sind gekommen um zu bleiben

Neben den Reallohnverlusten, die wohl nicht so schnell kompensiert werden, müssen sich die Deutschen aber auch weiterhin mit den massiv gestiegenen Preisen abfinden. Zwar ergab eine Umfrage des Münchner ifo-Instituts, das immer weniger deutsche Unternehmen in den kommenden drei Monaten ihre Preise weiter erhöhen wollen, sinken werden sie deshalb allerdings auch nicht. "Die Preisanhebungswelle dürfte damit ihren Scheitelpunkt bereits überschritten haben“, so ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser, der aber zugleich warnt: "Daher dürfte die Inflation in den kommenden Monaten nur sehr langsam zurückgehen. Vor allem die Kernrate, also der Anstieg der Verbraucherpreise ohne Energie, wird weiter hoch bleiben."

Lebensmittel bleiben teuer

Denn vor allem der Einzelhandel und die konsumnahen Dienstleistungen bilden weiter den Schwerpunkt der Preiserhöhungen. Während in einigen Bereichen das Barometer für Preiserwartungen sank, stiegen "in einigen Bereichen des Einzelhandels [...] die Preiserwartungen sogar wieder", so das ifo-Institut. Und dazu gehören neben dem Handel für Nahrungsmittel und Getränke (von 64,8 auf 69,9 Punkte) auch der Bereich Computer- und Software (von 22,3 auf 57,9 Punkte), Fahrräder (von 22,9 auf 30 Punkte) sowie Informations- und Kommunikationstechnik (von 33,3 auf 37,3 Punkte). Gesunken sind die Werte hingegen im produzierenden Gewerbe. Im Baugewerbe nahm das entsprechende Barometer von 6,6 auf 5,0 Punkte ab, im verarbeitenden Gewerbe von 17,7 auf 12,4 Punkte.

Auch in Österreich keine Entspannung

Weiterhin hoch bleiben die Preise auch in Österreich. Obwohl die Inflation leicht unter die 10-Prozentmarke gefallen ist, hat dies bei Lebensmitteln und an der Supermarktkassa keinerlei Auswirkungen. Zwar konnten die Supermärkte im vergangenen Jahr ihre Umsätze steigern - bei REWE waren es im Lebensmittelbereich um 4,6 Prozent, beim Diskonter Penny 9,2 Prozent, Hofer und Lidl haben noch keine Zahlen veröffentlicht - aber die Händler argumentieren auch mit den Kostensteigerungen mit denen sie sich konfrontiert sehen.

Nach der Ankündigung von Sozialminister Rauch, dass er sich gemeinsam mit Parteigenosse Vizekanzler Kogler und den Lebensmittelhändlern zusammensetzen wolle, meldete sich auch der Handelsverband zu Wort. Laut ihm habe der Lebensmittelhandel 2022 "inflationsdämpfend" gewirkt und dadurch ein "inflationsbereinigtes Umsatzminus von 3,2 Prozent" erwirtschaftet. Was unterm Strich bleiben wird, für den Verbraucher wird es weiterhin teuer - denn Preisdeckel oder eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel schließt die Regierung aus.

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