Engelhorns gefährliche Phrasendrescherei

Wohlfeile Bauernfängerei: Milliardärs-Erbin fordert „Reichtumsgrenze“

Wirtschaft
TV-Mockup: Freepik; Screenshot: ORF; Komposition: Der Status

Wenn es um die Überwindung der Kluft zwischen Arm und Reich geht, treten oft Konzepte wie eine „Reichensteuer“ auf den Plan. Seitdem BASF-Erbin Marlene Engelhorn durch alle Medien gereicht wird und sich für massive Vermögenssteuern starkmacht, wird die Debatte aber unaufrichtig geführt. Sie bringt nun eine „Reichtumsgrenze“ ins Spiel. In Wirklichkeit stellt sie sich aber nicht auf die Seite der leidgeprüften Arbeiterschaft, sondern auf jene der globalen Eliten.

Vermögensverteilung als billiger Hebel

Die Debatte über die Verteilung des Vermögens ist ewig jung. In Deutschland besitzt das reichste Prozent 36 Prozent des Vermögens, während 16 Prozent der Bürger armutsgefährdet sind. In Österreich sind es gar 40 Prozent des Nettovermögens – wobei 17 Prozent armutsgefährdet sind. Für Einzelhaushalte heißt das: Weniger als 1.371 Euro stehen im Monat zur Verfügung; bei einer Familie mit drei Kindern liegt die Schwelle bei 3.291 Euro netto. Das ist in etwa jene Summe, die zwei erwachsene „Hackler“ im Median per Vollzeit-Lohnarbeit verdienen.

Vor diesen nackten Zahlen scheint die Antwort allzu simpel. Würde man dem reichsten deutschen Prozent nur ein Prozent ihres Vermögens abzwacken, kämen 35 Mrd. Euro zusammen, in Österreich immerhin knapp vier Milliarden. Es ist eine Summe, die für hart arbeitende Bürger, denen am Ende des Monats wenig übrigbleibt, von dem sie ihr Dasein in „Problemstadtteilen“ fristen müssen, riesig vor. Da rennt Engelhorn mit ihrer Phrasendrescherei offene Türen ein, denn laut Umfragen kann sich eine Mehrheit der Österreicher eine Vermögenssteuer zumindest vorstellen.

Konformistische Rebellion des „Rich Kids“

Sie wurde in den Reichtum geboren. Das Einkommen ihrer Großmutter beträgt 4,2 Milliarden US-Dollar. Engelhorn erwartet, einen zweistelligen Millionenbetrag zu erben. Sie gründete die Initiative „Taxmenow“ und behauptet, selbst 90 Prozent Steuer zahlen zu wollen. Ihr Vorfahr ist BASF-Gründer Friedrich Engelhorn, nachdem mehrere Generationen die Boehringer-Mannheim-Gruppe führten, wurde das Konstrukt vor 25 Jahren an den Pharmakonzern Roche veräußert.

Aus der Warte des „Rich Kids, das den Mund aufmacht“ (O-Ton Engelhorn) tourt sie nun medienwirksam durch die Welt. Im Vorjahr gab sie ihre Pläne am Rande des WEF-Gipfels in Davos zum Besten. Kritische Journalisten wurden von der Polizei schikaniert, Engelhorn war willkommen. Es lässt sich erkennen: Es ist eine „konformistische Rebellion“, die im Sinn der globalistischen Eliten ist, die ihren Welt-Umbau samt eigenem Macht-Ausbau als „sozial gerecht“ verkaufen wollen.

Auch im Staatsfunk durfte Engelhorn auftreten. Was sie sagt, hört sich attraktiv und sozial an - solange man den Haken nicht bedenkt: 


Die Crux mit dem „Schonvermögen“

Logisch, dass man Leute wie Engelhorn vorschickt: Es gilt zu vermitteln, es gebe eine Masse von Leuten, die „Geld zum Saufuttern“ hätten – ohne eigene Leistung. Schon bei konkreten Vorschlägen, zeigt sich aber die Gefahr. Die SPÖ fordert eine „Millionärssteuer“, auch die deutsche Gewerkschaft ver.di ist der Ansicht, dass man mit einem Schonvermögen von 1 Mio. Euro nicht mehr zum Mittelstand gehöre. In Wahrheit ist diese Summe aber schneller erreicht, als man denkt.

Viele mittelständische Betriebe, die vor allem die Arbeitskräfte in der Region halten, haben Firmenbewertungen, die in die Millionen geht – ohne dabei wirklich einen so nennenswerten Gewinn zu erwirtschaften, um auf großem Fuß leben zu können. Auch der Wert eines mittelgroßen Bauernhofs – und laufe er noch so defizitär - samt Landmaschinen kann diese Schwelle allzu schnell überschreiten. Zumal dort der Übergang zwischen Privatvermögen und Betrieb fließend sind - all sie liefen somit in Gefahr einer teilweisen Enteignung.

Steueroptimierung der „Big Player“

Solange die Forderungen also dermaßen diffus ausfallen, treffen sie nicht die wirklich Reichen, sondern mitunter regionale Firmen und Jungbauern (auch wenn diese im SPÖ-Vorschlag offiziell ausgeklammert wurden). Jene Eliten, die wirklich über riesigen Reichtum verfügen, könnten es sich hingegen weiter richten. Sie verschieben ihre Firmensitze in Steueroasen, ihre Produktion in Billiglohnländer und beuten für ihre Logistik jede Menge Leute aus, indem sie diese als „Scheinselbständige“ beschäftigen, um auch noch das Arbeitsrecht zu umgehen.

So steht etwa der Versand-Riese Amazon – sein Chef Jeff Bezos ist der reichste Mann der Welt – seit Jahren wegen des Vorwurfs, schlechte Löhne zu zahlen, in der Kritik; die Lagerhaltung findet in osteuropäischen Ländern wie Polen statt. Die multinationale Kaffeekette Starbucks wiederum zahlten in Österreich im Jahr 2019 gerade einmal 2.848,43 Euro an Steuer, weil sie angeblich nur 70.000 Euro an Gewinn erwirtschafteten.

Der Trick mit der Privatstiftung

Bei den Superreichen scheitert es also bereits an der Schließung der Steuerlücken. Ob Schwab, Soros, Bertelsmann oder Gates: Die großen Weltenlenker verschieben ihr Geld in zahlreiche Stiftungen und verkaufen sich über ihr Wirken dann als „Menschenfreunde“. Auch in Österreich sind Stiftungen ein gutes Mittel, um großes Vermögen steuerlich zu optimieren.

Während Normalsterbliche für jeden Euro über 2.291 Euro Monatseinkommen bereits 30 Prozent Lohnsteuer zahlen, sind Privatstiftungen mit 27,5 Prozent an Kapitalertragssteuer (KESt) bereits endversteuert. Das große Vermögen ist im Besitz besagter Stiftungen und nicht in den Händen der Reichen, die darüber verfügen. Sie sind, wenn sie wollen, auf dem Papier arm wie eine Kirchenmaus.

Geld für „Rettung der Welt“ einsetzen

Hier wird auch der erwähnte „Standard“-Schlagabtausch zwischen Engelhorn und dem Unternehmer Georg Kapsch interessant, in dem sie eine „Reichtumsgrenze“ forderte. Hier die reiche Erbin, die sich als Altruistin gibt; dort jener Mensch, der als Chef der Industriellenvereinigung vorschlug, arbeitsfreie Feiertage abzuschaffen. Er selbst hat eine Familienstiftung, beteuert aber, dass „98 Prozent“ seines Vermögens das Unternehmen ausmachte und nicht tatsächliches Geld.

Zwar lässt Engelhorn durchklingen, auch Stiftungen anzapfen zu wollen. Aber eigentlich geht es ihr um anderes: „Es ist genug Geld da, um die Welt zu retten. Und wir machen es nicht.“ Andernorts gab sie zu Protokoll: „Es braucht Strukturen. Die Klimakrise bekommen wir auch nicht weggeklickt.“ Wenn sie davon spricht, die Macht „demokratisieren“ zu wollen, will sie also nur die „richtigen“ Themen mit dem Geld vorangetrieben wissen.

Eliten streiten getrennt, schlagen gemeinsam

Und die decken sich rein zufällig mit jenen, welche die „Stakeholder“, die sich in Davos, Alpbach & Co. treffen, forcieren wollen. Und diese Zirkel prophezeiten ja ohnehin bereits für das Jahr 2030, dass die Menschen „nichts mehr besitzen“ werden, aber angeblich damit glücklich seien. Währenddessen erklären uns junge Damen aus reichem Elternhaus die Welt. So stammt auch Luisa Neubauer etwa aus dem Reemtsma-Clan.

Die Klima-Extremisten der „Letzten Generation“, die mit umstrittenen Klebeaktionen in Museen und auf Straßen für Aufregung sorgen, erhalten einen großen Teil ihrer Finanzierung mit Geldern des „Climate Emergency Fund“. Die US-Stiftung bezieht ihr Geld zu einem erklecklichen Teil aus dem Vermögen einer Öl-Erbin des superreichen Getty-Clans. Es sind also vor allem die Begüterten dieser Welt, die sich als Helden für die Rettung der Zukunft ausgeben. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...


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